Porsche-Betriebsrat Uwe Hück zu seinem Buch „Volle Drehzahl“
„Aus Schwachen Starke machen“

Uwe Hück, Konzernbetriebsratsvorsitzender von Porsche, ist einer von ganz unten. Elternlos, Kinderheim, Sonderschule, Lackierer, Europameister im Thai-Boxen. Jetzt hat der 104-Kilo-Mann ein Buch geschrieben. „Volle Drehzahl“ heißt seine Autobiographie.


4. September 20124. 9. 2012


Uwe, Du bist Betriebsratsvorsitzender bei Porsche, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender, SPD-Mann, Buch-Autor . Sport war immer wichtig für Dich. Hast Du überhaupt noch Zeit fürs Training?
Klar. Ich brauche den Sport. Zeit zum Trainieren nehme ich mir fünf Mal die Woche. Der Sport ist wichtig für mich und für die Jugendlichen, die ich betreue. Zwei Mal die Woche fahre ich raus. Dort warten die Jungen auf mich, um Thai-Boxen zu lernen. Für die ist es wichtig, dass ich komme. Ich bin einer von ihnen, der es geschafft hat. Aber auch für mich ist die Bewegung wichtig. Das ist wie bei Autos. Was nützt der beste Motor, wenn die Karosserie nichts taugt? Und das heißt auch, je älter ich werde, desto härter muss ich trainieren.

Du bist im Mai 50 Jahre alt geworden. Zeit, ein Buch zu schreiben?
Eigentlich hätte ich lieber noch zehn Jahre gewartet. Aber Lothar Rudolf von der Initiative Respekt hat mich überredet.

Was hat die Initiative Respekt mit Dir zu tun?
Diese Initiative, an der ja auch die IG Metall beteiligt ist, setzt sich ein für mehr Respekt untereinander. Respekt gegenüber anderer Herkunft. Respekt gegenüber einem anderen Glauben. Menschen wie Sarrazin regen mich auf. Er verbreitet unverantwortliche Thesen und sollte – meiner Meinung nach – endlich aus der SPD ausgeschlossen werden. Ich selbst habe mir als Kind, als ich im Heim aufwuchs, immer gewünscht, dass mir Respekt entgegengebracht wird. Fehlanzeige. Heute kann ich etwas zurückgeben. Das ist wichtig. Mein Anteil des Bucherlöses fließt zu 100 Prozent als Spende an den Sperlingshof und an die Initiative Respekt. Ich habe was, also gebe ich was.

In dieser Woche beginnen viele junge Menschen ihre Ausbildung. Was rätst Du ihnen?
Das Trikot schwitzt nicht von allein. Ihr müsst schon was tun, wenn Ihr Erfolg haben wollt. (lacht) Aber mal im Ernst: Ich habe mir am Montag wie in jedem Jahr Zeit genommen, unsere neuen Azubis bei Porsche zu begrüßen. Die kennen mich und die mögen mich. Deshalb habe ich denen auch ins Gewissen geredet. Wir haben für Eure Übernahme gekämpft. Jetzt erwarte ich, dass Ihr das Gleiche für andere macht. So lebt man Solidarität.

Was ist Dir als Metaller besonders wichtig?
Die Solidarität. Und das Ehrenamt. Ob Aktive bei der IG Metall oder Sportler oder Feuerwehrmänner und -frauen. Das Ehrenamt ist doch die Seele eines Volkes. Das habe ich auch den Azubis gesagt. Ihr dürft Fehler machen. Aber was ihr hier niemals dürft, ist wegschauen. Ihr müsst mitmachen, Respekt zeigen vor jedem, der hier arbeitet. Ich selbst mache das auch. Ich stehe jeden Samstag, wenn Sonderschicht ansteht, vor dem Werkstor und bedanke mich persönlich bei den Kolleginnen und Kollegen.

Viele sagen – mit Verlaub – Du hast ein „großes Maul“?
Ja. Da stehe ich auch dazu. Das ist wie beim Turbo. Wenn man den anlässt, ist er halt laut – Volle Drehzahl! Deshalb bewege ich ja auch etwas. Ich habe was zu sagen. Deshalb werde ich gehört. Deshalb bin ich aber auch authentisch. Wenn ich heute Abend mit meinen schweren Jungs trainiere, dann fahre ich mit meinem Porsche vor. Dann steigen 104 Kilogramm aus und dann bin ich ich. Ich verstelle mich dann nicht. Ich bin Sportler. Einer von denen, die dort trainieren. Einer, der auch mal ganz unten war. Und einer, der es geschafft hat. Und dann bin ich gerne Vorbild für Integration, soziale Kompetenz, Ehrenamt, Bodenständigkeit, Engagement und Respekt.

Was ist Dein Lebensmotto?
Das Trikot muss schwitzen, wenn Du Erfolg haben willst.

Was hoffst Du, mit Deinem Buch zu erreichen?
Ich hoffe, ein paar von meinen Botschaften weitergeben zu können. Menschen Mut machen zu können, die denken, sie hätten schon verloren. Ich will helfen, aus Schwachen Starke zu machen. Und: (schmunzelt) Ich hoffe auch, dass der Erlös Geld in die Kassen der Initiative Respekt und des Jugendhilfezentrum Sperlingshof spült.