Keine Entlassungen bei Sell in Herborn
Starke Belegschaft erzwingt Zukunftskonzept

Bei dem Flugzeugküchenhersteller Sell in Herborn haben Belegschaft und IG Metall Entlassungen verhindert. In zähen Verhandlungen mit der Geschäftsführung sowie dem Management des Mutterkonzerns PAIG schlossen die Arbeitnehmervertreter eine Vereinbarung zur Zukunftssicherung ab. Die IG Metall ...


... und der Betriebsrat haben ihre Ziele damit weitgehend durchgesetzt.

Das britische Unternehmen PAIG hatte ursprünglich angekündigt, gut 380 Stellen streichen zu wollen. Gleichzeitig sollten die Beschäftigten Mehrarbeit leisten sowie Samstags und Sonntags arbeiten, um die Fülle der Aufträge zu bewältigen. Die Mitarbeiter hatten die Überstunden und Sonderschichten zuletzt jedoch verweigert.

Der Vorwurf der Arbeitnehmer: PAIG hatte von England aus die Preise diktiert. Weil aber von der Insel Renditen vorgegeben worden seien, die am Markt nicht zu erzielen seien, habe Sell zahlreiche Kunden verloren. Der Betriebsratsvorsitzende Gerd Spellerberg dazu: „Der Auftragsrückgang war somit keine Ursache der Finanzkrise, sondern hausgemacht“.

Zukunftskonzept sieht mehr Selbstständigkeit vor
Das Verhandlungsergebnis sieht unter anderem vor, dass die 380 befristeten Beschäftigungsverhältnisse in unbefristete umgewandelt werden. Auch soll der Herborner Betrieb zukünftig wieder mehr Selbstständigkeit im Vertrieb und bei der Finanzierung erhalten.

Noch am Vortag hatten 3000 Menschen auf einer Kundgebung in der mittelhessischen Stadt gegen den geplanten Arbeitsplatzabbau demonstriert. Hans-Peter Wieth, Erster Bevollmächtigter, sagte: „Ich bin Stolz auf meine Kolleginnen und Kollegen, die mit ihrem Kampf dafür gesorgt haben, dass 380 befristet Beschäftigte und deren Familien jetzt Zukunft und Perspektive haben“.

IG Metall Bezirksleiter Armin Schild wertete das Ergebnis als „bemerkenswerten Erfolg“, den die IG Metall mit einer entschlossenen Belegschaft erzielen konnte. Der Bezirksleiter erklärte: „Dieser Erfolg ist den Arbeitnehmern zu verdanken, aber auch der Unterstützung und Anteilnahme der Bevölkerung und der Politik an diesem Vorgang. Es sei allerdings bedenklich, “wenn in der Wirtschaftskrise die Arbeitnehmer unternehmerisches Handeln mit Arbeitskampfmaßnahmen durchsetzen müssen„.

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