Die Beschäftigten der Textilen Dienste haben sich nach einer Umfrage in den Betrieben für verschärfte Warnstreiks und gegen das Angebot der Arbeitgeber entschieden. Nach der ersten Warnstreikwelle haben die Arbeitgeber bei der Verhandlung am 16. Juni ein neues und verbessertes Angebot vorgelegt. Die Bundestarifkommission sieht Bewegung auf Arbeitgeberseite, diese reiche aber noch nicht, um in der Verhandlung einen tragfähigen Kompromiss zu erreichen. Die Tarifbotschafterinnen und Tarifbotschafter in den Betrieben haben darufhin eine Umfrage unter den Belegschaften gestartet. 92 Prozent haben sich dafür entschieden, mit verschärften Warnstreiks den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen.
„Dieses Angebot ist immer noch weit davon entfernt, für lebensstandardsichernde Einkommen in der Brache zu sorgen, insbesondere für diejenigen mit niedrigen Einkommen“, sagt die Verhandlungsführerin der IG Metall, Miriam Bürger. Die IG Metall fordert 6 Prozent, mindestens aber 180 Euro sowie eine verbesserte Altersteilzeit.
Das zweite Angebot der Arbeitgeber in Dietzenbach war im Vergleich zum Angebot der vergangenen Tarifverhandlung Ende Mai nach wie vor schwach. Nach weiteren Verhandlungen mit der Bundestarifkommission korrigierten sie ihr Angebot leicht nach oben: Im Dezember bieten sie eine Einmalzahlung in Höhe von 140 Euro. Die Entgelte der Beschäftigten wollen sie ab Januar 2026 um 1,9 Prozent – mindestens aber um 50 Euro und im Jahr darauf am 1. Januar 2027 um 2,2 Prozent erhöhen – ohne Mindestbetrag für die unteren Lohngruppen. Die Altersteilzeit soll fortgeführt werden und analog zu den Tabellenerhöhungen ansteigen. Die Laufzeit soll 27 Monate betragen. Die Arbeitgeber ziehen außerdem ihre Gegenforderungen zurück: Arbeitszeiterhöhungen und Staffelung der Sonderzahlungen stehen nicht mehr zur Debatte.
„Warnstreiks wirken: das sehen wir an dem verbesserten Angebot“, sagt Miriam Bürger. „Deshalb gilt es jetzt, nochmal nachzulegen und dabei sind alle gefragt. Ihr habt es in der Hand, mit verschärften Warnstreiks den Druck zu erhöhen.“
Knapp 3800 Menschen haben sich in dieser Tarifrunde an Aktionen und Warnstreiks beteiligt – trotz zahlreicher Berichte der Beschäftigten über Einschüchterungsversuche der Arbeitgeber. Am 3. Verhandlungstag versammelten sich Beschäftigte von Mewa in Rodgau und CWS in Offenbach vor dem Verhandlungsort. Sie waren mit einem Autokorso vom Betrieb aus nach Dietzenbach gefahren und machten Lärm für die Forderung und sendeten das Signal an die Arbeitgeber, sich in der Verhandlung zu bewegen.
Betriebsrätin bei Alsco in Köln und Tarifkommissionsmitglied Cornelia Heuser machte in ihrer Rede bei der Aktion deutlich: „Die Arbeitgeber haben nicht verstanden, dass die Kolleginnen und Kollegen bei den hohen Preisen bildlich gesprochen barfuß über Glas laufen müssen“, das habe bereits das erste Angebot gezeigt. An die Arbeitgeber gerichtet sagte sie: „Wir kämpfen und wir sind weiter kampfbereit. Wir wollen leben und nicht überleben.“
Das konnten auch zwei junge Beschäftigte bestätigen, die dem Warnstreikaufruf gefolgt sind und am Verhandlungsort protestieren. „Wir arbeiten von Montag bis Montag – sieben Tage die Woche“, berichtetn sie. Neben den fünf Tagen Vollzeit im Betrieb, arbeiten beide am Wochenende in einem Nebenjob, genauso wie viele ihrer Kolleginnen und Kollegen. „Der Lohn reicht sonst nicht“, sagt der Kollege aus der Großwäscherei, „dabei wollen wir uns ein Leben hier in Deutschland aufbauen. Wir sind verlobt, wollen bald heiraten.“ Die beiden gebürtigen Rumänen sehen ihre Zukunft in Deutschland und wollen gerne weiter in der Firma arbeiten, doch der aktuelle Lohn sei zu niedrig.
Einer anderen Kollegin, die sich am Protest beteiligte, ist die Altersteilzeit sehr wichtig. „Wir müssen täglich schwere Wäsche bearbeiten, auf Bügel hängen, durch die Anlage tragen. Wir stehen und laufen den ganzen Tag. Es gibt keine sitzende Tätigkeit. Unsere Arbeit ist anstrengend. Deshalb ist die Altersteilzeit für uns wichtig, damit wir gesund in die Rente kommen.“
Nach der Umfrage in den Betrieben, haben die Tarifbotschafter die Ergebnisse am Montagabend an die Bundestraifkommission getragen. Auf dieser Grundlage hat die Bundestarifkommission die verschärften Warnstreiks ausgerufen. Bereits am Dienstag ist die zweite Warnstreikwelle gestartet. In deinem Betrieb gibt es noch keine Tarifbotschafter? Dann werde jetzt aktiv und registriere dich hier.
Die Branche der Textilen Dienste umfasst circa 23 000 Tarifbeschäftigte. An ihrer Arbeit in den Großwäschereien und der Auslieferung der gereinigten Wäsche hängen wichtige andere Arbeits- und Industriezweige. Krankenhäuser und Rettungsdienste gehören genau so zu ihren Kunden, wie die Autoindustrie. Der nächste Verhandlungstermin findet am 7. und 8. Juli statt.