Wie von Geisterhand
„Durch Berufserfahrung und Zusatzqualifikationen hat sich die Tätigkeit im Elektrohandwerk stark gewandelt“, sagt Jäckel, 55. „Früher hat es auf den Baustellen manchmal gewaltig gestaubt“, sagt er rückblickend. Dreck und Schmutz gibt es heute deutlich weniger. Arbeits- und Gesundheitsschutz haben sich verbessert, auch die Bezahlung. Was früher der Job von Ingenieuren war, machen jetzt ausgebildete Elektrohandwerker. Eine ganze Branche befindet sich im Wandel.
Der Trend, Gebäude mit smarter Technik auszustatten, macht den Beruf anspruchsvoller und interessanter. Die Arbeit in einem Großobjekt wie „Der Welle“, die vor 20 Jahren errichtet wurde, hat sich stark geändert. Im Vergleich zu früher sind Funktionsgebäude heute mit Technik vollgestopft. Die Ausstattung soll den Energieverbrauch reduzieren. Man kann Gebäudefunktionen genauer regeln, je nachdem ob es draußen kalt oder warm ist, Sturm oder Windstille herrscht. Wird im Winter ein Fenster geöffnet, schließt sich im Raum gleichzeitig das Heizventil. Das verhindert Energieverschwendung. Präsenzmelder lassen das Licht an- und ausgehen, je nachdem, ob eine Person den Raum betritt oder verlässt.
„Es wird zwar immer mehr digital gespeichert, doch es gibt noch die Schaltpläne für Boden- und Deckeninstallation auf Papier“, sagt Kollege Markus Gellweiler. Durch Nachrüstungen ist der Energie-verbrauch des Riesenobjekts kontinuierlich gesunken. Derzeit werden die Leuchten für Fluchtwege von Röhrentechnik auf LED umgestellt.
Das Herz des Gebäudes bekommt seine Informationen von acht Wetterstationen auf den verschiedenen Dächern. Dort werden Windstärke, Windrichtung, Helligkeit und Strahlung gemessen. Bei starkem Wind werden die Jalousien automatisch hochgefahren, um Schäden zu vermeiden. Aus den Daten der Wetterstationen errechnet sich das sogenannte Jahresverschattungsprogramm.
EAB beschäftigt über 300 Mitarbeiter. Die Branche boomt. Das liegt unter anderem daran, dass überall unablässig gebaut wird, seien es private Häuser oder Bürokomplexe. Gleichzeitig werden bestehende Gebäude nach- und aufgerüstet. Auch das Thema Fernwartung wird immer wichtiger. Das heißt, der Fachmann sitzt nicht vor Ort, sondern regelt das aus der Ferne. Ein Team-Kollege betreut vom Büro in Frankfurt zum Beispiel ein Objekt im Ostseebad Binz, über 1000 Kilometer entfernt.
Kein Einfallstor für Hacker
Kai Senner macht jetzt parallel zu seinem Job die Ausbildung zum Meister. Zweimal die Woche geht er nach der Arbeit und am Samstag in die Schule. „Es gibt viele Aufträge aus der Privatwirtschaft und dem Großkundenbereich. Die Preise sind gut. Uns steht die Weiterbildung offen.“ Ein ganz wichtiges Thema beim Smart Home der Zukunft ist die Sicherheit. Niemand will, dass sich jemand in sein Haus einhackt und die Steuerung übernimmt. Auch hier nehmen die Anforderungen weiter zu.
Die IG Metall arbeitet deshalb an einer Novellierung der Ausbildungsordnung des Elektrohandwerks. Es entsteht ein neuer Beruf, der sich auf die Digitalisierung von Gebäudetechnik spezialisiert: Elektroniker für Gebäudesystemintegration. Die Ausbildung soll dreieinhalb Jahre dauern. Dazu passt das selbstironische Motto des EAB-Teams, das an seiner
Bürotür prangt: „Ich lese keine Anleitungen, ich drücke so lange Knöpfchen bis es klappt!“