Da geht was
Technikerin auf Welttour

Von wegen Frau und Technik: Marie-Louise Rathfelder ist Kfz-Mechatronikerin bei Mercedes. Und sie ist in ihrem Job so gut, dass sie an den Auto-Prototypen mit Wasserstoffantrieb schraubt und jetzt als Technikerin sogar auf Welttour geht.

28. Februar 201128. 2. 2011


Zurzeit düst Marie-Louise Rathfelder, 26, durch die USA. Danach nach Australien, China – und über Russland und Skandinavien zurück nach Deutschland. Marie ist als Technikerin beim »Mercedes F-CellWorld Drive« verantwortlich für drei B-Klassen mit Wasserstoff-Brennstoffzellen, die sie am Forschungszentrum im schwäbischen Nabern mitbetreut. Dort ist sie nach der Ausbildung als Kfz- Mechatronikerin in Sindelfingen hingekommen, weil sie eine der Besten war, weil sie unbedingt dahin wollte und alternative Antriebe einfach ihr Ding sind. Und weil Daimler Frauen gezielt fördert. Das hat der Gesamtbetriebsrat 2001 mit der Unternehmensleitung vereinbart.

Technik und Motoren waren schon immer Maries Ding. Als 14-Jährige schraubte sie mit ihrer Mutter an Mofas. Doch anders als ihre Mutter, die Friseurin gelernt hat, kann Marie ihre Leidenschaft zum Beruf machen: Nach der Realschule geht sie auf ein technisches Gymnasium und beschließt dann, eine Kfz-Mechatronik- Ausbildung zu machen.

Sich trauen
»Das wollte ich schon nach der Realschule. Aber ich habe mich nicht getraut, weil es ja immer hieß: Das ist nichts für Mädels, kein Frauenberuf«, erklärt Marie. Das hört sie von Bekannten,Verwandten – und als sie sich dann bewirbt auch von den Unternehmen. »Die behaupteten, das ginge nicht, sie hätten keine Frauenklos und so weiter. Und einer hat knallhart gesagt: >Frauen kommen hier nicht rein. Die bringen ja den ganzen Männerstall durcheinander.<«

Schließlich probiert Marie es bei Daimler, obwohl da »schwer reinzukommen« ist. Bewerbung, Eignungstest, Gespräch – und sie ist drin, als eine von fünf Frauen unter 40 Kfz-Mechatronik-Azubis.
In der Ausbildung arbeitet die Metallerin dann koordinierend am Bau eines Brennstoffzellen-Roadsters mit. Vorgesetzte bescheinigen ihr Top-Leistungen. Es ist eben ihr Ding. Und das will sie bald auch weiterdrehen: sich als Technikerin weiterbilden, vielleicht studieren und noch mehr mitgestalten.

Schumi als Beifahrer
Bei der Feier zu »125 Jahre Automobil« von Daimler Ende Januar steht Marie plötzlich auf der Bühne mit Bundeskanzlerin Merkel, als eine der maßgeblich Beteiligten am Brennstoffzellen-Projekt, das von hier aus zur Welttour aufbricht.

Marie steuert eine Wasserstoff-B-Klasse von der Bühne, mit Formel-1-Champion Michael Schuhmacher auf dem Beifahrersitz. »Ich habe ihn gebeten, hinten rechts zu schauen, weil die Bühne doch sehr eng war.« Das hat er auch brav gemacht.

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