Energiepolitik: Energieeffizienz statt Laufzeitverlängerung
Die Zukunft gehört den Erneuerbaren Energien

Die Bundesregierung will mit ihrem Energiekonzept den Klimaschutz voranbringen. Während die Atomlobby mit einem Medienappell für längere Laufzeiten vor allem ihre eigenen Interessen sichern will, fordern Gewerkschaften und Umweltverbände in einer gemeinsamen Initiative Maßnahmen für mehr ...

24. August 201024. 8. 2010


... Energieeffizienz und den Ausbau erneuerbarer Energien. Wir sprachen mit Wolfgang Rhode, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, über die Potentiale einer nachhaltigen und zukunftsweisenden Energiepolitik.

Wolfgang, derzeit verhandelt die Bundesregierung mit den AKW-Betreibern darüber, die Laufzeiten über das Ausstiegsdatum 2020 hinaus zu verlängern. Bis Ende der Woche will sie eine Expertise mit unterschiedlichen Laufzeit-Szenarien vorlegen und Ende September das Energie-Gesamtkonzept präsentieren. Brauchen wir tatsächlich eine Laufzeitverlängerung?
Die Zukunft gehört den Erneuerbaren Energien und nicht der Atomkraft. Was wir brauchen ist ein Energiekonzept, das die Weichen für einen solchen Umbau der Energieversorgung richtig stellt. In diesem Konzept müssen die Erneuerbaren Energien die Leittechnologie sein und die konventionellen Energieträger müssen daran gemessen werden, ob sie den Ausbau der Erneuerbaren unterstützen. Dazu brauchen wir Kraftwerke, die hocheffizient und schnell regelbar sind, wir brauchen mehr Energiespeichertechnologie und einen Ausbau der Verteilnetze. Atomenergie steht dabei nur im Wege, sie ist keine notwendige Brückentechnologie, wie ständig von einigen behauptet wird. Das sagen uns zahlreiche Studien und auch eine breite Allianz der kommunalen Energieversorger hat sich deutlich gegen eine Laufzeitverlängerung ausgesprochen. Im übrigen haben wir in zwei DGB-Bundeskongressen in großer Einmütigkeit den bisherigen Ausstiegsbeschluss unterstützt. Die guten Gründe dafür sind in den letzten Jahren geblieben.

Rund 40 Manager, Ex-Politiker und Prominente haben am Wochenende in einer bundesweiten Medienkampagne für längere Atomlaufzeiten geworben und sich gegen die geplante Brennelementesteuer ausgesprochen. Wie steht die IG Metall zu diesem Appell?
„Mit dem, was der Energiestandort Deutschland wirklich braucht, hat das nichts mehr zu tun“, so lautete der Schlusssatz in einem energiepolitischen Kommentar letzte Woche in der Financal Times Deutschland. Recht haben sie! Leider ist der Appell ein weiteres Negativbeispiel dafür, wie sehr die Energiepolitik inzwischen von einzelnen mächtigen Partikularinteressen dominiert wird. Die IG Metall hat es abgelehnt, den Appell zu unterzeichnen. Ich kann mich auch nur wundern, wer sich da alles vor den Karren hat spannen lassen. Genauso interessant scheint mir aber auch, wer alles nicht unterschrieben hat. Die Politik wäre gut beraten, Energiepolitik nicht fälschlicherweise mit den Interessen der vier Konzerne, die Atomkraftwerke betreiben, gleichzusetzen.

Die IG Metall setzt als Alternative zur Atomenergie auf Energieeffizienz und den zunehmenden Einsatz regenerativer Energien. Warum ist das die richtige Strategie?
Die Steigerung der Energieeffizienz ist der kostengünstigste Weg, CO2-Emissionen einzusparen und aktiv für mehr Klimaschutz zu arbeiten. Eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung McKinsey hat ermittelt, dass die verstärkte Förderung von Energieeffizienzmaßnahmen die Energiekosten für Wirtschaft und Verbraucher deutlich senken würde und etwa 850 000 zusätzliche Arbeitsplätze schaffen kann. Energieeffiziente Technologien werden im internationalen Innovationswettbewerb immer wichtiger. Hiesige Firmen haben sie. Gerade die Beschäftigung in der Metall- und Elektroindustrie kann davon profitieren.

In einer gemeinsamen Initiative fordern die IG Metall, die IG BAU sowie Umwelt- und Verbraucherverbände von der Regierung ein zukunftsweisendes Energiekonzept, das eine Steigerung der Energieeffizienz mit konkreten Maßnahmen auf den Weg bringt. Wie könnten solche Maßnahmen aussehen?
Das angekündigte energiepolitische Gesamtkonzept der Bundesregierung muss die Steigerung der Energieeffizienz zu einem zentralen Bestandteil machen und mit entsprechenden Maßnahmen unterstützen. Die IG Metall hat dazu konkrete Vorschläge: die Einführung eines Energieeffizienzfonds, der vor allem Haushalte und Unternehmen dabei unterstützen soll, Energieeffizienztechnologien einzusetzen. Dabei helfen Top-Runner-Programme für energieeffiziente Haushaltsgeräte ebenso wie Beratungs- und Förderprogramme für energieeffiziente Kühl- oder Pumpsysteme in Unternehmen. Ein ganz wichtiger Bereich ist die Weiterführung von Programmen für die energetische Gebäudesanierung.

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