Sorge um deutsche Airbus-Standorte
„Alle ducken sich weg“

Jürgen Kerner, 49, IG-Metall-Vorstand und Kontrolleur bei zwei Airbus-Töchtern, sorgt sich um die Jobs an deutschen Standorten.

5. Januar 20195. 1. 2019


Anfang April scheidet der Deutsche Tom Enders als Konzernchef aus und macht dem Franzosen Guillaume Faury Platz. Was bedeutet das für deutsche Standorte wie Bremen oder Augsburg? 
Jürgen Kerner: IG Metall und Betriebsräte fordern wegen der gesunkenen Produktionszahlen für den A380 und den Militärjet A400 M seit Monaten verbindliche Zusagen für die Standorte und Beschäftigten. Doch alle ducken sich weg. Dasselbe gilt für Investitionen in neue Programme. So geht das nicht. Neben dem Management ist auch die Politik gefragt. Die Bundesregierung hält immerhin elf Prozent an Airbus.

Enders rühmt sich, er habe den Einfluss der Politik in seiner Amtszeit bewusst zurückgedrängt. Wollen Sie das wieder ändern? 
Nein, darum geht es nicht. In Frankreich käme übrigens niemand auf die Idee, sich über Staatseinfluss auf die Luftfahrtindustrie zu beklagen. Auch wir müssen das Know-how für den Standort Deutschland sichern. Schon heute wird über Fachkräftemangel geklagt. Trotzdem sollen bei Airbus hierzulande bis zu 600 Jobs wegfallen. Das ist doch niemandem vermittelbar.

Enders wirft Ihnen vor, Sie würden Zwietracht säen zwischen Deutschen und Franzosen...
Das liegt mir fern. Wir brauchen mehr europäische Zusammenarbeit, mit beiden Ländern als treibende Kraft. Es gilt, die Erfolge von Airbus auch für die Zukunft abzusichern – im Interesse der Mitarbeiter. Ab April wird Airbus von einem Franzosen geführt, auch das Kontrollgremium soll noch bis 2020 von dem Franzosen Denis Ranque geleitet werden. Das setzt die falschen Signale, finden wir.

Was fordern Sie konkret?
Auf der Hauptversammlung Anfang April sollte Ex-Telekom-Chef René Obermann, der bereits im Verwaltungsrat sitzt, gleich zum designierten Chef des Gremiums ernannt werden. Außerdem brauchen wir starke Standortchefs in Deutschland, die auch was zu entscheiden haben. Die Nationalität ist dabei sekundär. Nur so kann die nötige Balance gewahrt werden. 


Das Interview erschien am 5. Januar in DER SPIEGEL (Autor: DID).

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