IG Metall Jahresrückblick 2012
Zwölf Monate aktiv für ein gutes Leben

2012 war für Metaller ein ereignisreiches Jahr: Mehr Geld, Fairness in der Leiharbeit und die Übernahme nach der Ausbildung – das sind Tariferfolge, die sich sehen lassen können. Bewegt haben uns außerdem die Energiewende, die Euro- und Finanzkrise und Werkverträge.

21. Dezember 201221. 12. 2012


2012 fängt gut an: Auf der Pressekonferenz zum Jahresauftakt kann die IG Metall das erste Mal seit zwei Jahrzehnten ein echtes Plus bei den Mitgliedern verkünden. Mit rund 6.000 Mitgliedern mehr als im Vorjahr kommt sie nun auf 2,246 Millionen Mitglieder. Damit schafft sie als einzige politische Großorganisation eine Trendwende bei der Mitgliederentwicklung. Auch die Beitragseinnahmen liegen für 2011 bei einem Rekordwert. So startet die IG Metall durchsetzungsfähig, stabil und finanzstark in das Jahr 2012.


Leiharbeit und Werkverträge

Über das ganze Jahr hinweg steht das Thema „Arbeit: sicher und fair“ im Fokus. Immer mehr Beschäftigte erhalten nur einen Niedriglohn, sind befristet beschäftigt, in Leiharbeit oder einem Minijob. Dazu zeigt sich ein neuer Trend: Werkverträge. Unternehmen lagern zunehmend zentrale Tätigkeiten aus. Outsourcing spaltet die Belegschaften. Durch Tarifverträge geschützten Kernbelegschaften mit Mitbestimmungsrechten stehen Werkvertragsarbeitnehmer gegenüber, die meist deutlich schlechter bezahlt werden, für die kein Tarifvertrag gilt und für die der Betriebsrat der Stammbelegschaft nicht zuständig ist.
Die IG Metall kritisiert diese Billig-Masche der Arbeitgeber. Nachdem sie sich seit Längerem mit ihrer Initiative „Gleiche Arbeit – Gleiches Geld“ gegen den Missbrauch der Leiharbeit stellt, nimmt sie nun die Werkverträge ins Visier. Detlef Wetzel, Zweiter Vorsitzender, kündigt an: „Wir wollen faire Bedingungen, IG Metall-Tarifverträge und Mitbestimmung für alle Beschäftigten im Betrieb. Egal ob fest beschäftigt, in Leiharbeit oder bei Werkvertrags-Firmen.“ Ziel der IG Metall ist eine neue Ordnung auf dem Arbeitsmarkt.


 


Tarifrunde Metall-/Elektro 2012

Die Tarifverhandlungen für die rund 3,6 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie starten am 6. März und finden in den frühen Morgenstunden des 19. Mai in Sindelfingen ihren Abschluss. Dazwischen liegen ereignisreiche Wochen. Bundesweit beteiligten sich mehr als 830.000 Metaller an Warnstreiks und Aktionen. Am Ende bringt der Einsatz der Kolleginnen und Kollegen vor Ort in allen drei Forderungen den Durchbruch: Mehr Geld, faire Leiharbeit und unbefristete Übernahme der Ausgebildeten. Das Ergebnis kann sich sehen lassen:




Branchenzuschläge für Leiharbeitnehmer

Parallel zur Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie verhandelt die IG Metall mit den Arbeitgeberverbänden der Leiharbeitsbranche BAP und iGZ über Branchenzuschläge für die Leiharbeitsbeschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie. Kurz nach dem Abschluss in der Metall- und Elektroindustrie liegt ein Ergebnis vor: Danach erhalten Leiharbeitnehmer ab dem 1. November auf ihr Grundentgelt einen stufenweisen Zuschlag von bis zu 50 Prozent, der die Entgeltdifferenz zu Stammbeschäftigten teilweise ausgleicht. Nach sechs Wochen Einsatzdauer beträgt dieser Branchenzuschlag 15, nach dem dritten Monat 20, nach dem fünften Monat 30, nach sieben Monaten 45 und nach weiteren zwei Monaten 50 Prozent. Ein großer Schritt in Richtung „Gleiche Arbeit – Gleiches Geld“.
Im November und Dezember stellt sich dann aber heraus, dass einige Verleihunternehmen versuchen, die Zuschläge zu umgehen. Die IG Metall prangert das an und gibt Tipps, was in solchen Fällen zu tun ist und berät Betroffene.
 

Entgeltgerechtigkeit für Frauen

Der März ist traditionell auch der gewerkschaftliche Frauenaktionsmonat. Das ist nicht nur wegen des Internationalen Frauentages, dem 8. März, so. Gewerkschaftsfrauen protestieren am 23. März dagegen, dass Frauen deutlich weniger Geld bekommen als Männer. Die Entgeltlücke zwischen den Geschlechtern beträgt nach wie vor 22 Prozent. Dass das so ist, hat auch etwas mit den Aufstiegschancen von Frauen zu tun. Denn die Karriereleitern für Frauen haben weiter oben keine Sprossen mehr. Daher macht sich die IG Metall stark für eine gesetzliche Frauenquote, die mehr Frauen in Führungspositionen bringt.


