Befristete Arbeitsverträge
So viele Befristungen wie noch nie

Laut Statistischem Bundesamt ist die Zahl der befristet Beschäftigten in Deutschland höher als je zuvor: 8,9 Prozent hatten 2008 nur einen Vertrag auf Zeit. Besonders betroffen sind junge Menschen.

17. März 201017. 3. 2010


Als „Allzeithoch“ bezeichnet das Statistische Bundesamt die Zahl von 2,7 Millionen Arbeitnehmern und Artbeitnehmerinnen, die 2008 in einem befristeten Arbeitsverhältnis standen. Das sind insgesamt 8,9 Prozent aller abhängig Beschäftigten und damit so viele wie noch nie.

Zeitverträge werden vorwiegend auf bis zu 24 Monate (einschließlich) begrenzt (85,1 Prozent). Am häufigsten ist der Einjahresvertrag (34,1 Prozent), aber auch Halbjahres- (18,2 Prozent) oder Zweijahresverträge (13,1 Prozent) werden häufig unterschrieben.

So sehr auch Befristungen als Instrument einer flexiblen Personalwirtschaft den Interessen von Arbeitgebern entgegenkommen mögen, sie entsprechen selten den Wünschen der Arbeitnehmer. Von den 2,7 Millionen befristet Beschäftigten des Jahres 2008 erklärten nur 2,5 Prozent, keine Dauerstellung gewünscht zu haben.
Befristete Arbeitsverhältnisse stellen aber häufig für Beschäftigte und Unternehmen eine Belastung dar. Arbeitsplatzunsicherheit ist für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen eine große Belastung. Und das Argument, ein befristeter Vertrag sei motivierend und würde die Leistung der Mitarbeiter fördern, entkräftet Arbeitspsychologe Dieter Zapf gegenüber der „Frankfurter Rundschau“: Wenn ich nur befristet beschäftigt bin und jemand, der das Gleiche tut, einen Dauervertrag hat, sei die Ungleichbehandlung offensichtlich.„ Diese Wirkung könne absolut kontraproduktiv sein.


Berufseinsteiger sind besonders betroffen

Junge Menschen, die gerade erst ins Berufsleben starten, sind besonders betroffen von befristeten Arbeitsverhältnissen. 41 Prozent der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen bis 19 Jahre haben einen Vertrag auf Zeit – und die Auszubildenden sind dabei noch nicht mal mit eingerechnet. In der Gruppe der 20- bis 24-Jährigen sind es immerhin noch rund 25 Prozent.
Eric Leiderer, Bundesjugendsekretär der IG Metall, sieht die Entwicklung kritisch: “Die Statistik zeigt deutlich, was passiert: die Zukunftsperspektiven junger Menschen haben in vielen Betrieben keine Bedeutung. Personalentscheidungen werden oft mit Blick auf das nächste Quartalsergebnis gefällt. Damit nimmt der psychische Druck auf junge Arbeitnehmer immer weiter zu. Von der Möglichkeit, eine Familie zu gründen haben sich viele junge Menschen schon verabschiedet.„
Befristungen, oft mehrfach hintereinander, unbezahlte Praktika, keine Übernahme nach der Ausbildung – das alles sei die Regel geworden. Motivation und Leistung werden dann zum Zufall. Hier sind alle Entscheider aus Politik und Wirtschaft gefragt: die Lebensperspektiven gerade Jüngerer müssen sicherer werden. Das aktuelle Tarifergebnis und die Verhandlungsergebnisse durch die Kampagne “Operation Übernahme„ der IG Metall Jugend weisen hier erste Erfolge vor.

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