Betriebrat: mit ist immer besser
„Der Einzelne ist immer leicht erpressbar.“

Gerade in der Krise versuchen Arbeitgeber, an den Arbeitsbedingungen zu drehen. Doch wer allein mit seinem Chef über längere Arbeitszeiten oder weniger Lohn verhandeln muss, ist leicht erpressbar. Mit Betriebsrat läuft es oft einfach besser.


Bei den Arbeitszeiten herrschte in der Frankfurter Niederlassung des Autoherstellers Citroen oft Willkür. Die Geschäftsleitung drückte Überstunden ohne Ausgleich durch und nahm keine Rücksicht auf familiäre Belange der Beschäftigten. Immer wieder gerieten Arbeitnehmer mit der Chefin aneinander, bis es einigen schließlich reichte. „Wir brauchen einen Betriebsrat“, sagten sie sich und gingen zur IG Metall.

 

Ein bisschen wie im Film

Zu den Pionieren gehörte auch Michael Wirth. Die ersten Treffen mit der IG Metall waren ein bisschen wie im Film. „Wir wollten es geheim halten und trafen uns in einer Pizzeria.“ Wirth ist inzwischen Betriebsratsvorsitzender in seinem Autohaus. Die Arbeitszeiten haben sich schon verbessert. Michael Wirths nächstes Ziel heißt nun: „Wir wollen einen Anerkennungstarifvertrag.“ Wenn Arbeitgeber an Arbeitsbedingungen schrauben, kommen Arbeitnehmer allein meist allein nicht weiter. Gerade in der Krise könnte es für Beschäftigte in Betrieben ohne Betriebsrat kritisch werden, warnt Volker Fröhlich, beim IG Metall-Vorstand zuständig für Mitbestimmung. „Der Einzelne ist immer leicht erpressbar. Da braucht es schon einen Betriebsrat, um Arbeitsbedingungen zu sichern oder Kündigungen zu verhindern.“


Mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen

Doch Betriebsräte können nicht nur Schlimmeres verhindern. Mit Betriebsrat geht es Arbeitnehmern auch besser. Untersuchungen zeigen: In Betrieben ohne Betriebsrat sind die Arbeitsbedingungen schlechter und die Einkommen niedriger. So werden in Betrieben mit Betriebsrat in Westdeutschland 38 Prozent aller Beschäftigten nach Tarif bezahlt, in Betrieben ohne Interessenvertretung lediglich 24 Prozent. Auch bei Themen wie Weiterbildung oder Leiharbeit läuft es in mitbestimmten Unternehmen besser.

Beschäftigten, die keinen Betriebsrat haben und daher einen gründen möchten, rät Fröhlich, sich zuerst an die Verwaltungsstelle der IG Metall zu wenden. Das können auch Noch-Nicht-Mitglieder wie Michael Wirth. Als er sich entschloss, einen Betriebsrat zu gründen, war er nicht in der IG Metall wie die große Mehrheit der Mitarbeiter bei Citroen. Inzwischen hat er einen Mitgliedsausweis und mehr als 90 Prozent seiner Kolleginnen und Kollegen auch. „Die Betriebsratswahl war ein voller Erfolg.“

 

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