Getrag: Aktionstag der deutschen Standorte
Getrag-Beschäftigte wehren sich gegen Stellenabbau

Mehr als 2000 Beschäftigte von Getrag haben vor der Unternehmenszentrale im baden-württembergischen Untergruppenbach gegen die Kahlschlagpläne der Geschäftsleitung protestiert. Der Getriebehersteller will in den nächsten zwei Jahren an seinen fünf deutschen Standorten 700 Stellen streichen, ...

23. März 201023. 3. 2010


... davon rund 500 in der Region. Das ehemalige Stammwerk in Ludwigsburg will Getrag bis Ende 2011 vollständig aufgeben.

Im Frühjahr 2009 hatte sich die IG Metall nach zähen Verhandlungen mit der Unternehmensleitung von Getrag auf eine Standortgarantie bis Ende 2012 geeinigt. Doch davon will das Unternehmen nun nichts mehr wissen und das Werk in Ludwigsburg bis Ende 2011 komplett schließen.

Beschäftigte sollen ihren Stellenabbau bezahlen
Mit mehr als 100 Millionen Euro hatten in den vergangenen Jahren die rund 2700 Beschäftigten an den deutschen Standorten zum Erhalt ihrer Arbeitsplätze beigetragen und auf tarifliche Leistungen verzichtet. Jetzt will sich das Unternehmen von den Beschäftigten auch noch den angekündigten Stellenabbau bezahlen lassen. Die Arbeitnehmer sollen auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld verzichten sowie auf sämtliche Tariferhöhungen bis 2012.

Verlotterte Managementmethoden
Die IG Metall kritisiert die Pläne des Konzerns als ein „Sterben auf Raten“. Insgesamt sind mindestens 700 Arbeitsplätze bedroht. Über 400 Stellen sollen allein in diesem Jahr wegfallen. „Einer solch blindwütigen Kahlschlagspolitik können wir nur eine deutliche Absage erteilen“, kritisierte Jörg Hofmann in Untergruppenbach auf der Kundgebung. Der Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg bezeichnete die Pläne von Getrag als „Ausdruck der verlotterten Managementmethoden“ des Getriebeherstellers. Eine gut bezahlte Führungsspitze versuche hausgemachte Probleme und eigene Fehlleistungen von der Belegschaft ausbaden zu lassen. Offensichtlich sei das Management nicht in der Lage, ein zukunftsfähiges Konzept auf die Beine zu stellen, mit dem das Überleben der Standorte und somit auch die Arbeitsplätze gesichert werden.

Belegschaft kündigt Gegenwehr an
Die rund 2000 Beschäftigten der Getrag-Standorte zeigten sich vor der Hauptverwaltung in Untergruppenbach empört. Sie wollen den angekündigten Stellenabbau sowie die Schließung des Werks in Ludwigsburg verhindern. Wie ernst es den Arbeitnehmern ist, zeigt der Kurzfilm von swr.de von der Protestaktion vor der Getrag-Zentrale. Einen Vertragsbruch würden Belegschaft und IG Metall nicht ohne massive Gegenwehr hinnehmen, so der Gewerkschafter. Wenn das Unternehmen nicht einlenke, sei die heutige Kundgebung erst der Auftakt einer massiven Auseinandersetzung. Jörg Hofmann forderte die Unternehmensleitung auf, alle Standorte und die Zahl der Beschäftigten zu erhalten. Dies sei im vergangenen Jahr so vereinbart worden. Getrag müsse sich ohne Abstriche an die geschlossenen Verträge und die daraus entstehenden Verbindlichkeiten halten.

Getrag erhielt Bürgschaft von 20 Millionen Euro
Vor rund einem Jahr hatte der wegen der Autokrise finanziell angeschlagene Zulieferer vom Land eine Bürgschaft in Höhe von rund 20 Millionen Euro erhalten – die größte Landesbürgschaft in der Geschichte. Getrag begründet die angekündigten harten Einschnitte mit stagnierender Nachfrage und Überkapazitäten. Der Getriebespezialist erzielte 2008 rund 2,5 Milliarden Euro Umsatz weltweit. Für 2009 erwartet das Unternehmen ein Minus von 20 Prozent. Betroffen sind vor allem die baden-württembergischen Standorte Ludwigsburg, Neuenstein, Untergruppenbach sowie Bad Windsheim in Bayern. Das Werk in Ludwigsburg mit rund 90 Beschäftigten will Getrag spätestens bis Ende 2011 aufgeben.

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