Aktuell laufen die Debatten in den Betrieben und den Tarifkommissionen der Holz- und Kunststoff verarbeitenden Industrie über die Forderungen, die die Industriesparte für ihre anlaufende Tarifbewegung aufstellen will. Im Oktober beschließt der Vorstand der IG Metall die offizielle Forderung für die bundesweit 220.000 Beschäftigten bei Möbel-, Platten-, Fertighaus-, Caravan-Herstellern, Automobilzulieferern und weiteren Branchen. In die Entscheidung über die Forderung fließen unterschiedliche Themen ein: von der Lage in den Betrieben, über das Konsumklima bis zur Inflationsrate.
Eine Umfrage der IG Metall in den Betrieben zeigt, worauf es den Beschäftigten in dieser Tarifrunde ankommt: 65 Prozent der Befragten wollen mit einer Lohn- oder Gehaltserhöhung ihre gestiegenen Kosten ausgleichen. Dieses Bild zieht sich durch die unterschiedlichen Branchen und Regionen. Insgesamt schätzt Inga Neumann, verantwortliche Tarifexpertin aus dem Vorstand der IG Metall, die Lage in den Betrieben sehr unterschiedlich ein. „In der Caravan-Branche werden zurzeit andere Gewinne erzielt als bei den Küchenbauern. Unsere Beschäftigten diskutieren über eine solidarische Forderung, die alle Bereiche fair abdeckt.“
Beim Tarifauftakt der Holz- und Kunststoff verarbeitenden Industrie im Sommer in Frankfurt treffen Tarifkommissionsmitglieder aus den Betrieben auf die verantwortlichen Gewerkschaftssekretäre aus den Bezirken. Torsten Marschlich ist Mitglied der Tarifkommission sowie Betriebsrat bei dem Hersteller und Anbieter von Schalungs- und Gerüstsystemen Peri. Er findet, dass neben der guten Arbeitet, die geleistet wird, die Preissteigerungen ein wichtiger Grund dafür sind, warum die Löhne und Gehälter jetzt hoch müssen.
Das sieht auch Kollegin Regina Strobel von Ruf Betten so. „Wir wollen mehr Geld. Die Inflation trifft uns alle, alles wird teurer.“ Dem Bettenhersteller geht es wirtschaftlich gut. „Das erste halbe Jahr konnten wir gute Zahlen erzielen. Nach dem Sommerloch erhoffen wir uns jetzt für das Spätjahr weiter stabile Zahlen.“ Alles zusammengenommen erwartet und hofft die Betriebsrätin auf dauerhaft mehr Geld in den Taschen der Kolleginnen und Kollegen nach der Tarifbewegung.
Anders sieht die Lage bei dem Fertighaushersteller DFH aus. „Die Lage ist momentan ziemlich angespannt. Wir wurden verkauft und befinden uns jetzt auf einem radikalen Sparkurs. Gleichzeitig wurden so viele Mitarbeitende abgebaut, dass wir bereits in Schwierigkeiten geraten, wenn die Produktion wieder anzieht,“ sagt Betriebsrat und ebenfalls Tarifkommissionsmitglied Dietmar Mohr. Dabei sei das größte Tief wohl überstanden, so Mohr. „Es geht langsam wieder bergauf.“ Der Betriebsrat mahnt, dass Fachkräfte fehlen und dafür attraktive Löhne und Gehälter notwendig sind. Das bestätigt auch die Umfrage unter den Beschäftigten. Die Mehrheit von über 60 Prozent hat über einen Jobwechsel nachgedacht oder ist bereits aktiv in einem Bewerbungsprozess.
Ende Oktober werden die Tarifverträge gekündigt, Mitte November starten die Verhandlungen. Am 13. Dezember um 0 Uhr endet die Friedenspflicht, dann können Warnstreiks beginnen. Die Beschäftigten haben bereits in der Umfrage der IG Metall klar gemacht: Eine klare Mehrheit ist bereit, sich für den notwendigen Druck auf die Arbeitgeber an Tarifaktionen zu beteiligen.