Ausbildungsmarkt
Ausbildungsgarantie: Das fordern die Jugendverbände von IG Metall und DGB

Der Ausbildungsmarkt in Deutschland befindet sich auf einem historischen Tiefpunkt. Im Corona-Jahr 2020 wurden so wenige neue Ausbildungen wie noch nie begonnen. Die Jugendverbände der IG Metall und des DGB fordern daher eine Ausbildungsgarantie, um Fachkräftemangel vorzubeugen.

26. August 202126. 8. 2021


Die Zahlen sind besorgniserregend: Das Statistische Bundesamt hat kürzlich vermeldet, dass im Corona-Jahr 2020 nicht einmal eine halbe Million junge Menschen eine Ausbildung begonnen hatten – das ist der niedrigste Wert seit Aufzeichnung und ein Rückgang um 9,3 Prozent zum Vorjahr. Zum Vergleich: Vor der Finanzkrise 2008 waren es noch weit über 600 000 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge. Und der Trend setzt sich fort: Für das beginnende Ausbildungsjahr haben die Arbeitgeber nochmals 14 000 Lehrstellen weniger als im Krisenjahr 2020 angeboten, wie die Bundesagentur für Arbeit vermeldete.

Die Folgen liegen auf der Hand. „Fehlende Ausbildungsplätze heute bedeuten einen Mangel an Fachkräften in der Zukunft. Wir als IG Metall Jugend und DGB Jugend fordern daher eine umlagefinanzierte Ausbildungsgarantie“, stellt Cosima Steltner klar. Sie vertritt die IG Metall Jugend im DGB-Bundesjugendausschuss, hat dort gemeinsam mit den Schwestergewerkschaften das Konzept entwickelt. „Schon lange vor Corona wurden immer weniger neue Ausbildungsverträge abgeschlossen. Damit muss Schluss sein – die Unternehmen müssen endlich mehr in die Verantwortung genommen werden, in dem sie sich über eine Umlagefinanzierung an einer bundesweiten Ausbildungsgarantie beteiligen.“


Studie belegt: Ausbildungsgarantie beugt Fachkräftemangel vor

Eine Studie, die von der Bertelsmann-Stiftung in Auftrag gegeben wurde, hat kürzlich die Forderung nach einer Ausbildungsgarantie nochmals untermauert. Bis zu 20 000 Fachkräfte zusätzlich könnten so laut Studie jährlich auf den deutschen Arbeitsmarkt gelangen – mit positiven Folgen für Wirtschaft und Staat. Bruttoinlandsprodukt sowie Einnahmen aus Steuern und Sozialabgaben steigen langfristig, während die Arbeitslosigkeit sinken würde.

Absolventinnen und Absolventen einer Berufsausbildung profitieren laut Studie sowieso: Ihr Lebenseinkommen würde durch eine abgeschlossene Berufsausbildung um 580 000 Euro steigen im Vergleich zur Erwerbsbiographie ohne Berufsausbildung.


Umlagefinanzierte Ausbildungsgarantie: So soll sie funktionieren

Eine umlagefinanzierte Ausbildungsgarantie soll über drei Stufen funktionieren.
Die erste davon: Ein junger Mensch findet eine passende Ausbildung in einem Betrieb – der klassische und bevorzugte Weg, wenn es nach den Jugendverbänden der IG Metall und des DGB geht.

Zweite Stufe: Kleinere und mittlere Betriebe, die bislang aufgrund mangelnder Kapazitäten nicht ausgebildet haben, sollen auf das Modell der Verbundsausbildung zurückgreifen können. Konkret kann das bedeuten, dass, wenn ein Betrieb beispielsweise nicht über bestimmte Maschinen verfügt, dieser seine Auszubildenden an außer- oder überbetriebliche Einrichtungen schicken kann, wo die nötigen Maschinen oder Ausbildungsmittel bereitstehen. Diese Einrichtungen sollen besonders gefördert werden. So entstehen weitere Anreize für Betriebe, Ausbildungsplätze anzubieten.

