16. Juni 2020
Gesundheitsschutz hat höchste Priorität bei Wiederanlauf
Wie der Autobauer Opel wieder hochfährt
Nach drei Monaten Corona-Pause hat Opel in Rüsselsheim die Produktion wieder hochgefahren. Der Schutz der Gesundheit hat dabei höchste Priorität. Für jeden Bereich haben Betriebsrat und Geschäftsleitung passgenaue Maßnahmen gestaltet, mit Unterstützung der IG Metall-Vertrauensleute vor Ort.

5 Uhr morgens am Portal 48 bei Opel in Rüsselsheim: Nach drei Monaten Corona-Pause stehen die Beschäftigten zur Frühschicht an – mit Abstand. Hinter dem Tor erhalten sie Masken – vier für jeden Beschäftigten am Tag – und eine Flasche Desinfektionsmittel. Wer einverstanden ist, erhält noch eine Fiebermessung mit einem Infrarotgerät.

Die Beschäftigten in der Schlange sind gelassen. Alles gut. Sicherheit geht vor.

Drei Monate lang waren sie zuhause, in Kurzarbeit Null. Geld haben sie dabei kaum verloren: Der Betriebsrat hat durchgesetzt, dass Opel ihr Kurzarbeitergeld aufstockt – auf 94 Prozent ihres normalen Entgelts.


Gesundheitsschutz hat höchste Priorität

Der Schutz der Gesundheit der Beschäftigten hat für den Betriebsrat beim Wiederanlauf der Produktion höchste Priorität. Dazu hat der Betriebsrat eine Betriebsvereinbarung mit dem Arbeitgeber ausgehandelt – und noch einmal für jeden einzelnen Bereich und jede Tätigkeit in Gefährdungsbeurteilungen die Risiken ermittelt und spezielle Maßnahmen gestaltet.

Neben dem Schutz vor Corona hat der Betriebsrat darauf geachtet, dass die Belastungen für die Beschäftigten nicht zu groß werden.

„Wir hatten immer die richtige Balance im Blick: so viel Schutz wie nötig, so wenig zusätzliche Belastungen wie möglich“, erklärt Betriebsrat Antonio Petruzzi-Manganiello. „Stundenlang mit Maske arbeiten etwa ist extrem anstrengend. Daher haben wir durchgesetzt, dass die Beschäftigten zusätzliche Pausen bekommen.“

In Petruzzis Bereich, in Halle K170/171, wo der „Insignia“ montiert wird, gibt es fünf Minuten Extrapause in der Stunde. Die Beschäftigten dürfen jederzeit raus aus der Linie, zum Maske wechseln und zum Desinfizieren. Ältere Beschäftigte können sich zusätzliche Auszeiten nehmen. Um das zu ermöglichen, ist mehr Personal da, als eigentlich in der Schicht benötigt wird.


Passende Maßnahmen für jede Tätigkeit

In den Hallen kleben über 30 Kilometer Bauband auf den Böden, um die Sicherheitsabstände zu kennzeichnen. Hunderte laminierte Schilder weisen auf sicheres Verhalten hin. Tische und Werkzeuge werden stündlich desinfiziert. Zur Entsorgung verbrauchter Masken gibt es Extra-Mülltonnen.

Dazu kommen die speziellen Maßnahmen für einzelne Tätigkeiten. Bei der Türmontage in Halle 170/171 etwa können die Beschäftigten den Abstand von 1,50 Meter unmöglich immer einhalten. Daher tragen sie neben den Masken zusätzlich Gesichtsschutzschilder.

Solche speziellen Maßnahmen hat der Betriebsrat mit Unterstützung der IG Metall-Vertrauensleute vor Ort erarbeitet. „Unsere Vertrauensleute können das am besten beurteilen“, erklärt Umut Sönmez, Betriebsrat und Leiter der IG Metall-Vertrauensleute bei Opel in Rüsselsheim. „Sie sind am nächsten dran, an den Arbeitsplätzen und an ihren Kolleginnen und Kollegen. Daher ist es uns wichtig, dass die Vertrauensleute immer eingebunden sind.“

Drinnen in Halle 170/171 warten die Insignias seit drei Monaten auf den Bändern. Zunächst gibt es für jede Gruppe eine Sicherheitsunterweisung durch den Meister. Um 6:56 Uhr ist es dann soweit: Die Bänder laufen an. Und der erste fertige Insignia nach drei Monaten Corona-Pause rollt herunter.


Corona-Krise

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