Grundsatzrede Detlef Wetzel
Ein neues Kapitel der sozialen Marktwirtschaft

Mehr Demokratie und bessere Lebenschancen für eine gerechtere Gesellschaft – das forderte Detlef Wetzel, der neue Erste Vorsitzende der IG Metall, in seiner Grundsatzrede vor hunderten Delegierten und Gästen auf dem Gewerkschaftstag in Frankfurt.

25. November 201325. 11. 2013


„Mehr Beteiligung, mehr Mitbestimmung, mehr Gerechtigkeit, dieses Verlangen bricht sich auf der ganzen Welt Bahn“, sagte Detlef Wetzel, Erster Vorsitzende der IG Metall, in seinem Grundsatzreferat. Wetzel war am Vormittag des 25. November von den Delegierten des 6. Außerordentlichen Gewerkschaftstages zum Ersten Vorsitzenden der IG Metall gewählt worden. Er erklärte, was für ihn als Vorsitzenden der IG Metall die drängenden Themen für die Gewerkschaft in den kommenden Jahren sind.


Sich verändern, um erfolgreich zu bleiben

Die IG Metall habe sich verändert, um erfolgreich zu bleiben, sagte Wetzel. Maßstab für die Konzepte der IG Metall seien die grundlegenden Ansprüche der Beschäftigten: sichere und faire Arbeit, ein sorgenfreies Leben im Alter, eine gute Zukunft für Kinder, Arbeit und Leben miteinander vereinen zu können und eine gerechtere und ökologischere Gesellschaft. Dies seien die Ansprüche aller Beschäftigten. Vom Stahlarbeiter bis zur Entwicklungsingenieurin, Werkvertragsbeschäftigte wie Stammbeschäftigte – die IG Metall decke die ganze Vielfalt der modernen Arbeitswelt ab.


Ein aktiver Staat

Gute Lebenschancen für alle Menschen müsse Leitgedanke der Politik werden. Es sei an der Zeit, ein neues Kapitel der sozialen Marktwirtschaft zu schreiben. „Alle Menschen haben einen berechtigten Anspruch auf gesellschaftliche Teilhabe und eine menschenwürdige Existenz“, erklärte Wetzel. Voraussetzung sei ein aktiver und vorsorgender Staat, der in jeder Lebensphase Instrumente und Unterstützung anbiete und so Chancen auf ein gutes Leben und sozialen Aufstieg ermögliche.

 


Mehr Mitbestimmung

Die IG Metall fordert mehr betriebliche Mitbestimmung bei Leiharbeit, Werkverträgen und Outsourcing sowie mehr individuelle Beteiligungsmöglichkeiten. Die Beschäftigten brauchen auch eine wirkungsvolle Stimme in den Unternehmen. Betroffene müssen zu Beteiligten werden. „Demokratie in einer Gesellschaft ist erst dann vollständig und lebendig, wenn auch Demokratie im Betrieb herrscht. Es ist an der Zeit, die Mitbestimmung auszubauen“, das sagte Wetzel. Zudem fordert er ein Verbandsklagerecht für Gewerkschaften und erweiterte Rechte bei der Unternehmensmitbestimmung kleiner und mittlerer Betriebe. Das sei überfällig.


Tarifverträge entlang der Wertschöpfungskette

Die IG Metall will Tarifverträge für alle Beschäftigten entlang der Wertschöpfungskette durchsetzen. Dem Lohndumping und Zwei- oder Drei-Klassen-Belegschaften erteilte der neue Erste Vorsitzende eine klare Absage. Alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Organisationsbereich der IG Metall müssten von sich sagen können: „Ich habe einen Tarifvertrag der IG Metall!“


Investitionen in die Zukunft

Um auch der künftigen Generation gute Lebenschancen zu ermöglichen, muss Deutschland mehr in seine Zukunft investieren. Wetzel forderte massive Investitionen in Umweltschutz, Energiewende, Weiterbildung, Kinderbetreuung sowie Bildung und Forschung und Entwicklung. „Wir erwarten, dass die Unternehmen, die gute Gewinne erzielen, mehr als bisher in die Zukunft investieren“, erklärte Wetzel. Deutschland müsse auf „Besser-statt-Billiger-Strategien“, also faire Arbeit und herausragende Produkte statt Dumpinglöhne setzen. Die Vermögenden der Gesellschaft, müssten endlich angemessen an der Finanzierung des Gemeinwesens beteiligt werden.


Ein sozialeres und gerechteres Europa

Die Idee des selbstbestimmten Bürgers am Arbeitsplatz und nachhaltiger Zukunftsinvestitionen darf sich zudem nicht auf Deutschland beschränken. „Wir brauchen ein Aufbauprogramm für Europa, wir brauchen Investitionen in Arbeit, Umwelt, Gesundheit und Bildung“, forderte Wetzel. Eine europäische Bürgerinitiative für ein sozialeres und gerechteres Europa sei eine Option für alle gesellschaftlichen Gruppen und Einzelpersonen, an dieser Stelle Einfluss zu nehmen. „Es geht um nichts weniger als die Zukunft Europas. Die ist jeden Einsatz wert“, sagte der neue Erste Vorsitzende.

 

Jörg Hofmann, Detlef Wetzel (von links)

 

Neben Detlef Wetzel wurde Jörg Hofmann, bisher Bezirksleiter in Baden Württemberg, zum Zweiten Vorsitzenden der IG Metall gewählt. Das neue Führungsduo der IG Metall wird ergänzt durch einen neuen Hauptkassierer. Die Delegierten des Gewerkschaftstages wählten Jürgen Kerner, bisher geschäftsführendes Vorstandsmitglied, in diese Funktion. Neu im Amt als geschäftsführende Vorstandsmitglieder sind Irene Schulz und Wolfgang Lemb.

 

Irene Schulz, Wolfgang Lemb (von links)

 

Die knapp 500 Delegierten des Gewerkschaftstages folgten damit dem Personalkonzept, das der Vorstand der IG Metall im Juli 2013 vorgeschlagen hatte. Von den bisherigen geschäftsführenden Vorstandsmitgliedern bleiben Christiane Benner und Hans-Jürgen Urban im Amt.

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