Dritte und letzte Stufe: Finden junge Menschen keinen passenden betrieblichen Ausbildungsplatz, haben sie die Möglichkeit, ihre Ausbildung in einer außerbetrieblichen Einrichtung zu beginnen. Der Ausbildungsträger kooperiert mit Betrieben in der Umgebung, in denen die Auszubildenden Praxisphasen absolvieren. Zudem besuchen die Auszubildenden eine berufliche Schule, wo sie gemeinsam mit betrieblichen Auszubildenden lernen.

Ziel ist hierbei, die Auszubildenden so schnell wie möglich an einen Betrieb zu vermitteln, um dort ihre Ausbildung fortführen zu können. „Es gilt, Brüche in der Bildungsbiographie zu vermeiden und Perspektiven aufzuzeigen“, sagt Cosima Steltner. „Die Unsicherheit, die einige junge Menschen nach Abschluss ihrer schulischen Laufbahn spüren, kann sich durch ihr weiteres Leben ziehen. Umso wichtiger ist es, zunächst durch eine garantierte Ausbildung Halt zu geben.“


Unternehmen sollen in Zukunftsfonds einzahlen

Klar ist: Eine Ausbildungsgarantie muss gut finanziert sein. Deshalb wollen die DGB-Jugendverbände, dass ein Zukunftsfonds eingerichtet wird, in den alle Unternehmen einzahlen. Die Betriebe, die ausbilden, erhalten eine finanzielle Förderung der Ausbildungskosten aus dem Fonds. Aus den weiteren eingezahlten Geldern wird die Bereitstellung zusätzlicher Ausbildungsplätze finanziert, also Kosten, die bei den außerbetrieblichen Trägern und deren Kooperationspartnern entstehen.

„Die Ausbildungsgarantie ist für uns nur in Verbindung mit einer Umlagefinanzierung über einen Zukunftsfonds vorstellbar“, betont Stefanie Holtz, Bundesjugendsekretärin der IG Metall. „Aus diesem Fonds soll die Ausbildung in kleineren und mittleren Unternehmen unterstützt werden. Die Umlagefinanzierung bietet den Betrieben einen zusätzlichen Anreiz, die Anzahl der Ausbildungsplätze zu erhöhen.“

Über einen umlagefinanzierten Zukunftsfonds könnten endlich alle Unternehmen zur Verantwortung gezogen werden – vor allem diejenigen, die bisher nicht ausbilden wollten. Die Realität zeigt, dass das funktioniert: In manchen Branchen wie dem Baugewerbe ist bereits ein umlagefinanzierter Branchenfonds eingeführt worden. Die Jugendverbände der IG Metall und des DGB drängen nun auf eine branchenübergreifende Lösung.

Jetzt Mitglied werden
Ohne Dich kein Wir

Ob gerechte Vergütung, Arbeitsrechtsschutz, Freizeitunfallversicherung oder Beratung rund um Ausbildung, Studium und Berufseinstieg – wir sind Deine starke Partnerin.

Online beitreten
IG Metall Jugend vor Ort
Beratung & Hilfe

Noch Fragen? Informiere Dich bei Deiner zuständigen IG Metall Geschäftsstelle.

Geschäftsstellensuche
Neu im Jugendportal

Wenn die Ausbildung nicht läuftProbleme in der Ausbildung? Wir haben Lösungen

Hast du Probleme in deiner Ausbildung? Kommst du nicht mit deinem Ausbilder klar? Fällt dir das Lernen schwer? Reicht das Geld vorne und hinten nicht? Und was ist, wenn ich krank werde? Wir beantworten häufige gestellte Fragen.

Auszubildender in einer Schreinerei

Wenn das Geld nicht reichtSo finanzierst du Ausbildung oder Studium

Auszubildende und dual Studierende können verschiedene finanzielle Unterstützungen erhalten. Wir geben Tipps zur Berufsausbildungsbeihilfe (BAB), zu BAföG, Wohn- und Kindergeld – und wir erklären, was du bei einem Nebenjob beachten solltest.

