Bildungsmonitor der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft
Nach dem Gusto der Arbeitgeber

Der neue Bildungsmonitor ist mit Vorsicht zu genießen. Denn er ist mit der Brille der Arbeitgeber gemacht. Wer ihn liest, sollte wissen, dass die Studie von der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft beauftragt und von Gesamtmetall finanziert wurde.

17. August 201117. 8. 2011


Der Bildungsmonitor wird von der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft alljährlich veröffentlicht. Der Bericht basiert auf einer Fülle von – teils sinnvollen, teils fragwürdigen – Indikatoren. Die arbeitgeberfinanzierte Studie behauptet, dass es mit der Bildung in Deutschland weiter aufwärts geht. Alle 16 Bundesländer haben angeblich die Chancen für Kinder erneut verbessert. Als die besten Bildungsstandorte werden Sachsen, Thüringen und Baden-Württemberg eingestuft. Schlusslicht in dem Bildungsvergleich der Bundesländer bleibt trotz deutlicher Verbesserungen Berlin.

Wirtschaftliche Interessen der Auftraggeber
Im Bildungsmonitor haben vor allem die Bundesländer gut abgeschnitten, die große Anstrengungen in Mathematik, Naturwssenschaften und technischen Fächern unternehmen. Das ist kein Zufall, denn in der Untersuchung geht es um bessere Voraussetzungen für wirtschaftliches Wachstum. Nach dem Motto, mehr Ingenieure braucht das Land.

Kein Wunder auch, dass es das arbeitgebernahe Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) Köln ist, die die Studie im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) erstellt hat. Bekanntlich finanziert der Arbeitgeberverband Gesamtmetall die die Lobbyorganisation INSM.

„Einseitig und nicht objektiv“
Bernd Kassebaum, Bildungsexperte bei der IG Metall, hält den Bildungsmonitor für einseitig und mit der Brille der Arbeitgeber gemacht: „Das ist keine objektive wissenschaftliche Darstellung.“ Hinter der Studie stecken die bildungspolitischen Interessen der Arbeitgeberseite. „Bildung wird auf die Anforderungen des Arbeitsmaktes verkürzt“, kritisiert Kassebaum. „Wesentliche Aspekte wie Persönlichkeitsentwicklung kommen zu kurz. Eine qualitative Differenzierung fällt durch das Ranking unter dem Tisch.“

Auch die Bildungsgewerkschaft GEW rät zur Vorsicht beim Lesen des Bildungsmonitors. Er leiste keinen Beitrag zur Verbesserung des Bildungssystems. „Das deutsche Bildungssystem ist im internationalen Vergleich deutlich unterfinanziert. Geht es nach dem von Arbeitgebern finanzierten Bildungsmonitor, wird dies auch so bleiben“, kritisiert die Bildungsgewerkschaft GEW. Die Studie beurteile Bildung nur aus ökonomischer Sicht, bei Problemlösungen dagegen herrsche Fehlanzeige.

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