Bieterrennen um Opel
Entscheidung noch vor der Wahl gefordert

Obwohl das Spitzengespräch zwischen General-Motors-Chef Fritz Henderson und Magna-Vorstand Siegfried Wolf am Wochenende nicht die erhoffte Einigung über die Zukunft von Opel brachte, zeigt sich Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz „verhalten optimistisch“. Armin Schild, IG Metall Bezirksleiter ...

10. August 200910. 8. 2009


... Frankfurt, fordert eine richtungsweisende Entscheidung vor der Bundestagswahl.

Der Nachrichtenagentur Reuters sagte Franz, man werde Mitte der Woche wohl ein Stück klarer sehen. Sollten die Verhandlungen allerdings bis dahin nicht vorankommen, fordert Franz laut „Handelsblatt“ ein Machtwort von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Aus Verhandlungskreisen war zu vernehmen, dass einer Einigung zwischen General Motors (GM) und dem Automobilzulieferer Magna hauptsächlich Fragen der Patent- und Lizenzrechte im Wege stünden. GM befürchtet, dass im Falle einer Entscheidung für Magna Know-how an den russischen Autobauer Gaz fließe, der zusammen mit der staatlichen Moskauer Sberbank zum Bieterkonsortium von Magna gehört.

„Wirtschaftspolitik auf Zwergenniveau“
Opel-Aufsichtsrat und IG Metall Bezirksleiter Frankfurt Armin Schild sieht die deutsche Politik in der Verantwortung, die Verhandlungen auf einen Kurs zu Gunsten von Magna zu lenken. Der Bundesregierung wirft er „Wirtschaftspolitik auf Zwergenniveau“ vor. Sie habe zu keinem Zeitpunkt die Bedeutung des Falles Opel erkannt, erklärte er am Samstag in der „Berliner Zeitung“. Bei GM gäbe es etliche Fraktionen, die kein Interesse daran hätten, Opel in die Eigenständigkeit zu entlassen. Statt Druck zu machen – immerhin gehörten über die Treuhandgesellschaft faktisch 65 Prozent der Opel-Anteile dem deutschen Staat –, halte sich die Regierung aus ordnungspolitischen Gründen heraus. Diese Haltung, so Schild, schütze den Eigentümer GM und nicht das Eigentum Opel.

Entscheidung erst nach der Wahl?
Schild zeigte sich zudem besorgt, dass eine Entscheidung im Bieterstreit bis nach der Bundestagswahl im September hinausgezögert werden könne. „Wir müssen befürchten, dass einige Verantwortliche denken, nach der Bundestagswahl weniger unter Druck zu stehen, was die Rettung der Arbeitsplätze bei Opel angeht“, sagte er im „BZ“-Interview. „Dann könnten für die Arbeitnehmer deutlich unangenehmere Entscheidungen möglich sein, die man sich jetzt vor der Bundestagswahl nicht zutraut.“ Statt abzuwarten müsse die Politik in Deutschland und Europa gegenüber GM klar machen, dass die Entscheidung für einen Bieter nicht erst am „Sanktnimmerleinstag getroffen werden darf“, äußerte sich Schild in einem Statement der IG Metall Bezirksleitung Frankfurt.

GM spielt auf Zeit
Nach Meinung von Ferdinand Dudenhöffer, Automobilexperte an der Universität Duisburg-Essen, spielt GM bei den Gesprächen auf Zeit. In Detroit sei man an einem Verkauf an Magna gar nicht interessiert, so Dudenhöffer, und erhebe immer neue Kritikpunkte am Konzept des österreichisch-kanadischen Zulieferers. General Motors hatte in der Vergangenheit bereits eine Präferenz für das Angebot des Finanzinvestors RHJ International (RHJI) durchblicken lassen, das GM-Verhandlungsführer John Smith als das „einfachere Konzept“ bezeichnet hatte.

RHJI sieht gute Chancen
So wundert es nicht, dass sich RHJI weiterhin „gute Chancen“ im Bieterwettstreit um Opel ausrechnet. Man habe, so RHJI-Chef Leonhard Fischer gegenüber dem „Handelsblatt“, bereits einen unterschriftsreifen Vertrag mit GM ausgehandelt. „Wenn es nach uns ginge, könnte die Entscheidung über Opel heute gefällt werden“. Die Bundesregierung sowie die vier Bundeländer, in denen Opelwerke stehen, aber auch die IG Metall favorisieren nach wie vor den österreichisch-kanadischen Zulieferer Magna als neuen Opeleigentümer. Magna möchte laut der vorgelegten Offerte in Deutschland weniger Stellen als RHJI abbauen und Opel klarer vom ehemaligen Mutterkonzern in Detroit abtrennen. Dazu benötigt das Unternehmen nach Angaben des „Handelsblatts“ allerdings auch 4,5 Milliarden Euro Staatshilfen, während RHJI mit 3,8 Milliarden auskommen will.

Magna bleibt der Favorit
Eine Veräußerung der Opel-Treuhandanteile an RHJI kommt für Aufsichtsrat Schild einem „Scheinverkauf“ gleich, der eine teilweise Herauslösung des Autobauers aus dem GM-Konzern verhindere: Bis es General Motors faktisch und politisch wieder möglich wäre, als alleinige Mutter zu agieren, würde Opel über den Investor RHJI aus Detroit ferngesteuert.

Dem derzeitigen Favoriten Magna stehe man indes ebenfalls nicht kritiklos gegenüber. „Magna ist ein hartes, angelsächsisches Unternehmen, mit dem wir viel Konfliktpotenzial sehen“, sagte Schild im „BZ“-Interview. Er gehe im Falle einer Übernahme von einem „harten Fight“ zwischen IG Metall, Betriebsräten und Belegschaft auf der einen und Magna auf der anderen Seite aus. Schild stellte jedoch auch klar: „Wir sehen keine bessere Alternative“.





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