Hirschmann Automation and Control GmbH
Aus der Krise nichts gelernt

Mitten in der Krise will der US-amerikanische Belden-Konzern bei seinen vier Tochterunternehmen in Neckartenzlingen, ehemals Hirschmann Automation and Control (HAC), eine zweistellige Gewinnmarge durchsetzen. Dafür sollen fast 50 Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren.


Neben dem geplanten Stellenabbau sollen auch tarifliche Leistungen gekürzt werden, damit die Marge erreicht werden kann. Betriebsrat und IG Metall haben jetzt massiven Widerstand angekündigt.

Belden verdient auch heute Geld mit seinen Firmen in Neckartenzlingen, allerdings offenbar nicht genug für das Management. Einst als strategischer Investor bei Hirschmann eingestiegen, geht es Belden nur noch um den kurzfristigen Erfolg: Möglichst gute Ergebniszahlen in den Quartalsberichten, damit der Aktienkurs steigt. „Das ist Shareholder Value-Philosophie in Reinkultur, und das mitten in einer Krise, die gerade durch ungezügelte Profitgier verursacht wurde. Wir werden uns mit allen Mitteln dagegen wehren, dass die Beschäftigten bluten sollen, damit die Aktionäre verdienen, “ so Jürgen Groß-Bounin von der IG Metall Esslingen auf der Betriebsversammlung am 9. Juli 2009.

Umsatzrendite steigern statt Arbeitsplätze sichern
Die Konzernspitze will in jedem Unternehmen eine Umsatzrendite von 20 Prozent vor Zinsen und Steuern erreichen. In Neckartenzlingen wurde dem Betriebsrat mitgeteilt, dass deshalb in einem ersten Schritt 5,5 Millionen Euro eingespart werden müssen, davon alleine 4,5 Millionen Euro im Geschäftsbereich Stecker. Nach den Plänen der Geschäftsleitung sollen 49 Arbeitsplätze abgebaut werden. Zusätzlich wurden mit fünf Vertriebsmitarbeitern bereits Aufhebungsverträge abgeschlossen. Des Weiteren sollen tarifliche Sonderzahlungen reduziert, Gehälter gekürzt und tarifliche Zuschläge gestrichen werden.

Der Betriebsrat hat gemeinsam mit den Beschäftigten alternative Einsparungsmöglichkeiten erarbeitet. Alleine die korrekte Zuordnung von Kosten, die in Neckartenzlingen für Leistungen für andere Standorte entstehen, bringt bereits rund 1,1 Millionen Euro Einsparung. Zumindest dies wurde auch von der Geschäftsleitung akzeptiert. Weitere Vorschläge mit einem Einsparpotenzial von rund 3 Millionen Euro wurden als zu langwierig oder als Einmaleffekte abgetan. „Das Ver-halten der Geschäftsleitung zeigt, dass es ihr nur um den Abbau von Arbeitsplätzen geht. Etwas anderes kennen amerikanische Manager nicht, “ so die Kritik von Jürgen Groß-Bounin.

Praxis des Investors gefährdet Standort
Betriebsrat und IG Metall sehen mit dem beabsichtigten Kahlschlag die Existenz des gesamten Belden-Standorts Neckartenzlingen gefährdet. „Man spart sich zu Tode, anstatt die Chancen für die Zukunft offensiv zu nutzen. Und wenn der Steckerbereich weg ist, dann ist auch der hochprofitable Netzwerkbereich stark gefährdet, “ ist die Einschätzung des stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden Hans Kuhn.

Betriebsrat, IG Metall und Geschäftsleitung verhandeln aktuell noch. Sollten die Verhandlungen zu keinem akzeptablen Ergebnis führen, werden sich Betriebsrat und IG Metall deshalb mit allen Mitteln gegen den geplanten Personalabbau und die Kürzung tariflicher Leistungen wehren.

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