Flüchtlingssituation nicht für Lohndumping missbrauchen
Echte Perspektiven eröffnen

Integrieren durch Qualifizieren lautet die Devise der IG Metall in der Flüchtlingsfrage. Die nötigen Instrumente gibt es bereits, wie Beispiele zeigen. Niedrigere Einstiegslöhne sind dagegen der völlig falsche Weg.

17. September 201517. 9. 2015


Flüchtlinge brauchen Zugang zum Arbeitsmarkt, zu berufsbezogenem Sprachunterricht, zu Qualifizierungen – und ihre im Ausland erworbenen Abschlüsse müssen auch hier anerkannt werden. Bestehenden Standards dürfen hingegen nicht unter Druck geraten. Weder darf das Leiharbeitsverbot für Flüchtlinge gekippt werden. Noch helfen niedrigere Einstiegslöhne bei der Integration.

Im Gegenteil, eine Lohnkonkurrenz würde Belegschaften und Gesellschaft gleichermaßen spalten. Der Zweite Vorsitzende der IG Metall Jörg Hofmann betont: „Wir stellen uns entschieden gegen den Versuch einiger Arbeitgebervertreter, die Situation für Lohndumping zu missbrauchen.“ Die Gewerkschaft, Betriebsräte und Mitglieder setzen weiter auf sinnvolle Projekte.

Beispielsweise Porsche plant ein Förderjahr für 15 junge Flüchtlinge. Unter anderem mit Deutschkursen sollen sie für eine Ausbildung fit gemacht werden. Das Projekt setzen Betriebsräte und Vorstandsmitglieder des Unternehmens gemeinsam um – und die Beteiligten übernehmen auch Patenschaften für die jungen Menschen, um deren Integration zu fördern. Betriebsratsvorsitzender Uwe Hück sagt: „Wir verteilen hier keine Geschenke. Wir wollen eine Integrationspolitik durch Sprachförderung und Ausbildung.“

Der Sportwagenbauer aus Zuffenhausen zeigt immer wieder soziales Engagement. Seit einigen Jahren schon gibt es ein Förderjahr, mit dem etwa Schulabbrecher und bisher abgelehnte Bewerber an die Ausbildungsreife herangeführt werden. Die 15 Stellen für die Flüchtlinge schafft das Unternehmen entsprechend den vorhandenen Kapazitäten zusätzlich. Erst vor wenigen Tagen hat Porsche ein neues Ausbildungszentrum eröffnet. Dort sollen alle gemeinsam lernen – und im Anschluss hoffentlich eine Ausbildung beginnen.

Im IG Metall-Bezirk Nordrhein-Westfalen macht der „Tarifvertrag zur Förderung von Ausbildungsfähigkeit“ (TV FAF) solche Projekte möglich. Dieser regelt, dass Betriebe junge Menschen gezielt für die spätere Ausbildung qualifizieren können – gemeinsam mit der Berufsschule und über die Arbeit im Unternehmen. Die IG Metall Nordrhein-Westfalen wird gemeinsam mit dem hiesigen Arbeitgeberverband in den Betrieben für zusätzliche Ausbildungsplätze werben.

Auch bei ThyssenKrupp haben Betriebsrat und Vorstand gemeinsam die Initiative ergriffen. In den nächsten zwei Jahren sollen zusätzlich rund 150 Ausbildungsplätze, rund 230 Praktikumsplätze sowie weitere Facharbeiter- und Akademikerstellen an verschiedenen Standorten entstehen. Konzernbetriebsratsvorsitzender Wilhelm Segerath stellt klar: „Es ist gut, dass wir gemeinsam Menschen helfen, die vor Krieg, Not und Elend fliehen, in dem wir ihnen bei ThyssenKrupp eine Chance geben.“Qualifikation sei ein wesentlicher Schlüssel für Integration.

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