Internationaler Gewerkschaftsverband IndustriAll

Im Mai ereignet sich auf internationaler Ebene etwas Wichtiges: Die drei europäischen Industriegewerkschaftsverbände IMB, ICEM und ITBLAV schließen sich zu einem neuen Dachverband, dem IndustriAll, zusammen. Rund 50 Millionen Arbeitnehmer aus 140 Ländern werden künftig von IndustriAll – Global Union repräsentiert. Für den neu gewählten Präsidenten des Verbandes, den Ersten Vorsitzenden der IG Metall Berthold Huber, ist die wichtigste Herausforderung der neuen Organisation, mit aller Kraft gegen Regierungen und Konzerne vorzugehen, die Menschen- und Gewerkschaftsrechte missachten oder Gewerkschafter verfolgen, foltern, inhaftierten und ermorden lassen.


Energiewende ausgebremst

In Sachen Energiewende läuft in Deutschland nicht alles rund. Für die Solarbranche fehlt noch immer ein schlüssiges Konzept seitens der Regierung. Die Photovoltaik liegt darnieder. Besonders die asiatische Konkurrenz macht den deutschen Herstellern zu schaffen. Die IG Metall fordert ein Maßnahmenbündel, um die strukturellen Nachteile im internationalen Wettbewerb auszugleichen. Sie kritisiert, dass die Politik wider besseres Wissen die Photovoltaik zum Kostenbuhman der Energiewende aufbaut.
Auch in der Wind- und Offshore-Industrie gibt es Probleme. Zwar plant die Regierung mehrere tausend Windenergieanlagen in der Nord- und Ostsee, doch was fehlt ist die nötige Netzinfrastruktur. Ohne sie kann der erzeugte Strom nicht von der Küste an die Orte transportiert werden, wo er gebraucht wird. Wenn der Netzausbau nicht vorangeht, könnten die positiven Aussichten der Energiewende – auch für die Beschäftigten – zerplatzen, befürchtet die IG Metall.


Stress in der Arbeitswelt

Mit dem Anziehen der Konjunktur verstärken sich Druck und Stress in der Arbeitswelt. Die IG Metall fordert daher eine „Anti-Stress-Verordnung“. Sie soll klare Regeln umfassen, die arbeitsschutzrechtlich, arbeitswissenschaftlich und praxistauglich sind.


Junge Generation häufig prekär beschäftigt

Unsicherheit und prekäre Beschäftigung haben trotz sehr guter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen vor allem bei jungen Menschen weiter zugenommen. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage, mit der sich die IG Metall im Juli auseinandersetzt. Die Ergebnisse zeigen, wo etwas nicht stimmt: Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf lässt zu wünschen übrig. Die Einführung von Mindestlöhnen und die Begrenzung der Leiharbeit ist längst überfällig.


Gute Arbeit – gut in Rente

Auf Drängen der Unternehmen wurde die Rente mit 67 eingeführt. Doch tatsächlich gibt es in den meisten Firmen kaum altersgerechte Arbeitsplätze, dieses Ergebnis einer Umfrage präsentiert die IG Metall im August. Für sie besteht eine eklatante Diskrepanz zwischen der öffentlichen Debatte und der betrieblichen Praxis. Daher fordert die IG Metall in ihrer Kampagne „Gute Arbeit – gut in Rente“ ein Alternativmodell zur Einheitsrente mit 67. Notwendig sind Ausstiegsoptionen, die den unterschiedlichen Situationen von Beschäftigten und Betrieben angemessen sind.





 

Textil-Tarifrunde

Im Herbst steht die Tarifrunde für die Textil- und Bekleidungsindustrie auf dem Programm. Die Verhandlungen starten am 17. Oktober. In der dritten Verhandlungsrunde am 7. November einigen sich die IG Metall und Arbeitgeber auf ein deutliches Einkommensplus für die Textiler. Löhne und Gehälter steigen ab Mai 2013 um drei Prozent und ab Juni 2014 um weitere zwei Prozent. Für die Monate Januar bis April 2013 gibt es jeweils 60 Euro mehr.
 

Krise in Europa

Den Krisenländern Südeuropas wird ein harter Sparkurs verordnet. Regierungen beschneiden nicht nur in Spanien die Arbeitnehmerrechte. In den Krisenländern werden Renten und Sozialleisten gekürzt. Viele junge Menschen werden arbeitslos, in Spanien und Griechenland liegt die Arbeitslosenquote bei den unter 25-Jährigen bei über 50 Prozent. Die IG Metall kritisiert wiederholt die Europapolitik der Bundesregierung und fordert einen Kurswechsel für ein solidarisches Europa.



Internationaler Kongress „Kurswechsel für ein Gutes Leben“

Gute Arbeitsplätze, der ökologische Umbau der Industrie, die Regulierung der Finanzmärkte und eine demokratische Wirtschaft – für diese Schwerpunkte fordert die IG Metall von der Politik einen Kurswechsel. Über die Ausgestaltung diskutieren über 800 Teilnehmer aus aller Welt vom 5. bis 7. Dezember auf dem internationalen Kongress „Kurswechsel für ein Gutes Leben“ in Berlin.
 

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