Daimler Gaggenau: Drohende Schwächung des Zulieferwerkes
Protest gegen Auslagerung der Getriebeproduktion

Nachdem der Daimler-Vorstand angekündigt hat, die Getriebeproduktion auszulagern, wehren sich die Beschäftigten gegen die drohende Schwächung des Standortes in Gaggenau. Etwa 3000 von ihnen demonstrierten gestern in der Innenstadt spontan gegen die geplante Verlagerung.

24. November 201024. 11. 2010


 

Lautstark ging es gestern zu in der Innenstadt von Gaggenau: 3000 Beschäftigte des Daimler-Zulieferwerkes hatten spontan die Betriebsversammlung verlassen, um gegen die geplante Produktionsverlagerung zu protestieren. Ab 2013 soll die Nachfolge-Generation des leichten Getriebes NSG 2 von ZF Friedrichshafen zugeliefert werden. Gegenüber dem SWR betonte eine Daimler-Sprecherin, dass keine Arbeitsplätze abgebaut würden. De facto geht es laut IG Metall Gaggenau in dieser Auseinandersetzung um etwa 100 000 Getriebe für Pkw mit Heckantrieb.

Proteste bei Daimler in Gaggenau. Foto: IG Metall Baden Württemberg.



Betriebsrat und IG Metall alarmiert
Während Daimler die Vorstandsentscheidung kleinredet, sind Betriebsrat und IG Metall Gaggenau alarmiert. Michael Brecht, Betriebsratsvorsitzender bei Daimler Gaggenau: „Für uns ist dies der Einstieg in den Ausstieg! Ohne den Bau leichter Schaltgetriebe ist die Ausrichtung unseres Werkes zu einem weltweiten Kompetenzzentum für manuelle und automatisierte Schaltgetriebe eine Farce geworden!“ Bereits vor Jahren musste das Gaggenauer Mercedes-Benz-Werk das Fertigen von Unimog-Fahrzeugen nach Wörth abgeben. Und baute den Standort dann aus zu einem Kompetenzzentrum für Getriebe aus. Deshalb wehrt sich der Betriebsrat nun vehement gegen die drohende Schwächung des Zentrums.

Drängende Fragen und großer Applaus
Ergibt die Entscheidung überhaupt wirtschaftlich einen Sinn? Wie gefährdet ist der Standort durch die Produktionsverlagerung? Und warum wurde der Betriebsrat – trotz Eigenverpflichtung des Daimler-Managements – nicht in die Entscheidungsfindung einbezogen? Drängende Fragen, die sich bahnbrechen zum Protest. Stefan Schwaab, Betriebsrat und Aufsichtsratsmitglied der Daimler AG auf dem Gaggenauer Marktplatz: „Diese Entscheidung wurde ohne wirtschaftliche Sachargumente, allein gegen die Interessen der Beschäftigten in Gaggenau gefällt. Was wiederum von einer in jeder Hinsicht engagierten Belegschaft nicht kampflos hingenommen werden kann!“ Der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Gaggenau, Roman Zitzelsberger, rief den Protestlern zu: „Kluge Unternehmen treffen ihre Entscheidungen mit der Belegschaft, nicht gegen sie! Das etwas weniger kluge Management erlebt das, was hier und heute in Gaggenau begonnen hat!“ Großer Applaus.

 

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