70 Jahre Kriegsende: IG Metaller halten die Erinnerung wach
Das Unbegreifliche greifbar machen

Mit der Kapitulation der Wehrmacht endete am 8. Mai 1945 der Zweite Weltkrieg. Die IG Metall erinnert mit vielen Gedenkveranstaltungen an das Ende des Naziregimes. Gewerkschafter setzen dabei ein Zeichen gegen Faschismus und rechte Ideologie.


Die IG Metall hat anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung vom Nationalsozialismus die Bundesregierung in einer Stellungnahme aufgefordert, ihre Anstrengungen zur Bekämpfung von Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus zu verstärken. Eine zentrale Gedenkveranstaltung findet auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Bergen-Belsen statt. Dabei werden Überlebende zu Wort kommen. Vertreter der IG Metall-Jugend stellen ihre antifaschistische Arbeit vor und berichten von ihren Bemühungen, Geschichte lebendig zu halten. Junge Metallerinnen und Metaller von VW und Salzgitter Flachstahl setzen ein Zeichen dafür, dass Rechtsextremismus und Rassismus heute keinen Platz in unserer Gesellschaft haben dürfen.

Bei Volkswagen und Salzgitter Flachstahl beschäftigen sich junge Auszubildende seit mehreren Jahren intensiv mit dem Thema. Seit 1988 fahren beispielsweise junge Beschäftigte von Volkswagen regelmäßig nach Auschwitz. Die Auszubildenden aus Deutschland leisten Unterstützung beim Harken der Wege, beim Instandhalten des Stacheldrahtzauns und beim Konservieren der Schuhe ehemaliger Häftlinge. Es geht darum, das das ehemalige Lager möglichst originalgetreu zu erhalten, damit die Menschen nicht vergessen, was hier passiert ist.


Gewerkschafter im Widerstand

Die IG Metall unterstützt die Gedenkstättenarbeit bei Volkswagen und der Salzgitter Flachstahl. Dabei geht es der IG Metall darum, dass sich das, was in Bergen-Belsen, Auschwitz und anderen KZ`s passiert ist, nie mehr wiederholt. In einer Stellungnahme zum Tag der Befreiung erinnert die IG Metall deshalb an die Millionen Opfer der unmenschlichen Nazidiktatur. „Unser Gedenken gilt den mutigen Menschen, darunter auch vielen Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern, die Widerstand leisteten und andere schützten und ihren politischen Einsatz gegen die Nazi-Diktatur mit ihrer Gesundheit oder ihrem Leben bezahlten.“
Sarah Nonnenmacher, Auschwitz-Gedenkfeier
An der Gedenkstättenarbeit haben schon über 1500 Auszubildende von Volkswagen und 1000 polnische Schüler teilgenommen. „Die persönliche Erfahrung mit der Arbeit an der Jugendbegegnungsstätte Auschwitz war viel unmittelbarer und emotionaler als der beste Geschichtsunterricht“, sagt die Mechatronikerin Jennifer Zeiner. Auch die Industriemechanikerin Sarah Nonnenmacher engagiert sich in der Jugend- und Auszubildendenvertretung von VW für die Arbeit in der Gedenkstätte. „Diese Erfahrung hat mich aufmerksamer gemacht für Politik und Zeitgeschehen“, sagt Nonnenmacher (Foto).


Schicksale von Zwangsarbeitern

Die Gedenkstättenarbeit ist ein gemeinsames Projekt von Volkswagen und des Internationalen Auschwitz Komitees. Auch Meisterinnen und Meister sowie Führungskräfte aus dem Unternehmen nehmen daran teil. Zum Programm gehören Treffen mit Zeitzeugen und Überlebenden des Holocaust und des NS-Vernichtungslagers Auschwitz. Die Begegnungen und Studienaufenthalte sind fester Bestandteil der betrieblichen Erinnerungskultur bei Volkswagen, die von Unternehmensleitung und Arbeitnehmervertretung gleichermaßen unterstützt wird. Die Geschichte von Wolfsburg ist untrennbar mit dem Schicksal der Zwangsarbeiter verbunden. Während des Weltkrieges lebten bis zu 20 000 Zwangsarbeiter auf dem Gebiet des heutigen Wolfsburg – und mussten unter schlimmen Bedingungen bei VW und anderswo arbeiten.

Auch bei Salzgitter Flachstahl setzt man sich intensiv mit der Vergangenheit auseinander. Seit über 20 Jahren gibt es eine Gedenkstätte auf dem Gelände der Salzgitter AG, die ehemaligen Zwangsarbeitern gewidmet ist. Auszubildende werden dort regelmäßig informiert. Lisa Hartinger von der Jugend- und Auszubildendenvertretung Salzgitter berichtet von sehr emotionalen Erfahrungen. „Wir sind nicht verantwortlich für die damalige Zeit, aber wir müssen alles tun, dass sich so etwas Schreckliches nicht mehr wiederholt.“


Bundesweite Gedenkveranstaltungen

Auch in vielen anderen Städten engagiert sich die IG Metall für eine aktive Auseinandersetzung mit der braunen Vergangenheit. Die IG Metall Leipzig veranstaltete beispielsweise eine historische Fahrradtour. Der „Weg des Widerstands“ führte zu sechs Orten des Geschehens, die mit dem Widerstand im Nationalsozialismus zu tun haben – mit Antisemitismus, Deportation und Zwangsarbeit in der Rüstungsindustrie. Am Beispiel des Gewerkschafters Richard Teichgräber wurde den Teilnehmern deutlich gemacht, wie gefährlich politische Arbeit damals war. Teichgräber, gelernter Schlosser und Bezirksleiter des Deutschen Metallarbeiterverbandes, baute ein Netzwerk gegen die Nazis auf. Wegen Hochverrats verurteilt kam er ins Konzentrationslager und starb 1945 in Mauthausen.

Die Gewerkschaften beteiligen sich auch an den Aktivitäten des Bundes der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) zum 8. Mai. In Frankfurt findet auf dem Römerberg am Nachmittag des 8. Mai ein sogenanntes Fest der Befreiung statt. Gedenkveranstaltungen, Gesprächskreise und Filmvorführungen sollen daran erinnern, dass die Errungenschaften der Befreiung, die Bürger- und Menschenrechte, auch heute gegen alle Angriffe verteidigt werden müssen.

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