Junge Mechatronik-Azubis von Bosch gewinnen bei „Jugend forscht“
Die Tüftler von Bosch

Zwei junge Mechatronik-Azubis von Bosch in Stuttgart-Feuerbach haben bei „Jugend forscht“ gewonnen. Sie entwickelten ein Messgerät zum Bestimmen von Schraubgewinden – normalerweise eine zeitraubende Handarbeit.

5. April 20115. 4. 2011


Wer kennt das nicht? Die Suche nach einer fehlenden Schraube oder der passenden Mutter. Es gibt zig Schraubgewindearten: Rohrgewinde, Trapezgewinde, ISO-metrisch, UNC, Whitworth und und und, in allen Größen. Normalerweise muss das Gewinde der Musterschraube per Hand mit einer sogenannten Gewindelehre ausgemessen werden. Dauert ewig.

„Muss das wirklich sein?“, dachten sich Christopher Dörrer, heute 19 Jahre, und Tobias Kühfuß, 20, beide Mechatronik-Azubis bei Bosch in Stuttgart-Feuerbach. „Wir haben eine Kontermutter für eine Zange gesucht. Die hatten wir nicht im Sortiment, das war eine britische Schraube“, erzählt Christopher. „Da haben wir uns gefragt: Warum gibt es dafür eigentlich kein Gerät?“

Sie tüftelten und programmierten. Heraus kam das „Optische Gewinde-Erkennungs-System“ (OGES): ein kleiner Kasten mit zwei Minikameras, der per USB-Kabel mit einem Laptop verbunden ist. Schraube rein, „Start“ drücken – und schon spuckt der PC Maße, Gewindetyp und Bestelldaten aus. Christoph und Tobias traten mit dem OGES bei „Jugend Forscht“ an, gewannen den Landeswettbewerb in Baden-Württemberg und dann auch den Bundeswettbewerb in der Kategorie „Arbeitswelt“. Zur monatelangen Tüftelei kamen etliche Pressetermine und Präsentationen. Viel Zeit. „Das meiste haben wir in unserer Ausbildungszeit gemacht“, erklärt Tobias. „Unsere Mitazubis haben uns beim Drehen, Biegen und Fräsen geholfen. Unser Ausbilder hat uns da voll unterstützt. Denn schließlich ist das OGES ein ideales mechatronisches Projekt.“

Alles fing mit Lego an
Schon seit ihrer Kindheit sind Christoph und Tobias technikbegeistert. Beide haben Lego-Modelle gebastelt, Maschinen mit Motoren, Zahnrädern und Sensoren, schon über PC programmiert. Und auch ihre OGES-Versuchsmodelle waren aus Lego- und im Grunde schon funktionstüchtig.

Für ihr Projekt haben die beiden Metaller viel recherchiert, waren auf Messen und haben sich bei anderen Betrieben informiert um die richtige Lösung herauszufinden: mechanisches Abtasten, Endoskopie und sogar Ultraschall waren anfangs noch im Rennen, bis sich die optische Methode mit Minikameras durchsetzte. Und dann ging es ans Herumprobieren: Licht, Schärfe, Reflexion. Der neueste, dritte Prototyp arbeitet mittlerweile seit Wochen absolut fehlerfrei.

Azubis als Ingenieure
„Für unser Projekt haben uns im Grunde schon unsere Kenntnisse aus unserer Mechatroniker-Ausbildung gereicht“, betont Tobias. Nur bei der Programmierung mussten sie sich spezielles Wissen aneignen. Dabei hat ihnen ein Ex-Azubikollege geholfen, der sich derzeit gerade zum Techniker weiterbildet.

Auch Christopher und Tobias wollen weitermachen: Sie holen gerade am Berufskolleg in Teilzeit ihre Fachhochschulreife nach. Und dann wollen sie studieren. Ihr Arbeitgeber hilft ihnen dabei: Bosch hat seit etwa zwei Jahren eine Kooperation mit der Hochschule Esslingen. Die Studierenden bleiben bei Bosch, erhalten weiter Geld und arbeiten in den Semesterferien im Betrieb. Zudem hat der Betriebsrat gerade eindurchgesetzt: Bosch bildet systematisch Facharbeiter zu Ingenieuren weiter.

„Die meisten Azubis bei uns wollen sich weiterbilden und studieren – und können das auch“, findet Christopher. „Ich bin sogar der Meinung, dass wir durch unsere Berufspraxis Vorteile gegenüber denen haben, die direkt vom Gymnasium kommen.“ Christopher und Tobias wissen, dass sie das schaffen. Durch ihr OGES-Projekt haben sie Selbstvertrauen getankt. „Mittlerweile ist unser Meister bei Präsentationen nervöser als wir. Wir selbst sind eigentlich gar nicht mehr aufgeregt“, erzählt Tobias. „Letztens waren wir auch bei unserem Geschäftsführer. Wir sind halt hingegangen, haben die Powerpoint-Präsentation angeworfen und einfach losgelegt.“

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