Bombardier Transportation GmbH: familienfreundliche Gestaltung
„Den Beschäftigten den Rücken freihalten“

Die Arbeitszeit ist das wichtigste Instrument einer familienfreundlichen Arbeitsgestaltung – das ist für Thomas Fellmann, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei Bombardier klar. Deshalb engagiert er sich für flexible Arbeitszeitregelungen bei dem Schienenfahrzeugbauer und fordert, dass ...

16. Mai 201116. 5. 2011


... das Unternehmen Mehrarbeit und Samstagsarbeit vermeidet.

Was tun, wenn die eigenen Eltern zum Pflegefall werden? Wenn man Zeit braucht, um für sie einen Platz im Pflegeheim zu suchen oder den geeigneten Pflegedienst zu finden? Außenstehende können oft nicht nachvollziehen, was es bedeutet, wenn Beschäftigte von einem Tag auf den anderen mehr Zeit für die Familie brauchen. Wenn sie sich plötzlich um die Eltern oder um Angehörige kümmern müssen, weil diese pflegebedürftig werden. Für diese Beschäftigten spielt die Arbeitszeit, ihre Länge, Arbeitsbeginn und Arbeitsende eine wichtige Rolle. „Manchmal hilft es nur, wenn die Arbeitszeit drastisch reduziert wird“, weiß Thomas Fellmann, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender von Bombardier in Görlitz.

So war das auch bei Karin Huber (Name wurde geändert). Nachdem beide Eltern zu Pflegefällen wurden, schaffte sie es nicht mehr, die nach dem Tarifvertrag vereinbarte Wochenarbeitszeit von 38 Stunden zu arbeiten. Sie reduzierte ihre tägliche Arbeitszeit auf sechs Stunden. Bis alles rund um die Pflege ihrer Eltern geregelt war, verging ein Zeitraum von mehr als einem Jahr. Als Karin H. anschließend wieder ihre Arbeitszeit verlängern wollte, war das kein Problem. Die Abteilungsleitung ermöglichte ihr kurzfristig die Rückkehr auf ihre alte Arbeitszeit – in ihren Vollzeitjob. Obwohl es noch keine vergleichbare betriebliche Regelung gab.

Beim Schienenfahrzeugbauer am Standort Görlitz arbeiten etwa 1150 Beschäftigte. Zwei Drittel davon sind in der Produktion. Hier gibt es nur wenige Frauen. Insgesamt liegt der Frauenanteil in Görlitz bei etwa 13 Prozent. Bombardier ist weltweit einer der größten Anbieter von Verkehrslösungen. Im Rohbau im Werk Görlitz werden vor allem Doppelstockzüge für den Regional- und den Fernverkehr produziert. Die Zufriedenheit ihrer Beschäftigten und die Anbindung von Fachkräften sind dem Konzern wichtig. Deshalb kommen die Personalverantwortlichen den Beschäftigten auch entgegen, wenn diese wegen Familienpflegeaufgaben verkürzt arbeiten müssen. Bis zum Herbst 2011 will der Gesamtbetriebsrat eine Rahmenvereinbarung zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterschrieben haben.

Die Arbeitszeiten sind das wichtigste Instrument einer familienfreundlichen Arbeitsgestaltung. „Uns ist es wichtig, den Kolleginnen und Kollegen im Ernstfall den Rücken frei zu halten. Da spielen flexible Arbeitszeitregelungen eine entscheidende Rolle“, stellte Thomas Fellmann fest. Zusätzlich fordert er, dass bei Bombardier Mehrarbeit und Samstagsarbeit vermieden und die Gleitzeit als Instrument genutzt wird – auch in der Produktion. Neben familienfreundlichen Arbeitszeiten ist der Betriebsrat auch bei der Betreuung von Kindern aktiv. Den betriebseigenen Kindergarten der Siemens Turbinenwerke auf dem gleichen Betriebsgelände können nach der Fertigstellung des Kindergartens auch die Beschäftigten der Firma Bombardier nutzen.

Gemeinsam mit den Betriebsräten anderer Standorte, Vertretern der Arbeitgeberseite und dem „pme Familienservice GmbH“ versucht der Görlitzer Betriebsrat Maßnahmen zur familienfreundlichen Gestaltung des Unternehmens anzustoßen. Seit einem Jahr können sich beispielsweise die Mitarbeiter von Bombardier auf der Internetseite http://www.familienservice.de/ mit einem Codewort einloggen. Hier erhalten sie dann anonym Hilfe bei familiären Problemsituationen wie der Pflege von Angehörigen oder bei Kinderbetreuung.

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