Jugendliche nach der Ausbildung unbefristet übernehmen
Unbefristete Übernahme – ein Gewinn für alle

Junge Menschen brauchen Sicherheit und Perspektiven, die Wirtschaft gut ausgebildete und motivierte Jungfacharbeiter. Wenn Auszubildende nach ihrer Prüfung in unbefristete Arbeitsverträge übernommen werden, bietet das Vorteile – für die Azubis ebenso wie für die Unternehmen.

15. März 201215. 3. 2012


Die Chancen auf einen betrieblichen Ausbildungsplatz haben sich in den letzten Monaten verbessert. Zwar passt das Lehrstellenangebot nicht immer zur Nachfrage, aber rein statistisch fällt die Bilanz besser aus als in früheren Jahren. Doch was bedeutet das in puncto Sicherheit und Zukunftsperspektiven für junge Menschen? Denn Chancen auf einen sicheren Arbeitsplatz haben nicht alle Jungfacharbeiter. Die Firmen bilden zwar inzwischen mehr aus, doch bei der Übernahme auf einen unbefristeten Arbeitsplatz zieren sie sich. Allenfalls erhalten die Jugendlichen nach bestandener Prüfung einen befristeten Arbeitsvertrag – in der Regel für ein Jahr. So steht es in den Tarifverträgen. Mehr haben die Arbeitgeber bislang verweigert – außer in der Stahlindustrie, wo die IG Metall Ende 2011 die unbefristete Übernahme durchgesetzt hat.

Ein Jahr geht schnell vorbei. Anschließend geht es für viele Jungfacharbeiter mit der nächsten Befristung weiter. Andere werden arbeitslos, gehen in Leiharbeit oder wandern in einen anderen Beruf ab, in dem sie dann als Hilfskraft arbeiten. So wird Qualifikation vergeudet. Und an ein Leben mit Zukunftsperspektive, gar mit einer Familie, ist so nicht zu denken.


Wirtschaft will billig an Arbeitskräfte kommen ...

Der Arbeitsmarkt ist gespalten. Die Zahl der regulären sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stagniert, neue Jobs entstehen vor allem in atypischen und prekären Beschäftigungsverhältnissen. Der Niedriglohnsektor boomt. Jungfacharbeiter, deren Motivation und Einsatzbereitschaft in den Unternehmen dringend benötigt wird, werden in unsichere und prekäre Jobs gedrängt. Die Wirtschaft will möglichst billig an Arbeitskräfte kommen. Doch wer nicht sicher ist, welchen Job er nächsten Monat erledigen muss, ist wenig motiviert.


... und jammert gleichzeitig über fehlenden Nachwuchs

Fachkräftemangel? Ein ernstzunehmendes Problem für die Firmen oder eher Gejammer auf hohem Niveau? Tatsächlich ist der Fachkräftemangel schon in vielen Regionen, insbesondere im Osten, und in vielen, vor allem kleineren Betrieben angekommen. Dabei zeigen alle Studien, dass berufliche Qualifikation gerade am „Qualitätsstandort“ Deutschland immer wichtiger wird. Dazu kommt die demographische Entwicklung: Die Zahl der Schulabgänger sinkt von Jahr zu Jahr – und damit auch die Zahl der Ausbildungsbewerber.

Von daher ist Ausbildung für die Unternehmen eine überlebenswichtige Investition in ihre Fachkräfte von morgen. Sie müssen mehr Ausbildungsplätze anbieten und den Ausgebildeten anschließend gute Perspektiven auf unbefristete Jobs bieten. Dann könnte sich der Betrieb auf gut ausgebildeten Nachwuchskräfte stützen, die die betrieblichen Situation kennen und motiviert sind. Ausbildung und Übernahme sind also zwei Seiten einer Medaille, die beide im Interesse der Unternehmen liegen.


Die IG Metall will Sicherheit für junge Menschen und ...

Tatsächlich bilden die Metallbranchen jedoch nicht über Bedarf aus. Um den Bestand an Facharbeitern in der Metall- und Elektroindustrie langfristig zu sichern, wäre eine Ausbildungsquote von sieben Prozent notwendig, der Anteil liegt jedoch bei fünf Prozent der Beschäftigten. Und auch wenn einzelne Betrieb über Bedarf ausbilden, gibt es Lösungen. Dass das funktioniert, beweist die Stahlbranche. Dort ist die unbefristete Übernahme tarifvertraglich geregelt. Zudem gibt es auch in anderen Bereichen Firmen die über Bedarf ausbilden und trotzdem alle Jungfacharbeiter nach der Prüfung übernehmen. Sie suchen gemeinsam mit dem Betriebsrat nach einer Lösung, notfalls erhalten die Ausgebildeten einen Teilzeitvertrag oder werden weitergebildet.


... deshalb die unbefristete Übernahme zur Regel machen

Nicht nachvollziehbar sind Argumente von Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser, dass eine Übernahme nach der Ausbildung einer „Verbeamtung“ gleich käme. Das hieße ja, dass dass junge Leute lebenslang unkündbar werden. Die IG Metall will, dass die Ausgebildeten wie alle anderen Beschäftigten behandelt werden, also einen festen Arbeitsvertrag erhalten.

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