Studieren: Bachelor
Zu viele Stunden – zu wenig Praxis

Mit dem Bologna-Prozess werden die bisherigen Diplomabschlüsse durch den neuen zweistufigen Bachelor- und Masterabschluss ersetzt. Bei der Umsetzung liegt noch einiges im Argen. Studierende klagen über eine zu hohe Arbeitsbelastung bei schlechter Ausstattung der Hochschulen.

4. Januar 20104. 1. 2010


Mit der sogenannten Bologna- Reform sollte alles besser werden: leichtere Mobilität innerhalb Europas, vereinfachte Anerkennung von Prüfungsleistungen, mehr Praxis und geringere Abbrecherquoten, insbesondere in den MINT Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik). Die Realität sieht anders aus. Bei den Ingenieuren ist die Abbrecherquote gestiegen, und vor allem die Technischen Universitäten sehen den Bachelor als „Zwischenprüfung“ auf dem Weg zu Master.

Kritik an den neuen Abschlüssen
Die Probleme der neuen Abschlüsse sind bekannt: zu große Arbeitsbelastung von bis zu 1800 Stunden im Jahr und zu schlechte Ausstattung der Universitäten und Fachhochschulen, dort fehlen Milliardenbeträge.

Auch das Überangebot an Spezialstudiengängen sorgt für Verwirrung, allein für Ingenieure gibt es 1443 Bachelor- und 1002 Masterstudiengänge. Der fehlende Praxisbezug und willkürlich gesetzte Leistungsnachweise lassen vor allem Studierende ohne Hochschulreife früh scheitern. Studiengebühren schrecken zusätzlich ab, wo sie existieren, fordert die IG Metall deshalb, sie abzuschaffen.

Studium ohne Abitur
Auch ohne Abitur ist ein Studium möglich. Mit dem Meister oder Techniker kann man direkt an die Uni oder die FH, als Kaufmann oder als Facharbeiter braucht man drei Jahre Berufserfahrung und eine Eignungsprüfung.

In Rheinland-Pfalz genügen zwei Jahre Berufserfahrung und statt der Prüfung reicht ein Beratungsgespräch. Durch eine Berufsausbildung erworbene Kompetenzen können bis zu 50 Prozent angerechnet werden.

Berufsaussichten
Der neue Abschluss wird, zumindest bei Ingenieuren, von der Wirtschaft gut angenommen. Im Schnitt finden Absolventen nach drei Monaten einen Job. Bis zu drei Viertel der Uni- Absolventen hängen noch einen Master dran, FH-Absolventen wechseln zu 60 Prozent direkt in den Job.

Einschnitte gibt es jedoch beim Gehalt, Bachelor verdienen 16 bis 20 Prozent weniger als Diplom- oder Masterabsolventen. Das ergab eine Befragung von 35000 Absolventen. Die IG Metall hat in ERA-Verträgen sichergestellt, dass der Bachelor wie ein FH-Diplom und der Master wie ein Uni-Diplom einzugruppieren ist.

Beratung
Wer sich für ein Studium interessiert, sollte sich gut beraten lassen. Kontaktadressen und weitere Informationen zu dem Thema gibt es im Bildungsportal der IG Metall oder IG Metall-Verwaltungsstelle vor Ort.

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