Meisterinnenförderprogramm bei Airbus
Frauen werden zu Überfliegerinnen

Die Werkshalle – ein Ort, an dem bislang fast ausschließlich Männer das Sagen hatten. Nun erobern ihn auch Frauen. Mit einem Förderprogramm können sie sich bei Airbus zu Meisterinnen qualifizieren. Ein gutes Beispiel für die Gleichstellung von Frauen, sagt die IG Metall. Sie fordert ein Recht ...

4. März 20144. 3. 2014


... auf Weiterbildung und garantierte Lernzeiten – für alle.

Plötzlich war da das Gefühl, dass es so nicht weitergehen kann. Dass das hier nicht das Ende sein kann. Stephanie France war nach der Ausbildung bei Airbus zur Verfahrensmechanikerin und weiteren zweieinhalb Jahren in der Strukturmontage nicht mehr zufrieden. „Ich hatte das Gefühl, gegen eine Wand zu laufen“, sagt die 24-Jährige, „ich wollte im Job weiter kommen. Ich wollte nicht stehen bleiben.“ Das ist sie auch nicht. Stephanie France hat sich viel bewegt in den vergangenen zwei Jahren, sie hat eine lange Strecke zurückgelegt, einen Weg, an dessen Anfang die Ausbildung bei Airbus in Stade stand und der sie mittlerweile ins Werk nach Hamburg geführt hat. Als Meisterin, als Vorgesetzte von 30 Mitarbeitern in der Rumpfstrukturmontage.

Frauenquote bei den Meistern erhöhen

„Meisterinnenförderprogramm“, heißt das Konzept, das der Airbus-Gesamtbetriebsrat initiiert hat, um bei Airbus auf der Ebene der Meister die Frauenquote zu erhöhen. „Die war eklatant niedrig“, sagt Betriebsrätin Gabriele König-Jamm, „von 211 Meisterpositionen waren sechs von Frauen besetzt. Das konnte so nicht bleiben.“ Und das ist es auch nicht.

Im Dezember 2011 hat der Betriebsrat von Airbus für die Standorte Hamburg, Bremen, Buxtehude und Stade ein Förderprogramm ausgearbeitet, das weiblichen Beschäftigten die Möglichkeit gibt, sich bei einem regionalen Bildungsanbieter zur Meisterin weiterbilden zu lassen. Airbus zahlt die Kosten für das Programm und unterstützt die angehenden Führungskräfte dabei mit Trainingsseminaren und auch Mentoringprogrammen. Während der neunmonatigen Weiterbildung erhalten die Teilnehmerinnen wahlweise 75 bis 95 Prozent ihres Gehalts. 54 Frauen haben sich für das Programm beworben, 24 wurden ausgewählt – und alle haben sie ihre Meisterausbildung bestanden.

Skeptische Kommentare

Einfach war das nicht immer, erinnert sich Stephanie France, und meint damit nicht die Meisterausbildung selbst, die sie im August 2012 in Hamburg begann, sondern die Kommentare einiger männlicher Kollegen: „Meinst Du, Steffi, Du packst das auch?“, das war einer der Sätze, die sie sich anhören musste. Ehrlich besorgt klangen sie, aber nur vordergründig. Männer, da ist sich die 24-Jährige sicher, bekommen in gleicher Situation solche Sätze niemals zu hören. Ob das wütend macht, sie schmerzt? Ach nein, sagt Stephanie France, eher sporne sie solche Skepsis an – und das helfe ihr auch bei den Aufgaben, die gerade vor ihr lägen.

Denn auch in Hamburg, wo sie seit drei Monaten arbeitet, wurde sie am Anfang skeptisch beäugt. Eine Frau als Meisterin? Eine 24-Jährige, eine, die selbstbewusst auftritt, die Tattoos trägt? Hm. „Ich habe zu meinen Kollegen gesagt, dass ich schon selbst wüsste, dass ich eine Frau bin und jung. Ich habe sie gebeten, mir zu helfen. Nur so könne es klappen.“ Es hat geklappt. Mittlerweile ist Stephanie France in ihrem Job als Meisterin angekommen. Ende der Entwicklung also, aus und fertig? Sie lacht. Na ja, jetzt habe sie ja noch viel zu lernen, jetzt müsse sie erst sicher werden im Job. Aber, vielleicht, eines Tages, wenn Sie beginne, sich zu langweilen, . . . Was dann kommen könnte, erläutert die Meisterin nicht.

Was die IG Metall fordert

Wissen veraltet immer schneller. Sich weiterbilden, das ist enorm wichtig. Um beruflich weiter zu kommen, muss man daher am Ball bleiben. Doch das ist nicht überall und nicht für alle gleichermaßen möglich. Die IG Metall fordert Chancengleichheit auch bei der Weiterbildung. Denn bislang gibt es hierzulande ein Missverhältnis: Je höher die Position und der Verdienst, desto größer ist die Chance auf Weiterbildung. Wer dagegen Teilzeit arbeitet und keinen guten Schulabschluss vorweisen kann, dessen Chancen auf Fortbildung sind deutlich geringer. Hierzulande sind das oft die Frauen, die davon betroffen sind. Das will die IG Metall ändern. Sie fordert ein Recht auf Weiterbildung, garantierte Lernzeiten und die sichere Finanzierung dieser Maßnahmen.

Neu auf igmetall.de

Newsletter bestellen