ME-Tarif: Erwartungen an die dritte Verhandlungsrunde
Metaller sind das lange Warten jetzt leid

Am 18. April gehen die Metall-Tarifverhandlungen in die dritte Runde. NRW macht den Auftakt. Selbst wenn die Arbeitgeber endlich ein Angebot auf den Tisch legen, wird ohne Druck noch kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen sein.

17. April 201217. 4. 2012


„Die Verschleppungstaktik der Arbeitgeber ist unerträglich und empört die Belegschaften“, sagte Hartmut Meine, Verhandlungsführer der IG Metall in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, nach der zweiten Runde. Auch in den anderen Tarifgebieten sind die Verhandler der IG Metall genervt. 20 mal bekamen sie nur zu hören: 6,5 Prozent seien zu viel, die Wirtschaft wachse zu wenig, die Gewinne gingen zurück, die Aussichten seien düster. Übernahme per Tarif braucht die Wirtschaft nicht. Aber Leiharbeit brauche sie unbedingt – und da lässt sie sich auch nicht von Betriebsräten reinreden.

Auf den Verdi-Abschluss, der den Beschäftigten bei Bund und Kommunen dieses Jahr 3,5 Prozent mehr Geld bringt und nach 18 Monaten ein Plus von 6,3 Prozent, reagierte Südwestmetall-Geschäftsführer Peer-Michael Dick prompt mit scharfer Kritik. Das sei „über die Verhältnisse“ und wecke bei den Beschäftigten in der Industrie zu hohe Erwartungen.


Gute Nachrichten

Dabei sind die Erwartungen keineswegs aus der Luft gegriffen. Viele Firmen machten 2011 Rekordgewinne. Im Durchschnitt stieg die Umsatzrendite um 4,2 Prozent. Die Wirtschaftsforschungsinstitute haben ihre Konjunkturprognosen erhöht und rechnen dieses Jahr inzwischen mit bis zu einem Prozent Wachstum und nächstes Jahr mit einem Plus von bis zu 2,4 Prozent.

Jetzt sind sich die Volkswirte sogar einmal einig, dass deutliche Lohnerhöhungen gut sind, weil sie zu mehr privatem Konsum führen und die Wirtschaft auf Wachstumskurs halten. Höhere Tariflöhne seien „nicht nur zu begrüßen, sondern auch notwendig“, um die Binnennachfrage zu stärken, schreibt Dekabank-Volkswirt Andreas Scheuerle in einer Studie.

Die Arbeitgeber wollen solche Botschaften nicht hören. Die IG Metall bereitet sich darauf vor, ab Anfang Mai mit Warnstreiks den Druck auf sie zu erhöhen. Schon in den ersten Tarifrunden hatten rund 20 000 Beschäftigte bei Aktionen mitgemacht.

Jörg Hofmann, Verhandlungsführer in Baden-Württemberg, erklärte, dass spätestens bis Pfingsten ein Ergebnis erreicht sein muss. Ansonsten wäre in den Tarifkommissionen die Entscheidung über eine Urabstimmung zu fällen.

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