Im Gespräch mit Berthold Huber
„Ich setze auf Vernunft“

Die IG Metall wird sich mit jeder Regierung auseinandersetzen. Das hatte der Erste Vorsitzende Berthold Huber vor der Wahl angekündigt. Im Gespräch mit direkt erklärt er, worauf sich Schwarz-Gelb einstellen sollte.

29. September 200929. 9. 2009


Du hast Schwarz-Gelb als die schlechteste aller Lösungen für Arbeitnehmer bezeichnet. Ist nun der Ernstfall eingetreten?
Ich will festhalten: Die IG Metall akzeptiert jede demokratische Regierung. Wir werden als Einheitsgewerkschaft mit der neuen Regierung zusammenarbeiten. Wir kennen die Wahlprogramme, aber einen Koalitionsvertrag gibt es ja noch nicht. Es wird sich zeigen, wie stark die Union die Ansprüche der FDP begrenzen kann. Wir sagen: Kooperation wo möglich, Konflikt wo nötig.

Brechen für Beschäftigte jetzt schwere Zeiten an?
Die FDP regiert ja nicht allein. Ich setze auf die Vernunft von Angela Merkel. Die Bundeskanzlerin hat bisher gegenüber Arbeitnehmern einen fairen Kurs gefahren. Ich hoffe, das bleibt so. Alles andere führt zu Spannungen in der Gesellschaft und zu Konflikten in den Betrieben.

Was erwartest Du von der neuen Regierung zum Thema Krisenbewältigung?
Beschäftigungssicherung und Stabilisierung der industriellen Wertschöpfungsketten, das bleibt auch für Schwarz-Gelb die Hauptaufgabe – ob sie es wollen oder nicht. Vor der Wirklichkeit kann man sich nicht drücken. Sicherlich brauchen wir die Unterstützung der Politik, wenn wir Massenentlassungen verhindern wollen. Dank des Eingreifens der Großen Koalition haben wir die Krise bisher gut gemeistert. Und ich denke, Bundeskanzlerin Angela Merkel hat weiterhin ein großes Interesse, viele Arbeitsplätze zu retten.

Was muss die Regierung tun, um die Folgen der Krise abzufedern?
Die Verlängerung der Kurzarbeit hat gewirkt. Aber wir brauchen weitere Regelungen. Wir fordern, die Altersteilzeit weiter zu fördern und mit einer Beschäftigungsbrücke zu verbinden. So bekommen junge Menschen auch in der Krise eine Chance. Und wir brauchen Unterstützungen des industriellen Mittelstandes mit Eigenkapital, Bürgschaften und Krediten.

Was muss die Politik noch angehen?
Sie muss vor allem die industriellen Kerne über die Krise retten. Wenn sie erst einmal weggebrochen sind, dann ist das für immer. Dafür brauchen wir eine nachhaltige Industriepolitik, die die deutsche Wirtschaft zukunftsfähig macht. Der Markt wird es eben nicht regeln. In der Autoindustrie hat er bei den umweltfreundlichen Antriebstechnologien verschlafen.

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