Putzmeister: Chinesen unterschreiben Standorttarifvertrag
Aufatmen bei Putzmeister

Seit Januar kämpften die 1200 Putzmeister-Beschäftigten mit zahlreichen Aktionen um ihre Jobs – mit Erfolg: Trotz der Übernahme durch den chinesischen Sany-Konzern wird es beim schwäbischen Betonpumpenhersteller in den kommenden acht Jahren keine Kündigungen geben.

19. April 201219. 4. 2012


Die überraschende Übernahme des schwäbischen Maschinenbauers Putzmeister durch den chinesischen Industriekonzern Sany hatte für große Unruhe in der Belegschaft gesorgt. Putzmeister war im Zuge der Finanzkrise in finanzielle Schwierigkeiten geraten und hatte im Januar 2012 die Übernahme bekannt gegeben. Zunächst hatte die neue Geschäftsleitung ein Restrukturierungskonzept vorgestellt: Abbau von 950 Stellen und die Schließung der Werke Althengstett und Gründau. Auch Produktionsverlagerungen in die Türkei und nach China waren in Planung. Unterm Strich sollte das Einsparungen von 15,6 Millionen Euro bringen.

Standort gesichert – Jobs gerettet

„Putzmeister hatte auch keine Streikkultur“, sagt Sieghard Bender von der IG Metall Esslingen. Das änderte sich, als die Arbeitsplätze in Gefahr waren. Bereits am ersten Arbeitstag nach der Bekanntgabe protestierten rund 700 Beschäftigte am Standort Aichtal gegen die Übernahme. Mitte Juni zur Kundgebung vor den Werkstoren kamen Hunderte – Arbeiter und Angestellte. „Das war ein Schock für das Management“, so Bender weiter. „Zuvor hatte das Unternehmen praktisch mit der IG Metall nichts zu tun“. Lange Verhandlungen folgten, bis der Durchbruch kam:

Bei Putzmeister wird es in den kommenden acht Jahren keine Kündigungen geben. Darauf haben sich IG Metall und Geschäftsführung geeinigt. Mit einem Tarifvertrag zur Standortsicherung sind die 1200 Arbeitsplätze bis auf weiteres gesichert. Putzmeister bleibt ein eigenes Unternehmen – mit allen Bereichen an den bisherigen Standorten. Eine Verlagerung der Produktion nach Köln ist ausgeschlossen. Außerhalb von China ist Putzmeister für alle Märkte im Bereich Beton zuständig. Das bedeutet: In Indien wird nur Putzmeister, nicht aber Sany, Betonpumpen anbieten. Die 33 befristeten Arbeitsverhältnisse der Jungfacharbeiter werden sofort in unbefristete umgewandelt. Alle vereinbarten Tarifverträge gelten uneingeschränkt.

„Mit diesem Standorttarifvertrag haben wir eine große Sicherheit für die Beschäftigten und für die Weiterentwicklung des Unternehmens in Aichtal, Gründau und den Niederlassungen erreichen können“, erklärt Sieghard Bender.

Perspektiven für die Jungen

Die Vereinbarung zwischen Putzmeister und IG Metall sieht weiterhin vor, dass die Ausbildungsquote mindestens fünf Prozent betragen soll. Derzeit liegt sie bei 4,5 Prozent. Nach dem Ende der Ausbildung sollen die Azubis unbefristet übernommen werden. Darüberhinaus soll die Lehrwerkstatt noch in diesem Jahr modernisiert werden.

Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende bei Putzmeister, Gerhard Schamber, zeigte sich zufrieden: „Das Bekenntnis zu den deutschen Standorten und zur Ausbildung bis mindestens Ende 2020 ist ein wichtiges Signal für die Zukunft. Das wollten wir unbedingt.“
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