12. Dezember 2023
Tarifrunde Eisen und Stahl 2023
Ganztägige Warnstreiks in der Stahlindustrie
Die vierte Verhandlung in der Stahl-Tarifrunde brachte erneut kein Ergebnis. Nachdem IG Metall und Arbeitgeber Annäherungen bei der Arbeitszeit erzielt haben, scheiterte ein Einigungsversuch am frühen Dienstagmorgen vor allem am Geld. Die historischen ganztägigen Warnstreiks legen massiv zu.

Die Beschäftigten weiten im Vorfeld der nächsten Verhandlungsrunde in der Stahlindustrie ihre ganztägigen Warnstreiks massiv aus. Die Verschärfung der Warnstreiks ist eine Reaktion auf die vorausgegangene vierte Verhandlungsrunde in der Stahlindustrie. Auch sie brachte nach 10 Stunden Verhandlungen kein Ergebnis. Die IG Metall fordert 8,5 Prozent mehr Geld und einen stufenweisen Einstieg in die 32-Stunden-Woche. An diesem Freitag steht die nächste Verhandlungsrunde in der nordwest-deutschen Stahlindustrie an.

Allein am Donnerstag, haben alle Duisburger Betriebe begonnen für 24 Stunden ihre Arbeit niederzulegen. Thyssenkrupp Steel Europe, Arcelormittal und HKM – allein an diesen Duisburger Standorten waren es 17.000 Beschäftigte. Im Stahl-lastigen Tarifgebiet Nordrhein-Westfalen haben Stand Freitamittag insgesamt knapp 29.000 Beschäftigte ihre Arbeit ganztägig niedergelegt. Auch in der ostdeutschen Stahlindustrie weitet die IG Metall ihre Warnstreiks aus.

 

So sind die ganztägigen Warnstreiks gestartet

Die 24-Stunden-Streiks in der nordwestdeutschen Stahlindustrie sind am frühen Dienstagmorgen gestartet: Um 4:30 ging es los bei Thyssenkrupp in Finnentrop, um 13 Uhr stieg Outokumpu Nirosta in Krefeld ein, um 14 Uhr dann Thyssenkrupp in Dortmund. Weitere Betriebe folgen nun flächendeckend.

„Wir befinden uns seit heute Mittag 14 Uhr hier am Standort in Dortmund auf der Westfalenhütte im 24-Stunden-Streik. Wir haben Notbelegschaften vereinbart. Alle Anlagen stehen still. Nichts wird produziert. Das ist richtig teuer für den Arbeitgeber“, sagt die Dortmunder Thyssenkrupp-Betriebsratsvorsitzende Kirstin Zeidler.


Arbeitgeber bieten 3,5 Prozent für 19 Monate

Die Arbeitgeber haben eine Erhöhung der Entgelte um 3,5 Prozent angeboten, allerdings erst ab Juli 2024, bei einer Gesamtlaufzeit von 19 Monaten.

Davor sollte es im Januar 2024 eine Einmalzahlung von 1000 Euro als Inflationsausgleich geben.

„Dieses Angebot ist so weit von einem möglichen Endergebnis entfernt, dass wir uns entschieden haben, die Verhandlung zu beenden“, erklärt Giesler. „Ab jetzt werden die Stahlbetriebe 24 Stunden bestreikt. Diese Eskalation haben die Arbeitgeber durch ihr enttäuschendes Angebot sich selbst zuzuschreiben.“

Die IG Metall fordert 8,5 Prozent mehr Geld für 12 Monate.

Abgehakt in den Verhandlungen sind indes die Punkte: Altersteilzeit, Werkverträge und Beschäftigungssicherung. Die bestehenden Tarifverträge zu diesen Themen werden verlängert.
 

Stahlindustrie Saarland: Tarifforderung beschlossen

In der saarländischen Stahlindustrie gelten eigene Tarifverträge. Der Entgelttarif läuft erst am 29. Februar aus. Am Mittwoch hat die Tarifkommission die Forderungen beschlossen: 8,5 Prozent mehr Geld und ein stufenweiser Einstieg in die 32-Stunden-Woche – wie im Nordwesten und Osten. Die Verhandlungen starten Ende Februar.


24-Stunden-Streiks erhöhen Druck auf Arbeitgeber

Die nun beschlossenen 24-Stunden-Streiks der IG Metall treffen die Arbeitgeber hart, weil der wirtschaftliche Schaden deutlich höher ist als bei kürzeren Warnstreiks. Auch am Mittwoch gehen die ganztägigen Warnstreiks weiter.

In Dortmund startete der ganztägige Warnstreik um 14 Uhr mit einer Kundgebung vor dem verschlossenen Werkstor. 150 Beschäftigte nahmen teil – das sind mehr als zum Schichtwechsel normalerweise anwesend sind. Solidarisch zeigten sich auch Rentner, Kollegen von Schaeffler aus Bayern oder gar Kollegen, die gar nicht in der Schicht eingesetzt waren. So auch Kevin Götz: „Für mich steht die prozentuale Erhöhung im Vordergrund. Ich bin noch recht jung und brauche eine langfristige Lohnsteigerung  nicht bloß eine Einmalzahlung. Gleichzeitig bin ich ein großer Befürworter der 32-Stunden-Woche, weil mir die Work-Life-Balance wichtig ist. Deshalb stehe ich an meinem freien Tag mit hier vor dem Tor.“
 

Nächste Verhandlung Freitag

Nach dem Ende der Verhandlung in der nordwestdeutschen Stahlindustrie am frühen Dienstagmorgen hat die IG Metall die für Dienstag geplante Verhandlung für die ostdeutsche Stahlindustrie abgesagt – und verschärft nun ihre Warnstreiks.

„Die Arbeitgeber lassen keine Bereitschaft erkennen, die Entgelte angemessen zu erhöhen und die Arbeitszeit spürbar zu senken“, kritisiert Dirk Schulze, IG Metall-Verhandlungsführer für die ostdeutsche Stahlindustrie. „Damit ist klar: Wir brauchen Warnstreiks jetzt erst recht!“

Die nächste Verhandlung für die nordwestdeutsche Stahlindustrie findet am Freitag in Düsseldorf statt. Die Verhandlungen für die ostdeutsche Stahlindustrie gehen am nächsten Montag weiter.

„Bei diesem dürftigen Angebot der Arbeitgeber brauchen wir für die Mobilisierung der Streiks keine Motivationsrede”, sagte Giesler. Die Verhandlungen gehen am kommenden Freitag in die nächste Runde. Ob es eine Einigung vor Weihnachten geben wird, ist unklar. Fest steht jedoch: „Wir werden unseren Leuten kein Paket mit faulen Kompromissen unter den Baum legen.”

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