Gesundheit
Immer mehr Stress im Job

Der Stress am Arbeitsplatz steigt. Doch getan wird dagegen zu wenig. Psychischen Erkrankungen in der Arbeitswelt sind weiter auf dem Vormarsch.

18. Januar 201318. 1. 2013


Die Sonderauswertung „Psycho-Stress am Arbeitsplatz“ des DGB-Index Gute Arbeit hat alarmierende Ergebnisse zutage gefördert. 56 Prozent der knapp 5000 befragten Beschäftigten sehen sich einer starken oder sehr starken Arbeitshetze ausgesetzt. Gleichzeitig gaben vier von fünf Arbeitnehmer an, dass sie in der gleichen Zeit immer mehr leisten müssen. Nicht verwunderlich ist daher, dass sich fast die Hälfte der Beschäftigten „leer und ausgebrannt“ fühlen. Dazu kommt, dass die Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt durch prekäre Beschäftigungsverhältnisse den Druck auf die Beschäftigten zusätzlich verstärkt. Die Befragungsergebnisse der Sonderauswertung wurden heute in Berlin vorgestellt.


Hans-Jürgen Urban, forderte angesichts der Brisanz der Situation ein aktives und vor allem präventives Handeln. „Überbordender Stress bei der Arbeit, also Burnout und andere Äußerungsformen psychischer Belastungen, drohen zur Pandemie, zu einer Volkskrankheit des 21. Jahrhunderts zu werden“, stellte er fest. DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach konstatierte: „Die Index-Zahlen lesen sich wie ein Alarmsignal der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer“. Sie forderte verbindliche rechtliche Regelungen zum Schutz vor arbeitsbedingtem Stress, die noch in der laufenden Legislaturperiode umgesetzt werden sollen.

 

 

Prävention gegen Psycho-Stress mangelhaft

Hans-Jürgen Urban kritisierte die Untätigkeit vieler Unternehmen in der Metall- und Elektroindustrie. Diese fühlten sich offenkundig nicht dazu verpflichtet, Prävention bei arbeitsbedingtem Stress ernst zu nehmen und vorsorgend zu handeln: Denn 40 Prozent der befragten Beschäftigten haben die Frage verneint, ob die Gefährdungen an ihrem Arbeitsplatz erfasst und beurteilt worden sind.

Und dort, wo überhaupt Gefährdungsbeurteilungen durchgeführt wurden, sei nicht nach Faktoren wie Zeitdruck, Arbeitsmenge und -intensität oder problematischem Führungsverhalten gefragt worden. Das gaben 64 Prozent der Befragten an.

 

 

Aktiv für eine Anti-Stress-Verordnung

Psycho-Stress ist ein übergreifendes Phänomen in allen Wirtschaftsbereichen und erfordert deshalb auch übergreifende Präventionsregeln. Offensichtlich ist, dass es eine Regelungs- und Schutzlücke im Arbeitsschutzrecht gibt. Diese Lücke will die IG Metall schließen. Daher hat sie vor zwei Jahren eine Initiative für eine Anti-Stress-Verordnung gestartet. Inzwischen konnten erste Erfolge erzielt werden. Am 19. Dezember hat die Bundesregierung beschlossen, das Arbeitsschutzgesetz zu ergänzen und eine Klarstellung vorzunehmen. Unabhängig davon fordert die IG Metall eine eigene Rechtsverordnung. Damit will sie vier Ziele erreichen

  • Rechtssicherheit schaffen. Denn dass auch Gefährdungen durch psychische Belastungen bei der Arbeit vermieden werden müssen, erschließt sich aus dem Arbeitsschutzgesetz bisher nur indirekt.
  • Verbindlichkeit herstellen. Die IG Metall will, dass heikle betriebliche Themen wie Zeitdruck, hohe Arbeitsintensität, Arbeitszeitgestaltung oder Führungsverhalten flächendeckend in die Gefährdungsbeurteilung einbezogen werden.
  • Konflikte zwischen den Betriebsparteien entschärfen. Mit einer eigenen Rechtsverordnung könnten jahrelange Auseinandersetzungen über das Ob und das Wie einer Gefährdungsbeurteilung vermieden werden.
  • Die staatliche Aufsicht stärken. Arbeitsschutzverwaltung und Berufsgenossenschaften hätten dann einen verbindlichen Bezugsrahmen, um gegen Arbeitsstress in den Betrieben tätig zu werden.
  • Motivation und Erfolgsaussichten steigern. Klare gesetzliche Vorschriften erhöhen den Druck, damit Arbeitgeber im Arbeitsschutz aktiv werden.

 

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