Betriebsnaher Kindergarten bei der Dillinger Hütte im Saarland
Mit Mama zur Schicht

Welche Mutter kennt ihn nicht: Diesen Stress, noch schnell den Nachwuchs abholen – bevor die Kita schließt. Oft ist die Zeitspanne einfach viel zu knapp. Das hat ein Ende – zumindest für die Mütter und Väter, die im Saarland auf der Dillinger Hütte arbeiten.


Die Öffnungszeiten vieler Kindertagesstätten sind in der Regel den Arbeitszeiten der Eltern nicht angepasst. Da kann es dann schon manchmal ziemlich knapp werden. Jeden Tag aufs Neue hetzen deshalb Mütter und Väter vom Arbeitsplatz zum Kita. Dass sich das langfristig auf die Motivation der betroffenen Beschäftigten auswirkt und an deren Nerven zerrt – das erlebten die Betriebsräte der Aktien-Gesellschaft der Dillinger Hüttenwerke immer wieder.

Sie schafften Abhilfe. Gemeinsam mit der Geschäftsleitung initiierten die IG Metall Vertrauensleute und die Betriebsräte eine betriebsnahe Kindertagesstätte. „Alle wollten dasselbe“, erzählte die Betriebsrätin Nadine Tumminelli. Deshalb ging auch alles ganz unkompliziert über die Bühne. In einer gemeinsamen Arbeitsgruppe mit der Unternehmensleitung und dem Personaldirektor schoben sie das Projekt an. Sie gründeten die Kindertagesstätte „Kleine Hüttenbären“, den inzwischen seit dem August 2006 besteht. Pädagogischer Träger ist das Sozialpädagogische Netzwerk der Arbeiterwohlfahrt Landesverband Saarland. Finanziert wird die Kindertagesstätte über öffentliche Gelder und Elternbeiträge. Den Umbau der Räumlichkeiten und die Erstausstattung bezahlte die Aktien-Gesellschaft der Dillinger Hüttenwerke

Bei den „Kleinen Hüttenbären“ können schon Kids im Alter von acht Wochen abgegeben werden. Die Kinder werden betreut bis sie die Grundschule verlassen. Die Öffnungszeiten des Kindertagesstätte sind auf die betrieblichen Arbeitszeiten der Dillinger Hütte abgestimmt. Zur Zeit sind 30 Kinder von Montag bis Freitag in der Kindertagesstätte von halb sieben am Morgen bis um 18 Uhr am Abend untergebracht. Der Andrang ist immer noch groß. So groß, dass demnächst ein zweiter Standort eröffnet wird. Dann können insgesamt 58 Kinder in den Villen mit den parkähnlichen großen Gärten spielen und herumtollen.


„Wir leben so ein bisschen zusammen“, bringt es Nadine Tumminelli auf den Punkt. Das bedeutet, die Kinder kommen auch ab und zu mit ins Werk. An Weihnachten schmücken sie den Weihnachtsbaum und bringen Selbstgebackenes vorbei. Oder sie grillen mit beim Sommerfest. Aber sie sind nicht nur bei den Festen auf der Hütte. So wurde beispielsweise ein von den Kindern geschriebenes Rezeptbuch in der Druckerei im Werk gedruckt und gebunden. Selbstverständlich unter den wachsamen Augen der Jungen und Mädchen.

Von den etwa 5300 Beschäftigten auf der Dillinger Hütte sind nur acht Prozent weiblich. Seit Jahren sinkt im Saarland die Geburtenrate. Das Stahlunternehmen befürchtet angesichts des demografischen Wandels, dass Fachkräfte abwandern und in Zukunft fehlen könnten. Deshalb entschied das Stahlunternehmen, sich stärker für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie einzusetzen. Da lag es nahe, gerade für die Eltern unter den Beschäftigten etwas zu tun. Zusätzlich haben die Betriebsräte noch weitere Angebote durchgesetzt, die es den Beschäftigen ermöglichen, Job und Familie besser unter einen Hut zu bringen. Beispielsweise können die Beschäftigten zeitversetzt arbeiten oder unbezahlten Urlaub nehmen, wenn es erforderlich ist und in den Betriebsablauf passt. Inzwischen nutzen auch immer mehr Väter die Möglichkeit der Elternzeit. Das gab es vor einigen Jahren noch nicht.

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