WM: Fair Pay auch für Beschäftigte
Gerechte Löhne für Näherinnen und Bauarbeiter

Heute abend startet die Fußball-WM in Brasilien, aus der die internationalen Konzerne große Profite abschöpfen. Beschäftigte vor Ort wehren sich mithilfe der Gewerkschaften gegen miserable Arbeitsbedingungen und Hungerlöhne.

12. Juni 201412. 6. 2014


Die Fußball-Weltmeisterschaft ist das Mega-Event im internationalen Sportgeschäft. Die Arbeiter, die die Trikots und Fußbälle nähen, werden hingegen oft vergessen. Von den riesigen Profiten der Konzerne kommt kaum etwas bei ihnen an. Gewerkschaften und internationale Organisationen fordern eine faire Bezahlung. Denn zu Fair Play auf dem Spielfeld gehört auch Fair pay: gerechte Bezahlung in den Betrieben.

Riesige Konzerngewinne

Die Arbeitsbedingungen der Sportbekleidungsindustrie sind alles andere als fair, kritisiert die Kampagne für saubere Kleidung (Clean Clothes Campaign CCC), die unter anderem von der IG Metall getragen wird. CCC und die Christliche Initiative Romero beobachten mit Argusaugen, wie fair große Sportartikelhersteller mit ihren Beschäftigten umgehen und wie die Zustände in den Zulieferbetrieben sind.

Adidas beispielsweise erwartet zur WM riesige Gewinne. Gleichzeitig erhalten die Näherinnen der Produkte nur Hungerlöhne. Sie schuften unter oftmals miserablen Arbeitsbedingungen, leisten unzählige Überstunden, schädigen ihre Gesundheit und verdienen dennoch nur Löhne, die nicht die Grundbedürfnisse decken. Mit der Protest-Postkarte von CCC kann man Adidas-Chef Hainer auffordern, für würdige Bezahlung zu sorgen. Der Adidas-Chef hatte damit gedroht, die Fertigung zu verlagern, falls die Regierungen in den Produktionsländern die Mindestlöhne anheben.

Fehlende Solidarität

Um eine faire Bezahlung der Textilbeschäftigten durchzusetzen, tourt die Gewerkschafterin Estela Ramirez aus El Salvador unermüdlich durch die westlichen Industriestaaten, den Hauptabnehmern für Sporttextilien. Ramirez sieht die WM sehr kritisch: „Es macht mich regelrecht wütend, wie die Sportler den Marken Glanz verleihen. Ich sehe das als fehlende Solidarität mit den Arbeitern, die die Sportkleidung herstellen. Wie kann man denn die Augen vor der Realität der NäherInnen derart verschließen?“

In der Heimat von Estela Ramirez gibt es eine Reihe von Unternehmen, die von Adidas-Aufträgen leben. Neben den großen Betrieben gibt es eine Reihe von Sub-Zulieferern. Estela Ramirez nennt diese Kategorie die „geheimen Werkstätten“, wo ganz schlechte Bedingungen für die Beschäftigten herrschen. Die Arbeiter werden dort oft nicht sozial- und rentenversichert. Wenn nun die Fußball-WM viel Geld ins Land spült, heißt es eben nicht, dass alle davon profitieren. „Der Lebensstandard steigt nicht für alle“, sagt Manuel Campos. Der frühere Mitarbeiter der IG Metall kommt aus Brasilien und sieht die Entwicklung durch die WM sehr kritisch. „Zahlreiche Menschen bleiben auf der Strecke“, sagt Campos im Interview.

Gefahren für Leib und Leben

Auch was die Bauarbeiten angeht, fällt ein Schatten auf die Fußball-WM. Wegen des Zeitdrucks wurden nach Angaben der Gewerkschaften in vielen Stadien Brasiliens die Sicherheitsvorkehrungen vernachlässigt. Gleichzeitig wurde die Arbeitszeit erhöht, Beschäftigte wurden zu 24-Stunden-Schichten gezwungen. Vergangenen November stürzte in São Paulo ein Kran auf das WM-Stadion – ein Bauarbeiter und der Kranführer kamen ums Leben. Beim Bau der Arena in Manaus starben vier Arbeiter, Löhne wurden verspätet oder gar nicht gezahlt. Augenzeugen sprechen von „sklavenartigen Bedingungen“.

In acht der zwölf Austragungsorte kam es zu Streiks der Bauarbeiter gegen die prekären Arbeitsbedingungen. Nach Erkenntnissen der IG BAU ist nur das WM-Stadion in Salvador de Bahia unfallfrei geblieben. Das liegt unter anderem daran, dass dort schon seit längerem alle Beschäftigten in Gewerkschaften organisiert sind. Mithilfe der Gewerkschaften haben auch in anderen Regionen Beschäftigte ihre Rechte durchgesetzt. So auf der Baustelle des unfallgeplagten WM-Stadions in São Paulo. Indem Tausende zeitweise die Arbeit niederlegten, haben sie Zugeständnisse erzwungen.

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