6. Februar 2017
Einigung bei Playmobil-Hersteller Geobra Brandstätter
Endlich Licht am Ende des Tunnels
Die 2 400 Beschäftigten von Geobra Brandstätter, die die Playmobil-Figuren herstellen, werden künftig besser bezahlt und müssen dafür kürzer arbeiten. Dafür hat die IG Metall gesorgt.

Die Freude bei den 2 400 Playmobil-Mitarbeitern ist groß: Der Hersteller „Geobra Brandstätter“ hat im Tarifstreit eingelenkt. Damit hat die Firmengruppe zum ersten Mal in ihrer Geschichte einen Tarifvertrag. Die Beschäftigten können bald kürzer arbeiten bei Angleichung an branchenübliche Löhne. Aber der Reihe nach. Die bunten Playmobil-Figuren kennt jeder. Nur wenige wissen, dass die beliebten Plastikfiguren mit den charakteristischen Kulleraugen eigentlich von Geobra Brandstätter im Stammwerk Dietenhofen in Mittelfranken hergestellt werden. Und dort ging es für die Beschäftigten nicht immer so niedlich zu. Streitpunkt war unter anderem die letztlich gescheiterte Strategie, eine echte Mitbestimmung durch einen neuen Betriebsrat zu verhindern.

Gegen den tariflosen Zustand ― Geobra war in der Vergangenheit nicht im Arbeitgeberverband ― regte sich Gegenwehr in der Belegschaft, es folgte eine jahrelange Auseinandersetzung. Völlig überraschend kündigte Geobra Brandstätter im Mai 2016 den Beitritt zum Arbeitgeberverband der Kunststoffverarbeitenden Industrie an. Damit wollte das Unternehmen die IG Metall im Betrieb loswerden. Nach intensiven Verhandlungen wurde im Februar 2017 ein Überleitungstarifvertrag unterzeichnet. Mit diesem Tarifvertrag wird das Unternehmen stufenweise an den Tarifvertrag herangeführt. Wegen der großen Unterschiede bei der Bezahlung und der Arbeitszeit war das nicht in einem Schritt möglich. Den Überleitungstarifvertrag haben die Gewerkschaften IG Metall und IG BCE durchgesetzt.


Kürzer arbeiten, mehr verdienen

Nach dem vereinbarten Fahrplan werden die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter stufenweise angepasst: Ab Juli 2017 gelten die ersten Regelungen des Manteltarifvertrages der Kunststoff verarbeitenden Industrie in Bayern. Das bedeutet, dass die Arbeitszeit der Beschäftigten stufenweise sinkt von vorerst 40 auf 39 Stunden pro Woche bei vollem Lohnausgleich. In einem weiteren Schritt an Juli 2019 sinkt die Wochenarbeitszeit auf 38 Stunden. Azubis arbeiten schon ab Juli 2017 nur noch 38 Stunden. „Bis die Mitarbeiter das Lohnniveau des regulären Branchentarifs erreichen, wird es zwar mehrere Jahre dauern, aber endlich ist Licht am Ende des Tunnels zu sehen“, sagt der Bevollmächtigte der IG Metall Westmittelfranken, Reiner Gehring. Ab 2020 gelten die Flächentarifverträge der Kunststoff verarbeitenden Industrie.

Es hat sich also gelohnt, dass die Gewerkschaften nicht klein bei gegeben haben. Die Durchsetzung eines Betriebsrates bei Geobra Brandstätter musste gegen den erbitterten Widerstand der Firmenleitung erkämpft werden. Bei der Betriebsratswahl 2014 war die Wahlliste der IG Metall nicht zugelassen worden. Dagegen hatte die IG Metall geklagt und vor dem Bundesarbeitsgericht Recht bekommen. Seit den Betriebsratswahlen 2016 ist die IG Metall im Betriebsrat von Geobra Brandstätter stärkste Kraft. Ohne den Rückhalt in der Belegschaft wäre es nicht möglich gewesen, einen echten Betriebsrat und jetzt den Überleitungstarifvertrag durchzusetzen. Betriebsrat und Unternehmen haben nun die Aufgabe, bis Ende Juni 2017 die Eingruppierung der Beschäftigten nach dem Tarifvertrag vorzunehmen.


IG Metall gewinnt Betriebsratswahl bei PlaymobilEklat bei Playmobil-Hersteller Geobra Brandstätter

Besser mit Tarif

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