Seit zehn Tagen sind sie jetzt im Streik, beim Schrott- und Recyclingunternehmens SRW metalfloat in Espenhain bei Leipzig. Sie lassen sich auch nicht durch juristische Störmanöver des Arbeitgebers beeindrucken.
Heute kamen die DGB-Vorsitzende Yasmin Fahimi und IG Metall-Vorstandsmitglied Nadine Boguslawski zum Streikzelt.
„Unsere Kolleginnen und Kollegen verdienen endlich Respekt“, erklärt Nadine Boguslawski, die im IG Metall Vorstand für Tarifpolitik verantwortlich ist ((Foto oben, vorne, mit roter Jacke). „Respekt für ihre Arbeit für Nachhaltigkeit. Respekt für den gleichen Wert ihrer Arbeit im Vergleich mit anderen Unternehmen. Respekt für ihren leidenschaftlichen Einsatz für ihre Grundrechte als Beschäftigte. Der Arbeitgeber muss endlich verstehen: Wer gute Leute will, braucht einen guten Tarifvertrag.“
Seit März fordern die 180 Beschäftigten einen Tarifvertrag: 8 Prozent mehr Geld, eine Erhöhung des Urlaubs- und Weihnachtsgeldes auf je 1500 Euro, sowie eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit auf 38 Stunden. Nach anfänglich konstruktiven Gesprächen hat der Geschäftsführer im August mitgeteilt, dass das Unternehmen nicht weiter über einen Tarifvertrag verhandeln werde. Fünf Warnstreiks brachten den Arbeitgeber nicht zum Einlenken.
Die Streikenden erhalten täglich zahlreiche Solidaritätsbekundungen aus der ganzen Republik. Viele Bilder, Videos und Nachrichten mit Grußbotschaften hängen bereits im Streikzelt. Diese geben Rückenwind und machen Mut für die Auseinandersetzung.
Die DGB-Vorsitzende Yasmin Fahimi (Mitte) besuchte am Freitag die Streikenden bei SRW metalfloat
„Es ist Euer gutes Recht für gute Bezahlung und gute Arbeitsbedingungen zu kämpfen. Bis jetzt verweigert Euch Euer Arbeitgeber genau dieses“, schreiben etwa die Mitglieder der Tarifkommission der IG Metall für die Schrott- und Recyclingwirtschaft, darunter Betriebsräte aus Schrott- und Recycling-Betrieben bundesweit. „In den letzten Jahren waren die Gewinne in der Schrott- und Recyclingwirtschaft sehr gut. Die Gewinne wurden eingesteckt – und die Inflation dürft Ihr alleine tragen. So nicht!“
Die Geschäftsführung der Scholz Recycling Gruppe – dahinter steckt ein chinesischer Konzern – versucht, die Streikenden kleinzumachen. Schon vor Beginn des Streiks wurden Barrikaden vor dem Werkstor errichtet und fremdes Sicherheitspersonal beauftragt, um die Kolleginnen und Kollegen an der Ausübung ihres Grundrechts auf Streik zu hindern.
Per einstweiliger Verfügung beim Arbeitsgericht hat die Scholz Recycling Gruppe nun erreicht, dass das Streikzelt vor dem Werkstor umgestellt werden muss. „Das Urteil des Leipziger Arbeitsgerichts ist ein massiver Eingriff in unseren berechtigten Arbeitskampf und damit ein Angriff auf das durch das Grundgesetz geschützte Streikrecht“, meint Michael Hecker, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Leipzig. „Wir lassen die Entscheidung jetzt durch das Landesarbeitsgericht überprüfen. Dem Arbeitgeber sei gesagt: Durch juristische Maßnahmen wird es kein Ende der Arbeitsniederlegung geben. Die Kolleginnen und Kollegen sind entschlossener denn je, für die erstmalige Tarifbindung zu kämpfen.“
„Wir verdienen hier knapp über Mindestlohn und das für eine sehr harte Arbeit. Wir sind streikbereit“, erklärt Kathrin Kroll, die bei SRW Schrott sortiert und Mitglied der IG Metall-Tarifkommission ist. „Wir sehen keine andere Möglichkeit, als mit einem Streik unserer Forderung nach einer Tarifbindung bei SRW Nachdruck zu verleihen. Gemeinsam mit der IG Metall sind wir jederzeit bereit, am Verhandlungstisch konstruktiv mit der Geschäftsführung über mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen zu verhandeln.“
89,3 Prozent der IG Metall-Mitglieder bei SRW in Espenhain haben am 6. November bei einer Urabstimmung für einen unbefristeten Erzwingungsstreik gestimmt.
„Das Ergebnis der Urabstimmung zeigt, dass die Kolleginnen und Kollegen bei SRW geschlossen zusammenstehen. Unser Ziel ist ein Tarifvertrag bei SRW. Die Geschäftsführung verweigert weiterhin konsequent Verhandlungen. Daher bleibt uns als letztes Mittel nichts anderes übrig, als einen unbefristeten Streik zu starten“, erklärt Michael Hecker, Verhandlungsführer und Zweiter Geschäftsführer der IG Metall Leipzig. „Wir haben in den Verhandlungen seit März und in mehreren Warnstreiks deutlich gemacht, dass Lösungen des Tarifkonflikts möglich sind. Der Arbeitgeber hat sich seit August weiteren Tarifverhandlungen verweigert und kein Angebot unterbreitet.“
SRW-Beschäftigte beim Aufbau zu Beginn des Streiks am 8. November.
Das Unternehmen SRW metalfloat in Espenhain gehört als 100-prozentige Tochter zur Scholz Recycling Gruppe mit Sitz in Essingen in Baden-Württemberg. Mit der Rückgewinnung von Metallen wie Kupfer, Aluminium und Eisen erwirtschaftet die Scholz Gruppe Umsätze in Milliardenhöhe.
2016 übernahm die Chiho Environmental Group Limited die Scholz Gruppe für einen Euro. Chiho ist nach eigenen Angaben Chinas größtes Schrottrecyclingunternehmen und eines der größten börsennotierten globalen Unternehmen dieser Art. Das in Hongkong residierende und auf den Cayman Islands registrierte Unternehmen unterhält in Asien, Europa und Nordamerika mehr als 200 Verarbeitungsbetriebe und Werftbetriebe.
Von den gut 1,6 Milliarden Euro Umsatz allein bei der Scholz-Gruppe erwirtschaften die Beschäftigten bei SRW in Espenhain rund 22 Prozent. Nach Berechnungen der IG Metall entspricht das fast 2 Millionen Euro Umsatz je Beschäftigtem.
Doch einen Tarifvertrag mit höheren Löhnen will die Geschäftsführung den Beschäftigten nicht gewähren. Die Löhne bei SRW liegen weit unter Tarif, rund 600 Euro unter denen vergleichbarer Betriebe in der Schrott- und Recyclingbranche.
Aktuelle Nachrichten und Hintergründe zu SRW bei der IG Metall Leipzig
Wenn ihr Solibotschaften schicken wollt, sendet diese bitte an: soli-srw(at)igmetall.de
Spenden für die Streikenden gehen an:
IG Metall
IBAN: DE 23 5005 0000 0000 0010 40
Verwendungszweck: Soli SRW