Kraftfahrzeughandwerk: Start Tarifrunde 2012
Der Anteil am Aufschwung ist überfällig

Die Forderung für die Kfz-Tarifrunde steht: Löhne und Gehälter sollen um 6 bis 6,5 Prozent für einen Zeitraum von zwölf Monaten steigen. Für den Osten fordert die IG Metall außerdem, die Entgelte an das West-Niveau anzugleichen. Die Forderung ist gerecht und wirtschaftlich vertretbar: 2011 hat ...

24. April 201224. 4. 2012


... das Kfz-Gewerbe gutes Geld verdient. Und alle Wirtschaftsprognosen verheißen ebenfalls gute Aussichten für 2012.

2011 war für das Kfz-Gewerbe ein wirtschaftlich sehr gutes Jahr. Die Betriebe verdienen wieder gutes Geld, ihre Bilanzen haben sich deutlich verbessert. Branchenverbände schätzen, dass die Neu- und Gebrauchtwagenverkäufe zumindest das Vorjahresniveau erreichen. Das belegt schon das erste Quartal 2012: Hier lagen die Verkaufszahlen bereits schon über denen von 2011. Und auch die Werkstätten erwarten ein stabiles Service-Geschäft mit positiver Tendenz.

Aber nicht nur der wirtschaftliche Aufschwung allein begründet mehr Geld für die Kfz-Handwerker. Das Leben ist deutlich teurer geworden. Offiziell lag die Teuerungsrate in 2011 bei 2,3 Prozent. Damit die steigenden Kosten den Löhnen nicht davonlaufen, brauchen die Arbeitnehmer dringend auch einen Aufschwung in ihren Geldbeuteln.

Was die IG Metall fordert

Im Mittelpunkt der Kfz-Tarifrunde steht die Entgelt-Forderung: 6 bis 6,5 Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Darauf haben sich die regionalen IG Metall-Tarifkommissionen verständigt. Das ist gerecht und wirtschaftlich vertretbar. Hinzu kommen qualitative Forderungen: Beispielsweise fordert die IG Metall in Bayern und in Nordrhein-Westfalen, die Ausbildungsvergütungen überproportional anzuheben. In den beiden Tarifgebieten sowie auch in Baden-Württemberg will sie außerdem die Übernahme von Ausgebildeten und der dual Studierenden verbindlich regeln. Im Südwesten will die IG Metall zusätzlich die Rechte der Betriebsräte beim Einsatz von Leiharbeitbeschäftigten stärken.

Eine der wichtigsten Forderungen ist: Die Ost-Entgelte an die West-Tarife anzupassen. Das ist dringend geboten und überfällig. Ostdeutschland ist immer noch ein Niedriglohnland. Die Entgelte in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern sind durchschnittlich 33 Prozent niedriger als im Westen. Der Unterschied macht monatlich rund 600 Euro aus. Knapp die Hälfte der Beschäftigten erhält monatlich weniger als 1500 Euro. Diese Niedriglohnsituation bleibt nicht ohne Konsequenzen. Vor allem junge und qualifizierte Menschen wandern ab in den Westen, wo sie für ihre Arbeit mehr Geld bekommen.

Im Osten herrscht jetzt schon Fachkräftemangel. Aktuell suchen acht Prozent der dort Beschäftigten einen neuen Arbeitgeber, bei dem sie mehr verdienen. „Über 20 Jahre nach der Einheit darf es keine Mauern mehr geben. Nicht in den Köpfen und auch nicht bei der Bezahlung“, kritisiert Helga Schwitzer, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall.

Erste Verhandlungen

Die Tarifverträge enden am 30. April 2012. In Sachsen-Anhalt und in Hessen haben bereits die ersten Verhandlungsrunden begonnen. Sie haben gezeigt, dass der Weg zum Tarifabschluss kein leichter Spaziergang wird. In Hessen haben die Arbeitgeber ein Magerangebot mit einer Streichliste präsentiert. Danach sollen die Beschäftigten über 26 Monate lang mit einem Plus unterhalb der Preissteigerung zufrieden sein. Tariferhöhungen wollen sie leistungsabhängig je nach Unternehmenserfolg zugestehen.

An die Zuschläge wollen die Arbeitgeber ebenfalls ran. Geht es nach ihrem Willen, sollen Überstundenzuschläge für Samstagsarbeit bei einer planmäßigen Fünf-Tage-Woche ganz entfallen. Und Nachtarbeiter sollen erst ab 22 Uhr statt ab 20 Uhr Zuschläge erhalten.
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