Frauen bei Daimler
Noch lange nicht am Ziel

Auch große Unternehmen wie Daimler kommen bei der Gleichstellung von Frauen in puncto Bezahlung und Karrierechancen nur in kleinen Schritten voran. Ute Hass, die Betriebsratsvorsitzende des Daimler-Werks Berlin kann ein Lied davon singen. Seit 13 Jahren engagiert sie sich für das Thema ...

7. April 20117. 4. 2011


... Gleichstellung.

Ute Hass war eine der treibenden Kräfte, als Daimler-Frauen 1998 die Projektgruppe Frauen beim Gesamtbetriebsrat gründeten. Ziel der Initiative war die Förderung von Frauen im Unternehmen, den Frauenanteil auf allen Ebenen zu erhöhen und die Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern. Als den größten Erfolg ihrer Bemühungen sieht Hass die Gesamtbetriebsvereinbarung von 2001 zur Förderung von Frauen. In den darauf folgenden Jahren wurden weitere wichtige Betriebsvereinbarungen zu Teilzeit, Familienzeit, Kleinkindbetreuung, fairer Umgang am Arbeitsplatz, mobiles Arbeiten und häusliche Krankenpflege abgeschlossen.

Mühlen mahlen langsam
In der Gesamtbetriebsvereinbarung vom 2010 wurden neue Zielkorridore festgelegt. Danach soll der Frauenanteil an der Gesamtbelegschaft bis 2015 von derzeit 13 auf 15 Prozent steigen. Das klingt nicht spektakulär viel, ist aber bei restriktiver Personalplanung trotzdem ambitioniert. Hass weiß, wie langsam die Mühlen mahlen. „Es hat zehn Jahr gedauert, bis sich der Anteil der Frauen bei Führungskräften auf der E-4 Ebene verdoppelt hat.“ Bis 2015 soll auch der Frauenanteil in der Berufsausbildung von 22 bis 26 Prozent steigen. Bei den technischen Berufen soll der Frauenanteil bei Azubis von 13 auf 16 Prozent gesteigert werden.

Handicap Schichtbetrieb
Der Blick auf die letzten Jahre zeigt, wie schwierig es ist, Strukturen zu verändern. Ein Beispiel ist die Situation der Frauen auf Meisterebene. Nur 1,5 Prozent der Meister sind Frauen. Das sind 52 Frauen in der gesamten Daimler AG. Seit 2006 hat die Zahl der Meisterinnen sogar abgenommen, nämlich um minus sechs Prozent. An zu wenig entsprechend qualifizierten Frauen kann es nicht liegen, denn 482 Daimler-Frauen haben den Meisterbrief.

Die Produktion ist durch die Schichtarbeit ein schwieriges Terrain für Frauen. Die Beschäftigten müssen um 7 Uhr früh da sein. So früh kann man Kinder nicht schon in der Kita abgegeben haben. Wohin mit den Kindern – diese Frage stellt sich auch dann, wenn Mann oder Frau Spätschicht haben. Der Betriebsrat setzt sich in den Produktionsbereichen dafür ein, dass Frauen eine Stelle in der Normalschicht finden.

Viele Frauen in niedrigen Lohngruppen
Auch bei der Bezahlung hapert es. Frauen bei Daimler haben deutlich schlechtere Chancen auf die gut bezahlten Stellen. Dafür sind sie überrepräsentiert bei den niedrigen Verdiensten. Der Anteil der Frauen an den befristet Beschäftigten ist doppelt so hoch wie der Anteil an der Stammbelegschaft. Auch bei den Leiharbeitnehmern sind Frauen stark vertreten. Das gilt besonders in den Bereichen, in denen wenig verdient wird, zum Beispiel in der Gastronomie. Der Stundenlohn für Leiharbeiterinnen in der Gastronomie am Standort Sindelfingen liegt bei 8,56 Euro.

Meisterinnen fördern
Die weiblichen Beschäftigten bei Daimler befinden sich auf dem Weg vom Anspruch zur Wirklichkeit auf halber Strecke. „Trotz einiger Erfolge in den letzten Jahren, die auch durch unsere Betriebsvereinbarungen erzielt werden konnten, haben wir noch viel zu tun“, sagt Hass. „Gut ist, dass wir in allen Werken aktive Kolleginnen haben, die sich der Frauenförderung mit Leib und Seele verschrieben haben. Damit hat unser Engagement Gesichter bekommen.“ Eines ihrer Ziele für die Zukunft ist, die Attraktivität des Meisterberufes für Frauen zu steigern. Geplant sind Workshops mit Meisterinnen und Gesprächskreise mit interessierten Frauen.

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