Betriebsrätepreis 2013: Gleichstellung bei HKM
Einen echten Kulturwandel erreicht

Bei Gleichstellung denkt man vor allem an gleiche Chancen für Männer und Frauen. Das Projekt der Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM) zielt auf gleiche Berufschancen auch von Migranten, älteren Beschäftigten und Schwerbehinderten. Weil es so beispielhaft ist, wurde es für den Betriebsrätepreis ...

4. Oktober 20134. 10. 2013


... 2013 nominiert.

Der Betriebsrat Mirze Edis hat das Gleichstellungsprojekt bei den Hüttenwerken Krupp Mannesmann (HKM) engagiert vorangetrieben. Dass es nun Früchte trägt, ist der Grund für die Nominierung für den Betriebsrätepreis 2013. HKM ist auf Stahl und Vorprodukte für die verarbeitende Industrie spezialisiert. 3000 Mitarbeiter sind bei dem Stahlunternehmen beschäftigt.

Edis kümmert sich schon seit vielen Jahren um Integration und Gleichstellung bei HKM. „Immer wieder liest man, dass Migranten, Frauen und ältere Menschen im Berufsleben benachteiligt sind. Aber woran es liegt, weiß keiner so richtig“, sagt Edis. Irgendwann war der türkischstämmige Betriebsrat das Gejammer und die gegenseitigen Schuldzuweisungen der Politiker leid.

Betriebsvereinbarung für mehr Chancengleichheit

Der Betriebsrat des Duisburger Stahlunternehmens beschloss, einen Ausschuss zu gründen, der sich mit den Themen Migration, Integration und Gleichstellung beschäftigt und der Frage nachging, ob es im Unternehmen Ungleichbehandlungen gibt. Den Ausschuss gibt es bis heute, denn es geht dem Betriebsrat um nachhaltige Veränderungen. Mit dem Arbeitgeber einigte man sich auf eine Betriebsvereinbarung. Ziel war, die Chancengleichheit insbesondere von Migranten und Nichtmigranten, Frauen und Männern, Jung und Alt und Schwerbehinderten zu fördern. Die Betriebsvereinbarung trat 2010 in Kraft.

Um eine verlässliche Datengrundlage zu haben, brauchte man aber erst mal konkrete Angaben. Wie viele Menschen mit Migrationshintergrund arbeiten bei HKM, wie viele Schwerbehinderte gibt es unter den Beschäftigten, wie ist die Altersstruktur? Wie viele Frauen arbeiten beim Stahlunternehmen? Unterstützt wurde der Betriebsrat vom Forschungsinstitut INFIS, das einen Gleichstellungsbericht lieferte.


Mehr Frauen im Betrieb

Die Ergebnisse des Berichts hätte der Betriebsrat so nie vermutet. Der Anteil der Migranten war fast doppelt so hoch wie zuvor angenommen. Bisher kannte man nur den Anteil der ausländischen Beschäftigten. Beim Frauenanteil wurde deutlich, dass er nicht ausreichend und in technischen Berufen verschwindend gering war. Je höher die Position, desto geringer der Anteil an Migranten und Frauen.

Während in der Produktion Migranten in leitenden Positionen zu finden sind, sind sie bei den Angestellten praktisch nicht vorhanden. Das will man in Zukunft ändern. Aus dem Bericht haben Betriebsrat und Unternehmensleitung einiges gelernt. In der Presse wirbt HKM um Frauen, die sich für technische Berufe interessieren. Durch die Werkszeitung werden Frauen motiviert, sich weiter zu qualifizieren. Frauen mit handwerklichen Stärken bis Ende 20 sollen die Chance auf eine Ausbildung erhalten.

Dass die Bemühungen Früchte tragen, sieht man daran, dass der Frauenanteil in den letzten Jahren etwa bei der Werksfeuerwehr und auf dem Kran zugenommen hat. Eine Betriebsvereinbarung zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die bei HKM abgeschlossen wurde, ist so gut ausgefallen, dass die sogar das Gütesiegel der Zertifizierung erhalten hat. Mehr Gleichstellung macht sich auch bei der Einstellung von Azubis bemerkbar. In jedem Ausbildungsjahrgang ist ein Schwerbehinderter dabei. Auch der Anteil von Migranten bei den Führungskräften nimmt zu, nicht nur bei den Meistern in der Produktion. „Wir haben da wirklich einen Kulturwandel erreicht, und das in vielen Bereichen“, bestätigt der Betriebsratsvorsitzende von HKM, Ulrich Kimpel.
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