17. Dezember 2020
Rente
Wann es eine Rentenerhöhung gibt – und wann nicht
2021 müssen sich die meisten Rentnerinnen und Rentner auf eine Nullrunde einstellen. Doch wie entscheidet sich eigentlich, ob es eine Rentenerhöhung gibt – und wie hoch sie ausfällt? Ein Überblick.

Warum müssen die Renten steigen?

Rentenerhöhungen (offiziell: „Rentenanpassungen“) sind unerlässlich, um den Lebensstandard im Alter zu sichern. Ohne Rentenanpassungen hätten Rentnerinnen und Rentner ein Problem: Sie wären von der allgemeinen Lohnentwicklung abgekoppelt. Da die Einkommen der Erwerbstätigen und die Preise steigen, verlören die Ruheständler jeden Monat ein bisschen an Kaufkraft.


Wie wird die genaue Höhe der Rentenanpassung berechnet?

Die Höhe der Rentenanpassung hängt von mehreren Faktoren ab. Der wichtigste: Die allgemeine Lohnentwicklung. Steigen die Löhne, ziehen die Renten in der Regel im Folgejahr nach – immer zum 1. Juli. Im Jahr 2020 war das der Fall: Wegen der guten Lohnsteigerungen des Vorjahrs gab es ein Rentenplus von 3,45 Prozent im Westen und 4,20 Prozent im Osten.

Technisch gesehen steigt dabei der sogenannte Rentenwert. Das ist der monatliche Betrag, der einem Durchschnittsverdiener durch die Rentenbeiträge eines Jahres zusteht. Neben der Lohnentwicklung gibt es weitere Faktoren für die Rentenanpassung: Die Entwicklung des Beitragssatzes der Rentenversicherung und den sogenannten Nachhaltigkeitsfaktor. Dieser Faktor beschreibt das zahlenmäßige Verhältnis zwischen Rentnern und Beitragszahlern. Steigt die Zahl der Rentner schneller als die Zahl der Beitragszahler, dämpft das die Rentenerhöhung.


Können die Renten auch gekürzt werden?

Nein. Das verhindert die sogenannte Rentengarantie. Eine generelle Entwarnung für die Rente ist das aber nicht. Denn auch wenn die Renten nominell nicht sinken, so sinkt doch seit Jahren das sogenannte Rentenniveau. Das bedeutet: Die Renten bleiben hinter der allgemeinen Lohnentwicklung zurück. Dadurch sinkt ihre Kaufkraft.


Wer entscheidet über die Rentenanpassung?

Über die Rentenanpassung entscheidet die Bundesregierung mit einer Verordnung. Der Bundesrat muss zustimmen.


Warum gibt es in Ost und West unterschiedliche Rentenerhöhungen?

Derzeit ist der sogenannte Rentenwert (siehe oben) im Osten niedriger als im Westen (Ost: 33,23 Euro, West: 34,19 Euro). Durch die höheren Rentenanpassungen im Osten gleichen sich die Werte schrittweise an. Ab 2025 wird die Rente im ganzen Bundesgebiet einheitlich berechnet.


Warum gibt es 2021 (fast) keine Rentenerhöhung?

Das liegt an der Wirtschaftskrise infolge der Coronapandemie. In der Krise sind die Löhne im Schnitt gesunken. Die Renten folgen dieser Entwicklung mit einem Jahr Verzögerung. Wegen der Rentengarantie gibt es aber keine Rentenkürzung (siehe oben).  Im Osten gibt es 2021 immerhin eine minimale Rentenerhöhung um 0,72 Prozent – eine Folge der schrittweisen Ost-West-Angleichung (siehe oben). In Westdeutschland bleiben die Renten 2021 konstant. 2020 waren die Renten um 4,2 Prozent im Osten und 3,45 Prozent im Westen gestiegen.


Wird es 2022 wieder eine Rentenerhöhung geben?

Das hängt von der wirtschaftlichen Entwicklung ab. Springt die Konjunktur 2021 wieder an, dürften auch die Löhne zulegen – und damit im Folgejahr die Renten.


Wie geht es mit der Rente langfristig weiter?

Um die Zukunft der gesetzlichen Rentenversicherung wird heftig gestritten. Arbeitgeberverbände und wirtschaftsnahe Politiker wollen ihre Leistungen weiter beschneiden, das Rentenalter noch weiter erhöhen. Die IG Metall hat einen anderen Vorschlag: Den solidarischen Neuaufbau der Alterssicherung. Alle Erwerbstätigen sollten demnach in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen – auch Ärzte, Anwälte, Beamte, Selbstständige und Abgeordnete. Das Rentenniveau sollte steigen und wieder den Löhnen folgen. Flexible Übergänge in den Ruhestand sollten eine Rente ohne hohe Abschläge ermöglichen.

Tipp: Das gesamte Rentenkonzept der IG Metall gibt es hier.


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