Nach der ersten Tarifverhandlung sind IG Metall und Arbeitgeber der Holz- und Kunststoff verarbeitenden Industrie in Hessen ohne Ergebnis auseinander gegangen. Auch in Bayern und Rheinland-Pfalz wird an diesem Mittwoch verhandelt.
Bei einer Demonstration in Nürnberg mit über 200 Beschäftigten sagte IG Metall Verhandlungsführer Björn Kannler: „Die Beschäftigten brauchen dringend mehr Geld, um angesichts der anhaltend hohen Preise ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Vor allem die Beschäftigten in den unteren Entgeltgruppen und die Auszubildenden stehen finanziell enorm unter Druck. Es ist enttäuschend, dass die Arbeitgeber den berechtigten Bedürfnissen ihrer Beschäftigten heute nicht mit einem ersten Angebot entgegengekommen sind.“
Der Verhandlungsauftakt in Bayern schloss sich einem enttäuschenden ersten Verhandlungstag im Tarifgebiet Hessen an: Am Tag zuvor wurde aufgrund eines Konfliktes zwischen Arbeitgebern und Beschäftigten die Verhandlung in Hessen kurzzeitig unterbrochen, dann aber weitergeführt. Die Arbeitgeber wiesen auch hier die Forderungen der IG Metall zurück und legten kein eigenes Angebot vor.
Die Arbeitgeber verkündeten in der ersten Verhandlung, dass kein Spielraum für Entgelterhöhungen bestehe. „Das wird den Beschäftigten nicht gerecht, die die Gewinne doch erst erwirtschaften. Das heißt: Die Entgelte müssen jetzt steigen – oder wir bringen den Unmut der Beschäftigten auf die Straße“, sagt Inga Neumann, Tarifexpertin für Holz und Kunststoff im IG Metall-Vorstand.
Die IG Metall fordert 5 Prozent höhere Entgelte für die Beschäftigten. Die Löhne und Gehälter der Auszubildenden sollen überproportional angehoben werden. Zusätzlich gibt es regionale Forderungen wie eine soziale Komponente für die unteren Entgeltgruppen in Bayern oder eine Komponente, die IG Metall-Mitgliedern zugutekommt, wie in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. „Unsere Forderungen sind ausgewogen und tragfähig. Wer Fachkräfte will, muss attraktiv bleiben und die Kaufkraft stärken“, bestärkt Verhandlungsführer der IG Metall Mitte Jan-Paul Grüner.
Laut einer Umfrage der IG Metall unter 4 400 Beschäftigten geht es den Betrieben ihrer Branche besser als der Gesamtwirtschaft: Während 59 Prozent die wirtschaftliche Situation im Land als solide bis sehr gut wahrnehmen, stellt sich die Auftrags- und Ertragslage in den Betrieben der Branche für 75 Prozent weitaus positiver dar. Gleichzeitig leiden die Betriebe unter Arbeits- und Fachkräftemangel, der sich durch Abwanderung der Beschäftigten zu verstärken droht: Mit 45 Prozent ist fast die Hälfte der Beschäftigten unzufrieden in ihrem Job. Weitere 15 Prozent sind durch Bewerbungen bei anderen Unternehmen konkret auf dem Absprung.
Die Branche zählt 166 000 Beschäftigte der Holz-, Möbel- und Kunststoff-Industrie: bei Kfz-Zulieferern und Herstellern etwa von Küchen, Caravans bis hin zu Klavieren. Die Tarifverhandlungen werden regional in den unterschiedlichen Tarifgebieten geführt.
„Die Arbeitgeber haben mit dem Verhandlungsauftakt ihre Ignoranz und ihren Unwillen bewiesen, mit uns an einem schnellen und guten Ergebnis für alle zu arbeiten. Schwarzmalerei, etwa dass es der gesamten Industrie in diesem Bereich schlecht gehe, ist fehl am Platz“, so Neumann weiter. Die Friedenspflicht endet am 13. Dezember – mit Ausnahme in Hamburg und Sachsen, wo die Friedenspflicht jeweils am 1. Januar und am 1. Februar 2026 endet – so dass um den Jahreswechsel Warnstreiks möglich sind.