„Von Berlin muss ein Signal ausgehen. Wir sind eins, in der Gesellschaft und in der Arbeitswelt“, ruft Michael Müller den Beschäftigten zu, die sich zur Kundgebung an der Oberbaumbrücke in Berlin versammeln. Müller versichert den Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie seine Unterstützung für die Forderung zur Angleichung Ost und bestärkt sie darin, den Kampf weiterzuführen. „Mehr als 30 Jahre nach der Wiedereinigung ist es wirklich niemandem mehr erklärbar, warum diesseits und jenseits des Flusses unterschiedliche Arbeitsbedingungen in der Metall- und Elektroindustrie gelten“, sagte Birgit Dietze, Verhandlungsführerin und IG Metall-Bezirksleiterin in Berlin-Brandenburg-Sachsen.
Verhandlungen für Berlin, Brandenburg und Sachsen gehen weiter
Während die meisten Bezirke der IG Metall den Pilotabschluss aus Nordrhein-Westfalen übernommen oder in ähnlicher Weise abgeschlossen haben, gehen die Verhandlungen im Tarifgebiet Berlin, Brandenburg und Sachsen weiter. Neben den Forderungen, um Beschäftigung, Zukunft und Einkommen zu sichern, fordert das Tarifgebiet das Entgelt der Beschäftigten schrittweise anzugleichen. In den östlichen Gebieten gilt immer noch die 38-Stunde-Woche, während in den westlichen nur 35 Stunden gearbeitet wird. Für die gleiche Arbeitszeit verdienen die Kolleginnen und Kollegin somit im Schnitt 8,5 Prozent weniger. Das soll sich mit dem Angleichungsgeld ändern.
Auch wenn die Solidarität in den anderen Bezirken groß ist – verhandeln müssen es IG Metall und Arbeitgeber in dem betroffenen Gebiet, also Berlin, Brandenburg und Sachsen. Wie groß die Unterstützung ist, zeigen allein die Zahlen. An einer digitalen Unterschriftenaktion haben sich 1800 Betriebsräte aus westlichen Betrieben beteiligt – stellvertretend für knapp 1,6 Millionen Beschäftigte, die hinter der Forderung des tariflichen Angleichungsgeldes stehen.
Gleicher Lohn für gleiche Arbeit – Hier kannst Du die Beschäftigten mit Deiner Unterschrift unterstützen
Unterstützung erhalten die Beschäftigten im Osten auch von Prominenten sowie von Politikerinnen und Politikern. „Im letzten Jahr haben wir hier in Potsdam den 30 Jahrestag der Deutschen Einheit gefeiert. Vieles haben wir in diesen drei Jahrzehnten schon gemeinsam erreicht. Die soziale Einheit hingegen ist leider immer noch nicht vollendet“, sagt Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke in einem Unterstützungsvideo.
Auch Bundesfinanzminister Olaf Scholz sichert der IG Metall und den Beschäftigten im selben Video seine Solidarität im Kampf um die Angleichung des Ostens an den Westen zu. „Ich will ein Ausrufezeichen setzen, hinter der Forderung, dass endlich in Ost und West für den gleichen Lohn auch gleich lang gearbeitet wird“, sagt die SPD-Bundestagsabgeordnete Daniela Kolbe. Dass das Thema endlich so in den Mittelpunkt gestellt werde – „da geht mir das Herz auf“, sagt die Abgeordnete.