Maquet: Geplante Schließung von zwei Werken
Retten, was zu retten ist

Nach dem Plänen der Geschäftsleitung des Medizintechnikherstellers Maquet sollen in spätestens einem Jahr die Werke Hirrlingen und Hechingen I geschlossen werden. Bis zu 300 Beschäftigte könnten auf einen Schlag ihren Arbeitsplatz in der Region verlieren, befürchtet IG Metall-Bevollmächtigter ...

18. Januar 201118. 1. 2011


... Walter Wadehn.

Das Unternehmen will die manuelle Produktion komplett in die Türkei verlagern. Ein Kahlschlagprogramm, das wirtschaftlich durch nichts gerechtfertigt sei, sagt Wadehn. Das Unternehmen fertige ausgezeichnete und sehr gefragte Produkte, habe noch nie rote Zahlen geschrieben und an den Standorten in Hirrlingen und Hechingen immer eine Rendite von rund acht Prozent erwirtschaftet – in den beiden letzten Jahren waren es sogar noch mehr. Aber im Konzern erwarte man eben Ergebnisse im Bereich von 15 bis 20 Prozent. „Für die Beschäftigten Hartz IV und für die Aktionäre hohe Ausschüttungen – das kann es doch nicht sein!“, kritisiert er.

Während die Produktion komplett in ein Billiglohnland verlagert werden soll, sollen vielen Angestellten der Verwaltung Ersatzarbeitsplätze in Rastatt angeboten werden, hieß es. Aber nicht jeder kann ohne weiteres eine Stelle im rund zwei Autostunden entfernten Rastatt annehmen. Schließlich kann man Haus und Familie nicht einfach von hier nach da verlegen.

Möglichst viele Arbeitsplätze erhalten
Nun muss über die Standortschließungen verhandelt werden. Dabei soll eine vernünftige Lösung gefunden werden für diejenigen, die weiterhin für Maquet tätig sein werden, aber auch für diejenigen, die ihren Arbeitsplatz verlieren werden. Das erste Angebot über einen Sozialplan mit einer Abfindung in Höhe eines halben Monatsgehalts pro Beschäftigungsjahr nennt Wadehn eine Provokation. Einen Arbeitskampf will er nicht ausschließen – das aber würde die Schließungskosten schnell in die Höhe treiben.

Die IG Metall wird jedenfalls versuchen, zu retten was zu retten ist. Zuallererst müsse um die Erhaltung möglichst vieler Arbeitsplätze gekämpft werden. Das hat IG Metall-Bevollmächtigter Wadehn den Beschäftigten bei einer ersten Protestkundgebung nach Bekanntwerden der Schließungspläne zugesagt: „Aus dem Medical Valley darf kein Death Valley für die Arbeitsplätze der Medizinindustrie werden.“

Beschäftigungszusage für Standortwechsler
Als zweites Ziel hat die IG Metall formuliert, dass die unabwendbaren Entlassungen möglichst spät wirksam werden. Für diejenigen, die trotz allem schließlich ihren Arbeitsplatz verlieren, will die IG Metall wenigstens einen guten Sozialplan aushandeln. Außerdem will sich die Gewerkschaft für die Gründung einer Transfergesellschaft einsetzen. Für die Beschäftigten, die sich bereit erklären, nach Rastatt zu wechseln, will Wadehn eine Beschäftigungszusage über fünf Jahre erreichen.

Acht Prozent Rendite in Hirrlingen und Hechingen
Maquet ist Medizintechnikhersteller mit 5000 Mitarbeitern an zwölf Produktionsstandorten in sechs Ländern (Deutschland, Frankreich, Schweden, Türkei, China und USA). Im Geschäftsjahr 2009 hat der Konzern einen Umsatz von 1,08 Milliarden Euro gemacht. Nach Berechnungen der IG Metall haben die drei Werke in Hirrlingen und Hechingen zuletzt acht Prozent Rendite erwirtschaftet. Gegründet wurde das Unternehmen vor mehr als 170 Jahren in Heidelberg, im Jahr 2000 wurde es vom schwedischen Konzern GETINGE AB übernommen.

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