IG Metall würdigt 50 Jahre Anwerbeabkommen mit der Türkei
Migranten haben Beitrag für den Sozialstaat geleistet

Die IG Metall hat in einer Feierstunde zum deutsch-türkischen Anwerbeabkommen den Beitrag von Migranten zur Sicherung und zum Ausbau sozialstaatlicher Errungenschaften gewürdigt. Ein gutes Stück des bundesdeutschen Sozialstaates und demokratischer Beteiligung in Betrieb und Gesellschaft hat die ...

2. Dezember 20112. 12. 2011


... Gesellschaft dem kämpferischen Engagement von Migranten in unserem Land zu verdanken.

Das geschäftsführende Vorstandsmitglied der IG Metall, Christiane Benner, erklärte, dass Miganten, vor allem aus der Türkei, eine außerordentlich große Rolle als Arbeitskräfte in den Betrieben der Metall- und Elektroindustrie spielen. 600 000 Zuwanderer arbeiteten schon in der dritten Generation in diesen Branchen. In den Betrieben nehmen sie nicht nur gleichberechtigt an den Betriebsräte- und Vertrauensleutewahlen teil. In über 1000 Betrieben der Metall- und Elektroindustrie sind Migranten sogar Betriebsratsvorsitzende. „Weil wir in den 60er Jahren in den Betrieben das aktive und passive Wahlrecht für Arbeitsmigranten gesichert haben, stellen sie heute ganz selbstverständlich Betriebsräte, Aufsichtsräte und gewerkschaftliche Vertrauensleute“, erläuterte Benner.

Menschen nicht nur auf die ökonomische Verwertbarkeit reduzieren
Die türkischen Migranten seien vorrangig als Arbeitskräfte angeworben worden. Doch die Menschen, die vor 50 Jahren aus sozialen und wirtschaftlichen Gründen nach Deutschland gekommen waren, hatten auch ihre ideellen Werte mitgenommen. Sie hatten alles mitgenommen, was Menschen ausmacht. Man sei in Deutschland jedoch nur an der Verwertung der Arbeitskraft interessiert gewesen. Benner betonte: „Menschen dürfen nicht auf ihre ökonomische Verwertbarkeit reduziert werden. Deshalb kämpft die IG Metall für Gute Arbeit und ein Gutes Leben. Denn zu einem guten Leben gehört mehr als die Arbeit.“

Willkürliche und undemokratische Praktiken beenden
Benner kritisierte, dass die Politik zu spät erkannt und daraus Konsequenzen gezogen habe, dass die Bundesrepublik Deutschland ein Einwanderungsland sei. Die IG Metall fordere deshalb als ersten Schritt das kommunale Wahlrecht auch für Bürger aus Ländern außerhalb der Europäischen Union. Außerdem müsse Beschäftigten mit Migrationshintergrund ein besserer Zugang zu Aus- und Weiterbildung ermöglicht werden. Für alle Kinder müsse es eine gleichberechtigte Teilhabe an Bildung geben. Für türkische Bürgerinnen und Bürger müsse die doppelte Staatsbürgschaft zugelassen sein. Deshalb setze sich die IG Metall für die Abschaffung des Optionszwangs bei der Staatsbürgerschaft ein. „Es ist an der Zeit, eine zeitgemäße Politik zu entwickeln und überkommene Praktiken zu beenden, die von türkischen Migranten zu Recht als undemokratisch und willkürlich empfunden werden“, sagte Benner.

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