Der andere Blick: Das Bild von Deutschland wird immer bunter ...
Potenziale nutzen

Arbeitnehmer mit Migrationshintergrund haben im Berufsleben noch immer oft das Nachsehen. Zu Unrecht. In ihnen steckt viel Potenzial, das bisher zu wenig genutzt wird. Auch der sich abzeichnende Fachkräftemangel kann nur bekämpft werden, wenn Migrantinnen und Migranten besser ins Berufsleben ...

8. Dezember 20108. 12. 2010


... integriert werden.

Bewerber mit Migrationshintergrund werden von einigen Arbeitgebern immer noch mit Skepsis betrachtet. Die erfolgreiche Integration in den Arbeitsmarkt wird ihnen weniger gut zugetraut als deutschen Bewerbern.

Vergleicht man die Anforderungsprofile offener Stellen mit den Qualifikationen der arbeitslosen beziehungsweise bislang nicht in den Arbeitsmarkt integrierten Migranten, sind Diskrepanzen durchaus vorhanden. Dies kann ein Hindernis sein – muss aber nicht.

Die drei folgenden Strategien sind denkbare Wege, um die Teilhabe von Menschen mit Migrationshintergrund am Arbeitsmarkt zu verbessern: Aktivierung durch Qualifizierung, Verbesserung ihrer Bildungschancen sowie Veränderungen in der Einstellungsbereitschaft der Unternehmen.

Aktivieren
Die Kenntnisse und Fähigkeiten von Migranten sind eine Ressource, auf die nicht verzichtet werden darf. Das geplante Gesetz zur besseren Anerkennung ausländischer Abschlüsse ist ein Schritt in die richtige Richtung. Hier ist die Politik gefordert.

Sie muss endlich die gesetzlichen Hürden abbauen, die zugewanderten Arbeitskräften noch immer den Weg in bestimmte Berufsfelder erschweren oder gar verwehren. Die Beschäftigungsfähigkeit der Arbeitslosen lässt sich durch passgenaue Qualifikationen erreichen, die dem Bedarf des Arbeitsmarktes entsprechen. Die deutsche Sprache zu erlernen und sich mit der deutschen Kultur bekannt zu machen gehört dazu.

Bilden
Wer in Deutschland eine gute Schul- sowie eine berufliche Erstausbildung abschließt, hat immer noch die besten Chancen, erfolgreich als „Fachkraft“ in den Arbeitsmarkt integriert zu werden. Deshalb sind erhebliche bildungspolitische Anstrengungen notwendig. Vor dem Hintergrund des stärker werdenden Fachkräftebedarfs ist es besonders wichtig, alle Jugendlichen – mit und ohne Migrationshintergrund – gut auszubilden.

Generell wird der Anteil von Migranten an allen Erwerbspersonen weiter steigen, denn die jüngeren Altersgruppen weisen einen höheren Migrantenanteil auf als die übrige Bevölkerung. In den nächsten Jahren werden also wesentlich mehr Migranten in den Arbeitsmarkt eintreten. Sie müssen eine gute Qualifikation mitbringen und diese am Arbeitsmarkt auch einsetzen können.

Einstellen
Beschäftigte ausländischer Herkunft bringen wertvolle Fähigkeiten mit, die für viele Unternehmen von Vorteil sein können: Sie sind mehrsprachig und in mehreren Kulturen zu Hause. Ihre interkulturelle Kompetenz macht sie nicht nur für global tätige Arbeitgeber attraktiv. Aber Unternehmen müssen bestehende Vorurteile endlich überwinden. So ist angesichts von Klagen über Fachkräftemangel nicht nachvollziehbar, warum Jugendliche mit Migrationshintergrund trotz gleicher schulischer Leistungen und vergleichbaren Bewerbungsbemühungen weniger gute Chancen auf einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz haben, als Deutsche ohne Migrationshintergrund.

Vielfalt nimmt zu


Die betriebliche Weiterbildung ist wichtig für alle Arbeitskräfte – egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund. Selbst wenn für Betriebe damit Kosten verbunden sind: Angesichts des demografischen Wandels dürften sich diese Investitionen mehr als lohnen. Zudem gibt es zahlreiche staatliche Programme, die Unternehmen dabei finanziell unterstützen, wenn sie die Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit von gering Qualifizierten fördern. Maßnahmen, wie zum Beispiel berufsbezogene Deutschkurse, das Nacholen des Berufsabschlusses oder ausbildungsbegleitende Hilfen für Auszubildende bietet vor allem Migranten die Chance, sich erfolgreich in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

Vielfalt nimmt zu
Der Wettbewerb um die besten Köpfe wird zunehmen. Sowohl im akademisch-technischen Bereich als auch in den Berufen des Gesundheits- und Bildungswesens.
In Ballungszentren wie dem Rhein-Main-Gebiet, Teilen des Ruhrgebiets, aber auch in den Großstädten wie München oder Nürnberg wird der Anteil der Bevölkerungsgruppe mit Migrationshintergrund auf bis zu 50 Prozent steigen. Arbeitgeber, die heute vor dieser Entwicklung die Augen verschließen, werden morgen unter dem Mangel an Fachkräften leiden.

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