Pressemitteilung Nr. 32/2010
IG Metall-Umfrage belegt: Aufschwung geht an junger Generation vorbei

18. Oktober 201018. 10. 2010


Frankfurt am Main – Die IG Metall hat davor gewarnt, dass der Aufschwung an der jungen Generation vorbei zu gehen droht. Auch nach der Krise prägen Arbeitsverhältnisse wie Praktika, Leiharbeit und befristete Jobs immer mehr die Lebens- und Arbeitssituationen von jungen Arbeitnehmern. Dies belegt eine im September 2010 im Auftrag der IG Metall durchgeführte, repräsentative Befragung. „Im wirtschaftlichen Aufschwung werden die Jungen abgehängt und im Erwerbsleben an den Rand gedrängt. Der Aufschwung geht an der jungen Generation vorbei“, sagte Detlef Wetzel, Zweiter Vorsitzender der IG Metall, am Montag in Frankfurt bei der Vorstellung der Umfrageergebnisse.

Mehr als die Hälfte (54 Prozent) der Erwerbstätigen unter 25 Jahren arbeitet in prekären Arbeitsverhältnissen. Damit werden die Zahlen des Krisenjahres 2009 um neun Prozentpunkte übertroffen. Bei den Erwerbstätigen unter 35 Jahren sind 30 Prozent befristet beschäftigt. „Die Prekarisierung der jungen Generation steigt auf hohem Niveau auch nach der Krise weiter an und wird zu einer entscheidenden strukturellen Erfahrung“, kritisierte der Gewerkschafter. Dies zeige sich insbesondere am hohen Anteil befristeter Stellen. Mehr als ein Viertel (28 Prozent) der befragten jungen Erwerbstätigen gab an, im bisherigen Berufsleben nur befristet beschäftigt gewesen zu sein. Ein Fünftel der Beschäftigten unter 35 arbeitet in Teilzeit, obwohl bei der Mehrheit der Wunsch nach einer Vollzeitstelle besteht. Auch der häufig in Aussicht gestellte „Klebeeffekt“, wonach Leiharbeit zur Übernahme führt, bleibt eine Ausnahme und hat sich gegenüber dem Vorjahr noch verschlechtert.

Angesichts der Debatte um Fachkräftemangel und Zuwanderung kritisierte Wetzel, dass Fachkräftepotentiale durch Aus- und Weiterbildung nicht hinreichend genutzt würden. „Hauptschulen versagen, Unternehmen verweigern Aus- und Weiterbildung und die Bundesagentur verwaltet die Jungen anstatt sie zu fördern.“ Politik, die die Entfaltungsmöglichkeiten und Perspektiven der jungen Generation derart stiefmütterlich behandle, gefährde die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft und führe in eine zweite Bildungskatastrophe, sagte der Gewerkschafter. Deshalb mache die IG Metall die Lebens- und Arbeitsbedingungen der jungen Beschäftigten auf betrieblicher und gesellschaftlicher Ebene zum Topthema.

„Es ist Aufgabe der Politiker und Unternehmer, die Zukunftschancen der Jungen zu verbessern“, sagte Wetzel. Die Ergebnisse der Studie zeigten deutlich, dass die Befragten beispielsweise von der Politik eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf (89 Prozent) sowie die Einführung von Mindestlöhnen (82 Prozenten) und die Begrenzung der Leiharbeit (71 Prozent) erwarten. „Wir werden als IG Metall bessere Zukunftschancen nicht nur einfordern, sondern unsere betrieblichen und tarifpolitischen Gestaltungsmöglichkeiten weiter nutzen“, betonte Wetzel.

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