IG Metall fordert Sozialtarifvertrag für Druckmaschinenhersteller
Urabstimmung bei Koenig & Bauer

Seit heute morgen um 9 Uhr entscheiden die IG Metall-Mitglieder unter den Beschäftigten des Druckmaschinenherstellers Koenig & Bauer im pfälzischen Frankenthal, ob sie streiken wollen. Die Urabstimmung läuft bis zum Ende der Spätschicht. Den Beschäftigten geht es um die Sicherheit ihrer Jobs.

28. April 201128. 4. 2011


Streik oder kein Streik, das ist beim Druckmaschinenhersteller Koenig & Bauer (KBA) heute die Frage. 660 Beschäftigte arbeiten am Frankenthaler Standort. Rund 90 Prozent sind Mitglied der IG Metall. Sie haben bei der Urabstimmung das Wahlrecht. Stimmen sie für Streik, dann könnte das Werk bereits ab der kommenden Woche lahmgelegt werden.

KBA-Mitarbeiter bei der Urabstimmung.



Gestern Abend hatte der Vorstand der IG Metall der Urabstimmung zugestimmt. Vorausgegangenen waren monatelange zähe Verhandlungen zwischen dem Betriebsrat und der Geschäftsleitung.
Die Verhandlungen scheiterten am Donnerstag vor Ostern. Dienstag wurde die Belegschaft in einer Betriebsversammlung darüber informiert. „Wie sich unser Vorstand verhalten hat, das ist ein Schlag ins Gesicht von jedem einzelnen Beschäftigten“, sagt der Frankenthaler Betriebsratsvorsitzende Michael Gasbarri.

Betriebsrat Michael Gasbarri bei der Urabstimmung.



Die Pläne des KBA-Vorstands sehen zwei neue GmbHs vor, eine für eine mechanische Fertigung und eine für Technologie. Die Produktion der Falzapparate – das Herzstück am Standort Frankenthal – soll innerhalb der nächsten fünf Jahre an den KBA-Standort Würzburg verlagert werden. „Was das für die Arbeitsplätze in Frankenthal bedeutet, ist doch jedem klar“, ärgert sich Gasbarri. „Die fallen weg.“ Auch über viele andere Werksbereiche sei bis heute noch nicht gesprochen worden. „Unklar ist die Zukunft der Verwaltung und des Modellbaus, des Versands und der Lackiererei in Frankenthal. Auch wie es mit der Ausbildung weitergeht, ist offen“, betont der Betriebsratsvorsitzende.
Günter Hoetzl, der Erste Bevollmächtigte der IG Metall in Frankenthal, wirft dem KBA-Vorstandsvorsitzenden Hansen einen absurden Verhandlungsstil vor. „Zuletzt kam dann der Vorschlag, es bleibt doch alles beim Alten, und die Geschäftsleitung baue sofort 250 Arbeitsplätze ab“, sagt Hoetzl.



Die IG Metall hatte das von der KBA vorgeschlagene Konzept mit eigenen Beratern überprüft. Hoetzl: „Das wäre zum Scheitern verurteilt gewesen.“ Zu wenig Kapital und keine Investitionszusagen. Genau an diesem Punkt setzen die Forderung des Betriebsrats an. „Wir wollen finanziell gut ausgestattete GmbHs, Investitionszusagen und ein Konzept, wie es in fünf Jahren mit alternativen Produkten weitergeht. Wir wollen hier sichere Arbeitsplätze“, betont Gasbarri. Die IG Metall fordert einen Sozialtarifvertrag.
Die Geschäftsführung des Druckmaschinenherstellers reagierte ungehalten auf die Streikdrohung. Deshalb findet die Urabstimmung heute vor dem Werktor statt. Kein Problem: Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) organisierte gestern Abend zusammen mit dem Frankenthaler Bürgermeister eine Straßensperrung. „Die Beschäftigten erhalten hier von der Politik volle Unterstützung“, erklärt Rüdiger Stein, DGB-Regionsgeschäftsführer.

Entsprechend gut war die Stimmung während der Urabstimmung. Beispielsweise bei den Auszubildenden. Die kamen in ihrer Pause fast geschlossen vorbei. Zahlreiche Beschäftigte nutzten die Gelegenheit für Gespräche mit ihrem Betriebsrat und der IG Metall. Viele kamen bereits mit Pfeifen und Fahnen, um ihre Streikbereitschaft zu demonstrieren.
Stimmen 75 Prozent der Mitglieder mit „Ja“, dann wird in einer Woche das Werk lahmgelegt. Andere KBA-Standorte sind von dem drohenden Arbeitskampf nicht betroffen. Deren Beschäftigte wurden aber über den Stand der Dinge am Standort Frankenthal informiert.

Das Ergebnis der Urabstimmung wird morgen Mittag veröffentlicht. Eine Zustimmung gilt als wahrscheinlich.

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