15. April 2019
Tarifrunde Textil Ost 2019
Beschäftigte fordern 6 Prozent mehr Geld und 37-Stunden-Woche
250 Beschäftigte haben zum Auftakt der Tarifrunde in der ostdeutschen Textilindustrie in Chemnitz demonstriert. Sie fordern 6 Prozent mehr Geld und die Verkürzung der Arbeitszeit um drei Stunden - auf 37 Stunden in der Woche, wie im Westen. Die Arbeitgeber lehnen die Forderungen der IG Metall ab.

„Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns drei Stunden klaut“. Mit diesem Sprechchor demonstrierten 250 Beschäftigte in Chemnitz zum Auftakt der Aktionen zur Tarifrunde in der ostdeutschen Textilindustrie. Sie fordern, dass die Arbeitsbedingungen 30 Jahre nach dem Fall der Mauer endlich an den Westen angeglichen werden. Bei der Arbeitszeit bedeutet das: schrittweise um drei Stunden herunter, von bisher 40 Stunden auf 37 Stunden in der Woche.

Außerdem fordern die Beschäftigten eine Erhöhung der Entgelte um 6 Prozent. Die Begründung der gewählten Tarifkommission der IG Metall: Ein Facharbeiter im Westen verdient im Schnitt zwischen 754 Euro und 2.300 Euro mehr im Jahr als im Osten, obwohl im Osten drei Stunden länger gearbeitet wird.


Arbeitgeber bieten nur 1,5 Prozent und 38,5 Stunden

Die Arbeitgeber lehnen die Forderungen der IG Metall ab. Auch bei der zweiten Tarifverhandlung in Chemnitz beharrten sie auf ihrer Position: Beim Geld bieten sie 1,5 Prozent mehr in diesem Jahr und je ein Prozent mehr in den beiden Folgejahren an – was nicht einmal die Inflation ausgleichen würde. Statt die Arbeitsbedingungen an den Westen anzugleichen, würde dadurch der Unterschied zu Westdeutschland weiter wachsen. Bei der Arbeitszeit wollen sie lediglich in drei Schritten auf 38,5 Stunden heruntergehen.
 


„Das Angebot der Arbeitgeber ist ein Scheinangebot und eine Provokation, denn sie wollen im Gegenzug die für Schichtarbeitende unverzichtbare 20-minütige bezahlte Pause streichen“, kritisiert Olivier Höbel, Bezirksleiter der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen. „Die Beschäftigten in der Textilindustrie brauchen bessere Arbeitszeiten, nicht verschärfte“,


Ab Mai sind Warnstreiks möglich

Höbel forderte die ostdeutschen Textil-Arbeitgeber auf, 30 Jahre nach dem Mauerfall endlich soziale Verantwortung zu übernehmen und die Arbeitsbedingungen an den Westen anzugleichen.

Insbesondere kritisierte der IG Metall-Bezirksleiter, dass die Arbeitgeber den Tarifvertrag zur unbefristeten Übernahme der Auszubildenden nach der Prüfung gekündigt haben. „Das ist kurzsichtig und verschärft die Nachwuchsprobleme.

Wir fordern die Arbeitgeber auf, ein deutlich verbessertes Angebot vorzulegen. Die nächste Tarifverhandlung findet am 17. April in Zwickau statt. Ende April endet die sogenannte Friedenspflicht. Ab Anfang Mai sind dann Warnstreiks möglich. In der ostdeutschen Textilindustrie arbeiten rund 16 000 Beschäftigte – 13 000 davon in Sachsen.


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