Betriebsräte in der Branche Facility Management
Mit den Herausforderungen wachsen

Facility Management ist eine relativ junge Branche in Deutschland, die häufig durch Ausgliederung von Dienstleistungen aus großen Industriebetrieben entstanden ist. IG Metall-Betriebsräte wie Tekin Yildirim von ISS stehen vor besonderen Herausforderungen.

31. Januar 201431. 1. 2014


Die Zahlen zur Facility Management-Branche, die in den vergangenen Jahren stürmisch gewachsen ist, sind beeindruckend. Über ein Million Menschen sind in der Branche beschäftigt, die jährlich 65 Milliarden Euro umsetzt und für eine Wertschöpfung von 115 Miiliarden Euro steht. Beschäftigte und Betriebsräte aus FM-Unternehmen stehen jedoch vor großen Problemen.

Die Erosion der Tarifbindung und großer Kostendruck machen den Beschäftigten das Leben schwer. In den meisten Fällen sind die FM-Unternehmen durch Auslagerungen und Betriebsübergänge entstanden. Industrieunternehmen aus dem Metall- und Chemiebereich haben im Zuge der Konzentration auf ihr sogenanntes Kerngeschäft Produktion und Dienstleistungen ausgelagert. Das ging einher mit der Verschlechterung der Arbeitsbedingungen für ehemalige Stammbeschäftigte. Nach Betriebsübergängen werden in der Regel Mitgliedschaften in den Arbeitgeberverbänden nicht fortgesetzt.
 

Mehr-Klassen-Gesellschaft

Große Unterschiede in der Entlohnung führen in den FM-Betrieben zu Unruhe und Unzufriedenheit der Belegschaft und machen eine Interessenvertretung durch Betriebsräte nicht einfach. Denn in vielen Fällen wird eine sogenannte zweite Lohnlinie aufgebaut. „So entsteht eine Zwei-oder sogar Mehrklassengesellschaft, wobei der Druck auf die Tarifbindung der Ursprungsbranche steigt“, sagt der Zweite Vorsitzende der IG Metall, Jörg Hofmann. „Diese Erosion der Arbeitsbedingungen zu stoppen, ist die gewerkschaftliche Herausforderung der nächsten Jahre.“

Einer, der sich tagtäglich darum kümmert, die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten zu verbessern, ist Tekin Yildirim. Der gelernte Kfz-Mechaniker mit Meisterbrief ist Betriebsrat bei dem FM-Unternehmen ISS. Der Dienstleister ISS beschäftigt inzwischen deutschlandweit 11 000 Mitarbeiter. Für einen Teil der Belegschaft gilt der Metalltarif in der Nachwirkung. Für die Gebäudereiniger von ISS gilt der Mindestlohn, der Lohn für die Beschäftigten im Catering orientiert sich am NGG-Tarif. Ein Teil der Beschäftigten ist tariflos.

Sehr unterschiedlich sind auch die Arbeitszeiten. Für manche gilt die 35-Stunden-Woche, andere arbeiten 37, 38 oder 40 Stunden die Woche. „Unser Ziel ist eine einheitliche Regelung, am liebsten in Form eines Haustarifvertrages“, sagt der ISS-Betriebsrat Tekin Yildirim. „Es ist aber sehr schwierig, bei der Geschäftsleitung dafür Gehör zu finden, die ignorieren bisher alle Anläufe zu Gesprächen.“
 

Mitbestimmungskultur zurückgewinnen

Umso wichtiger ist es jetzt im Vorfeld der Betriebsratswahlen, sich als Betriebsrat gut aufzustellen und Kandidaten aus allen Bereichen zu finden. Der Betriebsrat bei ISS in Stuttgart besteht aus 13 Mitgliedern. Yildirim wirbt bei Beschäftigten intensiv dafür, dass sie für die Betriebsratswahl kandidieren. „Es ist nicht einfach, mutige Kolleginnen und Kollegen zu finden“, stellt er fest und führt das auf Einschüchterung von Seiten des Managements zurück.

Eine Mitbestimmungskultur und eine Verankerung der Gewerkschaften, die in den Ursprungsunternehmen selbstverständlich war, muss in den FM-Betrieben erst wieder Stück für Stück zurückgewonnen werden. Weil die Betriebsräte in der FM-Branche vor besonderen Herausforderungen stehen, suchen sie den Schulterschluss und Austausch untereinander. „Es hilfreich zu spüren, dass ich nicht allein bin mit unseren Problemen bei ISS. Vielen Betriebsräten aus anderen Unternehmen der FM-Branche geht es ähnlich“, sagt Tekin Yildirim.

Um den Austausch der Arbeitnehmervertreter der FM-Branche zu verstetigen, startet die IG Metall jetzt im Frühjahr einen Branchenarbeitskreis, der allen Betriebsräten unabhängig von der Gewerkschaftszugehörigkeit offensteht. Der Branchenarbeitskreis bietet Betriebsräten eine Plattform, dem Druck des eigenen Arbeitgebers entgegenzuwirken. Der Austausch über Tarifbedingungen wie zum Beispiel Rufbereitschaftspauschalen, Mehrarbeitsregelungen, Schichtzulagen und Arbeitszeitflexibilisierung sorgt für mehr Transparenz im Sinne der Beschäftigten.

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