Hannover Messe: Der Wandel industrieller Arbeit durch Industr...
Die Fabrik der Zukunft braucht Menschen, die mitgestalten

Die vierte industrielle Revolution hat schon einen Namen: Industrie 4.0. Dabei wird die klassische Industrieproduktion mit modernen Kommunikationstechnologien verknüpft. Das bietet viel Potential, aber auch Gefahren. Die IG Metall wird die Fabrik der Zukunft mitgestalten.

8. April 20138. 4. 2013


Wohin das Pendel schwingt, das ist noch nicht ausgemacht. Industrie 4.0 wird die Arbeitswelt stark verändern. Die Verknüpfung von klassische Industrieproduktion mit moderner Kommunikationstechnologie bietet viel Potential. „Arbeit wird sich aber auch enorm verändern“, stellt Detlef Wetzel, Zweiter Vorsitzender der IG Metall, anläßlich der Hannover Messe fest. Der Gewerkschafter machte klar, dass die IG Metall nicht tatenlos zuschauen wird, wohin das Pendel schwingt.


Die sogenannte vierte industrielle Revolution kann helfen, die Wertschöpfung in Deutschland zu halten, Arbeitsplätze zu sichern und für bessere Arbeit zu sorgen. Für die Beschäftigten kann es bedeuten, dass sich ihnen interessante Arbeitszusammenhänge eröffnen mit mehr Eigenverantwortung, vielfältigen Entfaltungsmöglichkeiten und besserer Arbeitsqualität.


Doch es kann auch ganz anders kommen: Die Mitarbeiter werden zu kleinen Rädchen im Getriebe, vernetzt in einer unmenschlichen Cyberfabrik, kaum Handlungskompetenzen, immer stärker entfremdet von der eigenen Tätigkeit.


Reale und virtuelle Welt miteinander verbinden

Tatsächlich geht Industrie 4.0 weit über die Nutzung von mobilen Geräten hinaus. Hinter der „smart factory“ steht die Idee, über den Auftrag bis zum fertigen Produkt alle Beteiligten über die Kommunikationstechnologie in Echtzeit miteinander zu verbinden. Entscheidend ist ein Sensor. Er trägt alle relevanten Daten für die Herstellung des Produktes in sich und liefert die Informationen, damit das Produkt den individuellen Wünschen des Kunden entsprechend hergestellt werden kann. Der Einsatz von Cyber-Physical-Systems bedeutet, dass das Produkt mit anderen Produkten im Internet vernetzt ist und die Produktionsprozesse beeinflußt. Die reale und die virtuelle Welt werden miteinander verknüpft, Monitoring- und autonome Entscheidungsprozesse optimiert. Das Ergebnis sind individualisierte Produkte zu den Bedingungen einer hoch flexiblen Großserienproduktion.

„Ein intelligenter, wertschätzender Umgang mit menschlicher Arbeitskraft ist der entscheidende Erfolgsfaktor für eine erfolgreiche Umsetzung“, sagt Wetzel. Industrie 4.0 bedeutet nicht die Entscheidung zwischen technischen oder sozialen Veränderungen. Wichtig ist das Zusammenspiel von beidem – das macht die Veränderung tatsächlich aus. Der Gewerkschafter sieht in der Entwicklung enorme Möglichkeiten „Forschung, Entwicklung und Produktion in Deutschland zu erhalten, auszubauen und Beschäftigung zu sichern“.


Alternativen zu Shareholder Value-Konzepten

Beschäftigte dürfen nicht zum Cyber-Rädchen in der Produktion werden. Eine intelligente Fabrik braucht Menschen, die mitdenken und mitgestalten. Um wettbewerbsfähig zu sein, sind auch in Zukunft soziale, technische und ökologische Innovationen, hochwertige Produkte und effiziente Prozesse notwendig. Wichtigste Voraussetzung dafür sind qualifizierte und motivierte Belegschaften.

„Ziel sind zukunftsfähige Lösungen, die weder Arbeitsplätze abbauen noch Arbeitsbedingungen verschlechtern – als Alternative zu Shareholder Value-Konzepten“, sagte der Gewerkschafter. Die Unternehmenskultur der Zukunft darf nicht auf prekäre Beschäftigungsverhältnisse setzen. Mitarbeiter, die nur als qualifizierte Jobnomaden ohne Arbeitsplatzsicherheit und geregelte Arbeitszeiten projektbezogen oder befristet beschäftigt sind, können nicht zu Innovationsmotoren werden.

Von links: Zweiter Vorsitzender der IG Metall Detlef Wetzel, Dr. Siegfried Dais (Robert Bosch GmbH), Prof. Dr. Henning Kagermann (acatech) bei der Übergabe des Berichts „Zukunftsprojekt Industrie 4.0“ auf der Hannover Messe an Bundeskanzlerin Angela Merkel. Foto: Festo.

Daher fordert die IG Metall von der Politik, dass sie die Forschungsförderung so umstellt, „dass neben den technischen auch die sozialen, ethischen und gesellschaftlichen Aspekte dieser Neuorientierung umfassend einbezogen werden“, konkretisiert Wetzel.


Antworten auf die Zukunftsfragen

Die IG Metall strebt eine Arbeitswelt an, in denen Menschen die Systeme nutzen und nicht umgekehrt. Sie will, dass die Beschäftigten beteiligt werden und sich regelmäßig weiterbilden können. Intelligent gestaltete Arbeitssysteme sollen Basis sein, auf der sich Flexibilität, Lern- und Wandlungsfähigkeit entwickeln können. Die IG Metall unterstützt dabei, die richtigen Antworten auf die Zukunftsfragen zu finden: Sie bildet Betriebsräte zu Innovationspromotoren aus, baut gemeinsam mit Forschungspartnern Netzwerke auf und engagiert sich in Branchendialogen.

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