Proteste bei Bosch Rexroth
Es geht um ein Herzstück des Unternehmens

Bei der geplanten Verlagerung des Aggregatebaus aus Lohr geht es um ein Herzstück des Unternehmens. Dazu kommen Umstrukturierungen bei Großgetrieben für Windkraftanlagen. Betriebsräte und IG Metall befürchten einen Paradigmenwechsel und wollen gegen den geplanten Stellenabbau vorgehen.

13. Februar 201413. 2. 2014


Vergangenen Dezember hatte Bosch Rexroth in Lohr die Absicht verkündet, 100 Arbeitsplätze im Aggregatebau von Lohr nach Chemnitz und in die tschechische Republik abzuziehen. Auf massiven Protest im Dezember folgten vier Gesprächsrunden, in denen die Arbeitnehmer konstruktive Alternativen darstellten. Vorschläge der Betriebsräte, wie man den Aggregatebau rentabler machen könne, wurden zwar zur Kenntnis genommen. An der Absicht, diesen Bereich nach Chemnitz und Brünn zu verlagern, wird jedoch festgehalten.

Am 5. Februar kam es daher zu einer Protestkundgebung mit über 3200 Teilnehmern unter dem Motto „4 vor 12“. Nach Lohr nimmt Bosch Rexroth auch andere Standorte ins Visier. Die Umstrukturierungspläne sollen mit Stellenabbau im Bereich Getriebefertigung für Windkraftanlagen einhergehen. In Bayern sind vor allem Nürnberg und Elchingen betroffen. IG Metall und Betriebsräte kritisieren die Pläne und kündigen ein gemeinsames Vorgehen gegen sie an.

Investitionszusagen nicht erfüllt

Mit viel Euphorie wurde bei Bosch Rexroth 2007 der Aufbau einer Getriebefertigung in Nürnberg beschlossen. In Anwesenheit von Ministerpräsident Seehofer wurde der Grundstein für eine moderne, zukunftsträchtige Produktion gelegt. Basis war eine Zukunftsvereinbarung von Geschäftsleitung, IG Metall und Betriebsrat. Sie schloss eine Standort- und Beschäftigungssicherung ein, die am 31. Dezember 2013 ausgelaufen ist. Kernstück waren Investitionen über 180 Millionen Euro für den Neuaufbau der Getriebefertigung, sowie der Aufbau von mindestens 360 unbefristeten Mitarbeitern und die Übernahme der Auszubildenden. Weder Investitionssumme noch Beschäftigungsaufbau wurden im vollen Umfang erfüllt.

Im Gegensatz zum Unternehmen leistete die Belegschaft ihren vollen Beitrag durch Verlängerung der Arbeitszeit sowie Verzicht auf betriebliche Leistungen. Dieser Beitrag summierte sich in sechs Jahren auf rund 16 Millionen Euro. In den vergangenen Monaten bemühten sich IG Metall und Betriebsrat um eine Verlängerung der Standortsicherungsvereinbarung bis 2020. Mitten in die Verhandlungen platzte dann die Nachricht über die Verlagerung der Windkraftfertigung. Dieser Beschluss kam für alle überraschend, da schon weitere Verhandlungstermine mit der Geschäftsleitung fest terminiert waren.

Gemeinsames Vorgehen der Betriebsräte

Enttäuscht zeigte sich Jürgen Wechsler, Bezirksleiter der IG Metall Bayern, in einer ersten Reaktion: „Damit wird ein Zukunftsprodukt zur regenerativen Energiegewinnung aus Bayern verlagert. Vergessen wird dabei, dass der Aufbau der Fertigung in Nürnberg mit Beiträgen der Arbeitnehmer finanziert wurde. Von daher werden wir die zukünftige Struktur der Arbeitsplätze – auf ihre Nachhaltigkeit – kritisch überprüfen. Eine Lösung auf Kosten von anderen Standorten, wie zum Beispiel Elchingen, stellt keine zufriedenstellende Alternative dar.“Andreas Weidemann, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Nürnberg, ist empört über die geplante Verlagerung und will den Beschluss nicht kampflos hinnehmen.

Auch die Eile, mit der Bosch Rexroth die Umstrukturierung vorantreibt, ist für ihn nicht nachvollziehbar. Trotz geplanter alternativer Fertigung aus Witten und Elchingen, die nach Plänen des Unternehmens nach Nürnberg verlagert werden sollen, sieht der Plan den Wegfall von 90 hochqualifizierten Arbeitsplätzen in Nürnberg vor. Insgesamt sollen 270 Stellen der Restrukturierung zum Opfer fallen. Harald Dix, zuständiger Betriebsbetreuer in Nürnberg, kündigt ein gemeinsames Vorgehen der Arbeitnehmerseite an: „Wir werden die betroffenen Betriebsräte in Nürnberg, Witten und Elchingen zusammen bringen, um gemeinsam gegen die Stellenabbau vorzugehen.“
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