Ein starkes Team: Die IG Metall Jugend kämpft mit ihrer Kampagne

Beginner-MagazinInfos zum Start in Ausbildung und duales Studium

Mit dem Start in die Ausbildung oder ins duale Studium kommt viel Neues auf Dich zu. Damit Du gut gewappnet bist, haben wir jede Menge Tipps und Infos in einem Magazin für Dich zusammengetragen.

Auszubildender in einer Schreinerei

AusbildungsvergütungFragen und Antworten zur Ausbildungsvergütung

Wie viel Geld steht Azubis zu? Je nach Branche, Region und Tarifbindung kann die Ausbildungsvergütung unterschiedlich ausfallen. Fest steht: Mit Tarifvertrag bist du besser dran. Unser FAQ rund um das Geld.

Beratungssituation an einem Schreibtisch

Versicherungen für AuszubildendeÜbersicht: Welche Versicherungen sind notwendig?

In dieser Tabelle haben wir kurz und knapp zusammengefasst, welche Wichtigkeit verschiedene Versicherungstypen für Auszubildende haben. Manche Policen, wie etwa eine Privathaftpflichtversicherung sind unerlässlich, andere nur unter Umständen zu empfehlen.

Ein junger Mann in einer Werkstatt blickt in ein Notebook.

So bekommt Ihr mehr Rente im AlterAltersvorsorgewirksame Leistungen clever nutzen

Durch altersvorsorgewirksame Leistungen lässt sich die gesetzliche Rente ergänzen – dank tarifvertraglicher Regelungen. Wir zeigen, wer Anspruch hat und wofür man sie nutzen kann.

Auszubildender und Meister im Gespräch in einer Schreinerwerkstatt

Ausbildungsplatzsuche: So klappt’sJetzt noch freie Ausbildungsplätze finden

Am 1. August oder 1. September ist offizieller Ausbildungsstart. Du hast bisher noch keine Stelle gefunden? Wir zeigen Dir, welche Wege zum Ausbildungsplatz noch möglich sind.

Jugendliche schiebt Kreditkarte in Geldautomat

Kindergeld und KinderzuschlagKindergeld ab 18: Für wen gibt es wie viel?

Für alle Kinder bis zum 18. Lebensjahr erhalten Erziehungsberechtigte in Deutschland Kindergeld – ebenso wie für Auszubildende und studierende Kinder unter 25 Jahren. Familien mit geringem oder mittlerem Einkommen haben unter Umständen zusätzlich Anspruch auf einen Kinderzuschlag.

Eine junge Frau in einer blauen Arbeitshose und einem blauen T-Shirt steht mit verschränkten Armen da und schaut freundlich

BerufsausbildungAusbildung in Teilzeit

Ob Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen oder gesundheitliche Beeinträchtigungen – es gibt viele Gründe, die eine Berufsausbildung in Vollzeit erschweren oder gar unmöglich machen. Damit der Berufseinstieg trotzdem klappt, gibt es die Möglichkeit, eine Ausbildung auch in Teilzeit zu absolvieren.

Praktikantin Sonja Schwarz arbeitet bei 'derBlaue' in Hannover

Ausbildung verbessern Mehr Chancen für junge Menschen im Betrieb

Die Ausbildungsbilanz fällt mager aus: Die Zahl der Ausbildungsverträge erholt sich von der Corona-Delle sehr schleppend. Die IG Metall weiß, wie es besser laufen kann.

Junge Frau steht während eines Seminars mit weiteren Personen an einer Metaplanwand und schaut sich lächelnd die Aufschrift an.

Jugendbildungsprogramm 2024Bock auf Bildung?

Wir haben Seminare speziell für Auszubildende, (dual) Studierende und junge Beschäftigte entwickelt. Dabei gilt das Motto: Gemeinsam weiterbilden macht Spaß.

Auszubildende und Ausbilder stehen um einen Motor herum.

Neue AusbildungsplatzzahlenWohin sind 50.000 Ausbildungsplätze verschwunden?

Ohne Auszubildende fehlen uns die Fachkräfte von morgen. Trotzdem zeigen die neuesten Ausbildungszahlen, wie schlecht es um die Zukunft der dualen Ausbildung steht. Das muss sich ändern.

Neu auf igmetall.de

Newsletter bestellen